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Rechtsextreme Marktbereinigung

Neues von ganz rechts - Jänner 2022

 

Der Umbruch in der rechtsextremen Medienlandschaft Österreichs geht weiter. Mit Ende 2021 stellten gleich drei traditionsreiche Organe ihr Erscheinen ein: die Periodika der im Grenzbereich zum Neonazismus operierenden, formal als Partei konstituierten Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AfP). Der Weitblick (Mitteilungsblatt der AfP Kärnten und Steiermark) erschien im September zum letzten Mal. Begründet wurde dies mit "Kostengründen", aber auch damit, dass die Verbreitung von Druckwerken "immer schwieriger" geworden sei, zumal "Medien verschiedenster Art [...] immer mehr Platz" einnähmen. Fortan wolle man verstärkt online aktiv sein. Ähnliches war in etwa zeitgleich der letzten Ausgabe des Wiener Beobachters (Organ der AfP für Wien, Niederösterreich und das Burgenland) zu entnehmen. Mit dem Jahreswechsel 2021/2022 und Ausgabe Nr. 571 verabschiedete sich schließlich auch das Zentralorgan der AfP: die Kommentare zum Zeitgeschehen, die 1963 ihr Erscheinen aufgenommen hatten.

 

Die Einstellungen fügen sich in einen seit Jahren andauernden Prozess der Neuordnung des rechtsextremen Medienmarktes ein. Im Zuge dessen entstanden neue Erzeugnisse, die – wie etwa Ronald Seunigs alles roger? – zum Teil bereits wieder vom Markt verschwanden, während vor allem solche mit starker Online-Orientierung sich dort etablieren konnten und im Zuge dessen alteingesessene Player verdrängten. Die Fakten stellten 2018 ihr Erscheinen ein, PHOENIX mit dem Tod seines Machers Walter Ochensberger 2021. Die Aula wurde 2018 durch das Magazin Freilich ersetzt, die Neue Ordnung benannte sich um und der Eckart unterzog sich einem Relaunch (siehe: Rechtsextremer Relaunch).

 

Fixer Bestandteil der AfP-Kommentare war stets eine Rubrik, in der – neben Nachrufen auf verstorbene Neonazis, Solidaritätsadressen an deren inhaftierte Gesinnungsgenossen und Bitten um "Ihre Kampfspende" – weitere Medien zum Konsum bzw. zur Lektüre empfohlen wurden. Darunter befanden sich neben den schon genannten auch neuere Mitbewerber wie Info-DIREKT und der WOCHENBLICK sowie als Nicht-Printmedium Servus-TV ("[d]er einzige objektive TV Sender Österreichs") unter besonderer Würdigung der dort wöchentlich ausgestrahlten Sendung Der Wegscheider.

 

 

Für eine ausführlichere Darstellung der rechtsextremen Medienlandschaft Österreichs und ihrer Transformationen in jüngerer Vergangenheit vgl. den Artikel von Bernhard Weidinger im DÖW-Jahrbuch 2021: Medien von heute für eine Zukunft von gestern. Ein publizistisches Panorama des österreichischen Rechtsextremismus.

 

 

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Bernhard Weidinger

Ein publizistisches Panorama des österreichischen Rechtsextremismus
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