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Fluch, Alois

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Флюх Алоис

Geboren: 23.04.1901, Mitterdorf (Steiermark)

Beruf: Mechaniker, Bergmann

Letzter Wohnort in Österreich: Grünberg am Schneeberg (NÖ)

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1926

Wohnorte in der Sowjetunion: Kzyl-Orda (Kasachstan)

Verhaftet: 29.07.1941

Anklage: Spionage

Urteil: 31.03.1942, Sonderberatung (OSO), Tod durch Erschießen

Rehabilitiert: 30.04.1989, Staatsanwaltschaft der Kasachischen SSR

Emigrationsmotiv: Uhlfeld-Kolonie

Schicksal: erschossen

 

Alois Fluch wurde 1901 in Mitterdorf im Mürztal geboren. Im Alter von zwei Monaten verlor er seine Eltern. Seine Pflegemutter übersiedelte mit ihm nach Deutschland, wo das Kind in verschiedenen Familien in Hamborn-Marxloh (heute ein Stadtteil von Duisburg) aufwuchs. Nach der Pflichtschule absolvierte Fluch eine Schlosserlehre in den Krupp-Werken. Er arbeitete später als Schlosser und als Fuhrmann im Kohlebergbau. Anfang der 1920er-Jahre kehrte Fluch nach Österreich zurück, wo er in Grünbach am Schneeberg im Bergbau arbeitete. Im März 1926 schloss er sich einer von Karl Uhl, dem Obmann der Republikanischen Vereinigung ehemaliger Kriegsteilnehmer und Kriegsopfer Österreichs, organisierten Auswanderergruppe an. Mit staatlicher Unterstützung durch österreichische und sowjetische Behörden wanderten mehr als 200 meist arbeitslose Handwerker aller Art nach Kasachstan aus, um in Kzyl-Orda (Kyzyl-Orda, früher Perovsk) am Fluss Syr-Darja die so genannte Uhlfeld-Kolonie (Imcommune Uhlfeld) zu gründen. Alois Fluch verließ die Kolonie erst im April 1927, als sie sich offiziell auflöste. Zusammen mit einigen anderen Uhlfeld-Kolonisten gründete er in der Folge das österreichische Artel Солидарность (Solidarität), eine Art Genossenschaft, die im Baugewerbe tätig war, anfangs in Kzyl-Orda, später in Alma-Ata (Алматы). Im Juni 1933 übersiedelte Fluch mit seiner Familie von Alma-Ata nach Gulja (Kuldscha, kasachisch Құлжа, chinesisch Yining) in China, weil sich die Lebensbedingungen in der Sowjetunion immer mehr verschlechterten.

 

Alois Fluch wurde im Sommer 1939 in Sinkiang verhaftet. 1941 wurde er dann vom NKVD aus Gulja in die Sowjetunion verschleppt, dort am 29. Juli 1941 "offiziell" verhaftet. Er wurde der Spionage beschuldigt und am 31. März 1942 zum Tode verurteilt. Das Datum der Hinrichtung ist nicht bekannt.

 

Auch Fluchs Lebensgefährtin, die Witwe Maria Schlager geb. Zottl (geb. 27.10.1894 in Willendorf im Bezirk Neunkirchen), und ihre beiden Söhne Martin (geb. 25.03.1915 in Grünbach am Schneeberg) und Franz (geb. 04.01.1917 in Grünbach am Schneeberg) kamen als Mitglieder der Auswanderergruppe nach Kasachstan. Fluch und Schlager heirateten in Alma-Ata, die Kinder behielten jedoch den Namen Schlager. Nach der Verhaftung Fluchs in Sinkiang und seiner Auslieferung an die Sowjetunion lebte Maria Fluch-Schlager mit der Familie bis zur Jahreswende 1948/49 in China, dann wanderte sie nach Kanada aus. Vom weiterem Schicksal von Alois Fluch erfuhr die Familie erst im Jahr 2016.

 

Zur Familie gehörte auch Robert Strach, geboren 1933 in Gulja, der Sohn von Rudolf Strach, der das einzige Mitglied der Uhlfeld-Kolonie mit deutscher Staatsbürgerschaft gewesen war. Strachs russische Frau war früh gestorben und als er 1941 von sowjetischen Grenztruppen verhaftet wurde, nahm Maria Fluch-Schlager Robert Strach in die Familie auf.

 

Der Wiener Alfred Höflinger, der ebenfalls über die Uhlfeld-Kolonie nach Gulja/Yining gekommen war, wurde einen Tag vor Fluch verhaftet und am gleichen Tag wie Fluch und Strach zum Tode verurteilt. Am 31. März 1942 wurden noch weitere ehemalige Uhlfeld-Kolonisten wegen Spionage in Alma-Ata zum Tod verurteilt, nämlich Hugo Blasch, Marjan Kloc, Franz Konetschny, Heinrich Leeb, Johann Pfliegel und der bereits genannte Rudolf Strach. Auch einige andere in Sinkiang lebende Ausländer, der Abenteurer Julius Fuchs aus Steyr, der tschechische Staatsbürger Friedrich Kotin (Котин Фридрих Иосифович) und der Este Karl Jürgenson (Юргенсон Карл Александрович) wurden an diesem Tag in Alma-Ata zum Tode verurteilt.

 

 

Quelle: lists.memo.ru, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), ÖStA, Familie, Archiv DVD

Zur Uhlfeld-Kolonie siehe Barry McLouhglin/Hans Schafranek/Walter Szevera, Aufbruch. Hoffnung. Endstation. Österreicherinnen und Österreicher in der Sowjetunion 1925-1945, Wien 1997, S. 49-69.

 

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