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FPÖ wirbt mit Antisemitismus

Neues von ganz rechts - November 2002

Dass die FPÖ nach dem "Putsch" von Knittelfeld wieder wird, was sie war, zeigt sich auch im Kleinen. So versandte die FPÖ-Ortsgruppe Kaumberg (NÖ) Mitte November zusammen mit einem mehrseitigen Flugblatt die von der rechtsextremen Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP) herausgegebene antisemitische Agitationsschrift "Krisengebiet Nahost" von Richard Melisch.

Die FPÖ-LokalpolitikerInnen Erika und Leopold Grandl, Bernhard Kulhanek und Christian Hafenecker warnen in ihrer Postwurfsendung einmal mehr vor "Überfremdung". Über die beigelegte AFP-Broschüre schreiben sie: "Ein Augenzeuge der Wirklichkeit [Melisch] bringt Ihnen einen Überblick über Geschichte, Wurzeln und Tatsachen des Konfliktes, die uns auch in Österreich berührt [sic!] und interessieren sollten. Die arabischen Völker des Nahen Ostens waren immer unsere Freunde - wir sollten diese Freundschaft nicht auf das Spiel setzen, nur um z.B. den USA gefällig zu sein."

Was beinhaltet nun diese Broschüre, welche von der Kaumberger FPÖ verschickt wurde? Melisch ortet im Nahen Osten zunächst "drei Konfliktparteien", wovon zwei "von außen eingedrungen" sind: "der global organisierte, politisch und weltwirtschaftlich agierende, territorial nicht fassbare ZIONISMUS" und die USA. Ihnen gegenüber stünden der "Noch-nicht-Staat Palästina" und Israels Nachbarstaaten, welche "über die Jahre größere und kleinere Landesteile an Israel infolge von militärischen Überfällen verloren haben". (S. 2) Auch mit länger zurückliegenden Ereignissen nimmt es Melisch nicht so genau: Im historischen Palästina lebten angeblich nur "fleißige Bewohner muslimischer oder christlicher Religion". Die Juden und Jüdinnen verortet der von der Kaumberger FPÖ zum "Augenzeugen der Wirklichkeit" geadelte Melisch zu Beginn des Ersten Weltkrieges woanders, nämlich in New York. Dort würde man "die großen Bankhäuser und Verleiher, die mächtigen Bosse der Börsen" (S. 6) finden. Einer von ihnen, "Jakob Schiff vom Bankhaus Kuhn und Loeb", habe "das Zarenreich wegen seiner judenfeindlichen Politik mit alttestamentarischem Haß verfolgt". (Ebenda)

Da Melisch vor der allzu deutlichen Benennung des Feindbildes zurückschreckt, spricht er entweder von "Zionisten" (sogar Karl Kautsky wird bei ihm dazu!) oder beschränkt sich auf die Stigmatisierung durch Nennung "jüdischer" Namen. Die auch als "Herren über Kredite und Zinsen" kenntlich gemachten Juden würden laut Melisch an den "Kriegen zwischen den Weltmächten" (S. 8) profitieren. Es ist die obligate jüdische Weltverschwörung, die Melisch zu entlarven versucht: Hinter allem und jedem stehen die "Zionisten" oder "Hintermänner aus der Hochfinanz". (S. 12) Ebenfalls nicht fehlen darf in der AFP-Broschüre die Nazi-Mär von der "Kriegserklärung der Zionisten an das Deutsche Reich". (Ebenda) Auch die Behauptung, die USA orientierten sich bloß an den Interessen "von nicht greifbaren, interkontinental agierenden Spekulierern und Verleihern, die völkerzerstörend mal hier, mal dort, ganze Volkswirtschaften [...] ruinieren" (S. 23), entstammt unmittelbar der antisemitischen Propagandaküche. Melisch stößt sich aber nicht nur an der angeblichen jüdischen Beherrschung der USA, sondern auch an ihrem Charakter als multikultureller Staat. Laut dem "Augenzeugen der Wirklichkeit" würden in Washington "fünfundneunzig Prozent Neger" (S. 25) leben! Zurück im "Krisengebiet Nahost", verlangt Melisch eine Anerkennung der "arabischen Befreiungsorganisationen als legitime Widerstandsbewegungen gegen die zionistischen Besatzer": "Denn wer JA sagt zu dem Freiheitskampf eines George Washington, einer französischen Résistance, eines Mahatma Gandhi, eines Andreas Hofer, muss auch JA sagen zur Hizbollah, zur Fatah, zur Hamas!" (S. 31) Enden lässt Melisch seine antisemitischen Ausfälle mit einem Wunschtraum über ein Palästina, in welchem "kein Raum mehr [wäre] für ein Volk, das sich aufgrund seiner selbst proklamierten Auserwähltheit besondere Vorrechte anmaßt". (S. 35)

 

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