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Burschenschaftlicher Bruch mit dem Antisemitismus?

Neues von ganz rechts - April 2015

FPÖ-LAbg. Udo Guggenbichler, "Alter Herr" der Burschenschaft Albia, weiß aus seiner "langjährigen persönlichen Erfahrung [...], dass Antisemitismus keinen Platz in den Korporationen haben darf". (APA-OTS, 21. 4. 2015) Darum unterzeichnete er "gemeinsam mit anderen prominenten Vertretern von schlagenden Studentenverbindungen [...] eine Erklärung, um der Israelitischen Kultusgemeinde das Bemühen für ein von gegenseitiger Achtung geprägtes Verhältnis zu zeigen". (Ebenda) In dieser "Hoffnung auf eine Verbesserung der Beziehungen" zur IKG verurteilen die nicht näher genannten Unterzeichner dann "ausdrücklich und ohne jegliche Einschränkung jede Form von Antisemitismus und bedauern die antisemitischen Bekundungen einzelner Mitglieder, Korporationen oder Verbände, die in der Vergangenheit getätigt wurden. Insbesondere wird das Unrecht, das jüdischen Mitgliedern in Studentenverbindungen zugefügt wurde, als unvereinbar mit unseren waffenstudentischen Prinzipien betrachtet. Die sogenannten 'Waidhofner Beschlüsse' sind seit langer Zeit obsolet und hatten für zahlreiche Verbindungen nie Geltung. Gleichzeitig verpflichten sich die Unterzeichner, auch in Zukunft für einen verständnisvollen und von gegenseitiger Achtung geprägten Umgang einzutreten." (Ebenda)

 

Auch wenn Guggenbichler es vermag, noch in einer Distanzierung Apologetisches einzustreuen - z. B. waren unter den "zahlreichen Verbindungen", für welche die "Waidhofner Beschlüsse" keine Geltung hatten, gerade einmal vier akademische Burschenschaften zu finden - ist diese grundsätzlich zu begrüßen. Jedoch bleibt es offen bzw. den Verfassern überlassen, was eigentlich als antisemitisch verstanden wird. Darum werden wohl auch nach dem Gültigwerden dieser "Erklärung" etwa im Zentralorgan der völkischen Korporierten, der Grazer Aula, weiterhin antisemitische Texte zu finden sein - in der aktuellen Ausgabe (3/2015) hetzt z. B. Richard Melisch gegen den "umtriebigen jüdischen Spekulanten" Georg Soros (siehe: NS-Apologie, "Revisionismus" und Antisemitismus in der Aula ») . Es ist anzunehmen, dass die dafür verantwortlichen "Alten Herren" darin eben keinen Antisemitismus sehen.

 

Daneben erschöpft(e) sich der Antisemitismus im völkisch-korporierten Milieu nicht in einzelnen "Bekundungen", vielmehr ist er strukturell verankert - als die "negative Seite" der (deutschen) Volksgemeinschaftsideologie, wie dies die Deutschnationale Volkspartei 1920 betonte. (1) Ein tatsächlicher Bruch mit dem Antisemitismus wäre demnach nicht zu haben ohne Bruch mit dieser Ideologie.

 

 

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