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"Sie gingen den anderen Weg" - Organisierter Widerstand in Österreich

Die "vorbeugenden" Massenverhaftungen bekannter SozialistInnen unmittelbar nach dem "Anschluss", die Flucht bzw. erzwungene Ausreise vor allem der jüdischen FunktionärInnen sowie die rigorosen Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes führten dazu, dass der sozialistische Widerstand in einzelne, voneinander isolierte Gruppen zerfiel. Fast alle wurden durch die Tätigkeit von Spitzeln und Verrätern von der Gestapo zerschlagen.

 

SozialdemokratInnen leisteten auch Fluchthilfe für politisch und als Juden gefährdete Menschen. So verhalf Muriel Gardiner, die spätere Frau des Obmanns der Revolutionären Sozialisten Joseph Buttinger, zahlreichen GesinnungsfreundInnen zur Flucht in die USA.

 

Käthe Leichter mit ihren Söhnen (Foto: DÖW)

 

 

 

 

Dr. Käthe Leichter mit ihren Söhnen Franz und Heinz  (Foto: DÖW)

Zu den ersten Opfern des Gestapo-Spitzels Hans Pav zählte die Sozialdemokratin Käthe Leichter, Sozialwissenschafterin und frühere Leiterin des Frauenreferats der Wiener Arbeiterkammer. Käthe Leichter, die wegen ihrer alten Mutter noch in Wien geblieben war, wurde am 30. 5. 1938 von der Gestapo festgenommen und am 14. 10. 1939 vom Landesgericht Wien zu sieben Monaten schwerem Kerker verurteilt. Nach "Rücküberstellung" zur Gestapo Wien im Dezember 1939 wurde sie in das KZ Ravensbrück überstellt und im März 1942 in der nationalsozialistischen Euthanasieanstalt Bernburg im Rahmen der Aktion "14f13" vergast.

 

 

 

Bruno Kreisky in Schweden (Foto: DÖW) 

Dr. Bruno Kreisky (1911-1990), von 1970 bis 1983 österreichischer Bundeskanzler, wurde im März 1938 als bekannter Sozialdemokrat (und Jude) von der Gestapo verhaftet. Ihm wurde - fälschlicherweise - zur Last gelegt, am Aufbau des Kommunistischen Jugendverbandes mitgewirkt zu haben. Kreisky wurde im Hotel "Metropole" schwer misshandelt. (Foto: DÖW)

 

"Am Schreibtisch des Gestapo-Mannes saß einer meiner Mitgefangenen. Sofort wurde mir klar: Er war ein Spitzel. In einer Zelle von sechzehn Leuten saß also ein Gestapo-Agent, der offenbar auf einen in dieser Zelle angesetzt war. Aber auf wen? [...] Ich habe dann ein sehr unangenehmes und brutales Verhör durchgemacht. Halb bewusstlos und blutüberströmt kam ich zurück in die Zelle. Mit einem 'Überschwung', so nannte man die breiten Militärgürtel, hatte man mir zwei Zähne ausgeschlagen."

Bruno Kreisky wurde mit der Auflage, das Deutsche Reich so rasch wie möglich zu verlassen, am 8. 8. 1938 aus der Gestapo-Haft entlassen; er flüchtete nach Schweden.

 

 

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