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Die Etablierung der Gestapo-Leitstelle Wien

Nach der Zerschlagung der österreichischen Polizeibehörden setzte Heinrich Himmler zwei Sonderstäbe zur Koordinierung des Aufbaus der Ordnungs- (= Schutzpolizei, Gendarmerie) und Sicherheitspolizei (= Gestapo, Kriminalpolizei) ein. In einem Erlass vom 15. März 1938 legte der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Reinhard Heydrich die Aufgaben- und Kompetenzverteilung der österreichischen Gestapo-Leitstellen fest. Leiter der Gestapo Wien wurde der Münchner Gestapomann Franz Josef Huber.

 

Gleichzeitig erfolgten massenhafte Verhaftungen österreichischer Juden und bekannter Gegner des NS-Regimes; diese wurden nicht nur von Gestapobeamten, sondern auch von Angehörigen der SS und SA sowie Mitgliedern und Mitläufern der NSDAP festgenommen.

 

Am 1. April 1938 nahm die Gestapo-Leitstelle Wien den Dienstbetrieb im Hotel "Metropole" (Morzinplatz 5 bzw. Salztorgasse 6) auf. Am gleichen Tag erfolgte der erste Transport österreichischer Häftlinge in das Konzentrationslager Dachau.

 

Transportliste DachauTransportliste DachauTransportliste Dachau

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die österreichischen Nationalsozialisten, vor allem jene im Justiz- und Sicherheitsapparat, hatten schon vor dem "Anschluss" Listen mit Gegnern des NS-Regimes erstellt. Der Häftlingstransport am 1. April 1938 setzte sich vor allem aus Funktionären des Regimes 1933-1938 sowie prominenten Sozialdemokraten und Juden zusammen.

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General Wilhelm Zehner (Foto: DÖW)

General Wilhelm Zehner, Staatssekretär im österreichischen Verteidigungsministerium, wurde in der Nacht vom 10. auf den 11. 4. 1938 im Zuge seiner Verhaftung von Gestapobeamten erschossen. Die NS-Behörden stellten seinen Tod als Selbstmord dar.

 

Foto: DÖW

 

 

"Ich sprang daraufhin aus dem Bett und in diesem Augenblick stürzten zwei mir fremde Männer bei der Tür des Schlafzimmers herein. Der eine Mann ging auf meinen Gatten zu, fasste diesen am Arm und schob ihn vor sich her in das anschließende Herrenzimmer. […] Ich stürzte in den Salon, schaltete die Lusterbeleuchtung ein und in diesem Augenblick hörte ich eine Schussdetonation und sah meinen Mann, der gestanden ist, nach rückwärts umfallen. Der Fremde stand neben ihm, hatte eine Pistole in der Hand, nahm die Hand meines Gatten und versuchte, ihm die Pistole in die Hand zu drücken. Dies gelang ihm jedoch nicht und die Hand meines Gatten fiel herunter und ebenso die Pistole. […] Ich wurde verhört und das ganze Verhör hatte den Inhalt, dass ich glauben sollte, mein Mann hätte Selbstmord begangen."

 

Zeugenaussage Maria Zehners am 28. 1. 1951 vor dem Landesgericht Wien als Volksgericht im Verfahren gegen Josef Junker, Johann Mösslacher und Franz Hemetsberger.

   

 

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