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Wludarczyk, Josef

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Влударчик Йозеф Иозефович (Иосиф Иосифович)

Geboren: 15.11.1900, Wien

Beruf: Lehrer

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 01.11.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Leningrad, Saratov, Moskau

Verhaftet: 27.09.1937, Moskau

Anklage: Spionage für die österreichische Polizei; antisowjetische Tätigkeit

Urteil: 13.10.1937, Trojka, Tod durch Erschießen

Gestorben: 23.10.1937, Saratov

Rehabilitiert: 31.03.1989, Staatsanwaltschaft des Gebietes Saratov

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: erschossen

 

Der Lehrer Josef Wludarczyk wurde 1900 in Wien geboren. Im Jänner 1919 wurde Wludarczyk Mitglied der KPÖ und gründete die KP-Ortsgruppe in Wien-Hietzing, wo er auch Bezirksarbeiterrat war. Angeblich wegen politischer Verfolgung musste er emigrieren und fuhr mit falschen Papieren 1921 als ehemaliger russischer Kriegsgefangener nach Petrograd. Im Auftrag der Partei war Wludarczyk unter deutschsprachigen Arbeitern in Turkmenistan, Odessa und in der Deutschen Wolgarepublik unterwegs. 1927 wollte er nach Österreich zurückfahren, weil er von der österreichischen Justiz nicht mehr verfolgt wurde. Im Juli 1929 bekam Wludarczyk nach Vorlage seines Heimatscheines einen Pass von der österreichischen Gesandtschaft, dabei teilte er den Diplomaten mit, er werde als Anhänger Trockijs angefeindet und sei 1928 aus der VKP (b) ausgeschlossen worden. Nach Ablauf der Aufenthaltsgenehmigung kehrte Wludarczyk 1930 nach Wien zurück. Mitglied der KPÖ war er 1918-1920, der VKP (b) 1921-1930. Im November 1934 flüchtete Wludarczyk abermals in die UdSSR, angeblich wegen politischer Verfolgung; einer Version zufolge wegen Herausgabe einer illegalen Zeitschrift, nach einer anderen wegen Auffindung eines von ihm verwalteten Waffenlagers.

 

Als Wludarczyk im Moskauer Hotel Balčug mit anderen Schutzbündlern auf die Zuweisung eines Arbeitsplatzes wartete, verteidigte er die Rolle Trockijs in der russischen Revolution und machte abfällige Bemerkungen über die Lebensbedingungen in der UdSSR. Schließlich erhielt er eine Stelle als Deutschlehrer in einem technischen Institut in Moskau. Als er anlässlich einer Besichtigung der im Bau befindlichen Moskauer Metro trotz Verbots mit den Arbeitern sprach und sich nach ihrem Verdienst erkundigte, wurde eine Untersuchung gegen Wludarczyk eingeleitet. Auf einer Versammlung der Schutzbündler in Leningrad am 21. März 1935 forderte der Gewerkschaftsinstrukteur die Anwesenden auf, zur Person Wludarczyks Stellung zu nehmen. Dessen ketzerische Ansichten fasste der Instrukteur in einem Bericht zusammen, der mit folgender Forderung der Schutzbündler abschloss: "[Wir werden] die sowjetische Regierung bitten, ihn [i. e. Wludarczyk] in keinem Fall ins Ausland zu schicken, besonders nicht in die Tschechoslowakei oder nach Österreich, sondern ihn nach Sibirien zu schicken oder ihn in völliger Isolation zu halten, ganz egal, an welchen abgelegenen Orten der Sowjetunion." Eine Kopie des Berichts ging an die Sonderabteilung des NKVD.

 

Am 27. September 1937 wurde Wludarczyk verhaftet, am 13. Oktober zum Tode verurteilt und am 23. Oktober 1938 in Saratov hingerichtet. Nach anderen Angaben wurde Wludarczyk bereits am 7. Juli 1935 verhaftet und zu fünf Jahren Haft verurteilt, er war zumindest kürzere Zeit in Saratov im Gefängnis.

 

 

Quelle: ÖSTA, GARF, lists.memo.ru, RGASPI, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei)

 

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