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Soucek, Aloisia

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Соучек Алуиза Ивановна (Сучек Алойзия, Луиза)

Geboren: 08.02.1908, Wien

Beruf: Buchhalterin

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.08.1932

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Kušnarenkovo (Republik Baškortostan)

Verhaftet: 19.04.1945, Wien

Anklage: Landesverrat

Urteil: 28.08.1945, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 07.03.1948, Gulag

Rehabilitiert: 27.01.1965, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: im Lager umgekommen

 

Aloisia (Luise) Soucek wurde als Aloisia Jarosch 1908 in Wien in einer Arbeiterfamilie tschechischer Herkunft geboren. Ihr Vater war Schlosser, die Mutter Wäscherin. Sie hatte elf Geschwister, von denen sieben früh starben. Aloisia Soucek besuchte in Wien nach der Pflichtschule noch eine zweijährige Handelsschule (in Abendkursen) und arbeitete als Laufmädchen und später als Buchhalterin in der AEG-Union. Nach einem vierwöchigen Urlaubsaufenthalt 1929 bei ihrer Schwester, die seit 1924 in Moskau lebte, wurde sie fristlos entlassen. Danach war sie einige Monate als Verkäuferin beschäftigt, sodann als Hilfsarbeiterin in der Kathreiner Malzkaffeefabrik, in der Folge zwei Jahre arbeitslos.

 

Soucek war Mitglied der SDAP ab 1926 und wechselte 1931 zur KPÖ. Sie war in der Stadlauer Zelle der KPÖ Frauenleiterin und emigrierte im August 1932 ohne Zustimmung der KPÖ (die sie im Nachhinein erhielt) mit dem Kommunisten und späteren Spanienkämpfer Josef Soucek, mit dem sie seit 1929 verheiratet war, in die Sowjetunion. Josef Soucek arbeitete als Elektriker im Kaganovič-Kugellagerwerk in Moskau. Aloisia Soucek arbeitete 1932/33 als Sekretärin am Marx-Engels-Lenin-Institut und wurde 1933 als Studentin an die Komintern-Kaderschule KUNMZ geschickt, die sie aber wegen der Krankheit ihres im August 1934 geborenen Sohnes Erich aufgeben musste. Im Oktober 1935 wurde Aloisia Soucek als Schreibkraft an der KUNMZ eingestellt. Nach deren Auflösung 1936 übersiedelte sie an die Internationale Leninschule (ILS), wo sie als Sekretärin (unter dem Decknamen Luise Kurz) bis April 1938 arbeitete. Bis zum Kriegsausbruch war sie dann Bürokraft im Verlag für ausländische Literatur. Im Sommer 1937 richtete Aloisia Soucek zwei Meldungen über ihre Schwester und deren Ehemann Alois Peismann an die Komintern, weil Peismann Verbindungen zur österreichischen Botschaft hatte. Im März 1938, als ihr Mann Josef Soucek noch bei den Internationalen Brigaden war, beschloss die KPÖ-Leitung in Moskau, Aloisia Soucek nach Paris in die politische Emigration zu schicken. Aus unbekannten Gründen kam die Ausreise nach Frankreich jedoch nicht zustande.

 

Im August 1941 sandte die KPÖ Aloisia Soucek zur Ausbildung an die Kominternschule bei Kušnarenkovo (nahe Ufa), wo sie als Funkerin für den Einsatz im Ausland vorbereitet wurde; ihr Deckname war damals Luiza Michajlova. Anschließend war Soucek dem Wissenschaftlichen Forschungsinstitut № 100 (НИИ-100) beim ZK der VKP (b) in Moskau zugeteilt, bis sie – zusammen mit Hildegard Mraz und Gregor Kersche als Gruppenleiter – im Juni 1943 ins Deutsche Reich eingeschleust wurde. Die Gruppe gelangte problemlos über Warschau nach Wien. Mitte November 1943 vermerkte ihre sowjetische Dienststelle, dass die letzte Radiomeldung am 20. Juli erfolgt sei. Am 3. Jänner 1944 wurde Kersche von der Gestapo verhaftet, er gab unter Folter die Adresse von Soucek und Mraz preis: die beiden wurden am nächsten Tag verhaftet.

 

In einem Brief aus dem Lager in der Komi ASSR, wo sie im Lazarett lag, berichtete Soucek am 9. September 1947 an die Auslandsabteilung des ZK der KPdSU: angesichts der Drohung, erschossen zu werden, machte sie ab Mai 1944 beim "Funkspiel" (Übermittlung von Falschmeldungen) der Gestapo mit Moskau mit. Am 4. April 1945 gelang ihr – angesichts der herannahenden Roten Armee waren die Gestapo-Wachmannschaften in Panik – die Flucht. Aloisia Soucek meldete sich fünf Tage später bei der Roten Armee. Am 19. April wurde sie verhaftet und wenige Tage später nach Moskau deportiert. Am 28. August 1945 wurde sie wegen Landesverrats zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt.

 

Aloisia Soucek starb am 7. März 1948 in einem Lager in der Republik Komi.

 

 

Quelle: RGASPI, DÖW, http://www.univie.ac.at/biografiA/projekt/Widerstandskaempferinnen/Soucek_Alosia.htm

 

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