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Rotter, Ferdinand

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Роттер Федор (Фердинанд) Теодорович

Geboren: 1891 (oder 1896), Baden bei Wien

Beruf: Schlosser, Schweißer

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1931

Wohnorte in der Sowjetunion: Gor'kij, Vorošilovgrad, Rybinsk, Mytišči (Moskovskaja obl.), Moskau

Verhaftet: 14.11.1937

Anklage: Spionage, Mitgliedschaft in einer trotzkistischen Sabotageorganisation

Urteil: 15.04.1939, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft

Rehabilitiert: 17.04.1965, Präsidium des Moskauer Gebietsgerichtes

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: unbekannt

 

Ferdinand Rotter wurde 1891 in Baden bei Wien geboren. Nach der Pflichtschule absolvierte er eine Schlosserlehre. Von 1909 bis 1929 arbeitete er in Deutschland (u. a. in den Fabriken Krupp, Maffei, Borsig) in Berlin, Hamburg, Augsburg, München, Essen, Leipzig und Nürnberg als Schlosser und Schweißer.

 

Rotter gehörte dem Spartakusbund an und wurde 1915 und 1916 wegen Antikriegspropaganda in Nürnberg verhaftet. Von 1919 bis 1929 war er Mitglied der KPD, dann der KPÖ, bis er 1931 in die VKP (b) übernommen wurde, aus der er im August 1936 ausgeschlossen wurde, weil er verschwiegen hatte, dass er in seiner KPD-Zeit 1927 der innerparteilichen Opposition um Heinrich Brandler; angehört hatte und 1927 vorübergehend aus der KPD ausgeschlossen gewesen war.

 

Nach der Niederschlagung der Bayrischen Räterepublik wurde Rotter im Juni 1920 in München zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Entlassung 1925 war er in verschiedenen Positionen als Parteifunktionär tätig, bis er 1929 aus Deutschland ausgewiesen wurde und nach Österreich zurückkehrte. Er lebte dann in Wien, bis er im September 1931 auf der Grundlage eines Arbeitsvertrages mit dem Volkskommissariat für Handel und Industrie nach Russland emigrierte. Dort arbeitete er zuerst im Flugzeugwerk in Gor'kij als Ingenieur in der Schweißhalle, dann vom März 1934 bis Mai 1935 in der Oktoberrevolution-Lokomotivfabrik (Ворошиловградский завод им. Октябрьской революции – ВЗОР) in Vorošilovgrad (Luhans'k) als Leiter der Schweißabteilung, in der Folge bis September 1936 als Instrukteur für Ausländer in der gleichen Fabrik. Als Rotter ohne Zustimmung der Parteiorganisation nach Moskau fuhr, wurde er nach Vorošilovgrad zurückbeordert und war dann bis Februar 1937 als Direktor eines Kultur- und Erholungsparks tätig. Nach kurzer Zeit in Rybinsk im Kanalbau konnte er im Juli 1937 mit Unterstützung durch das ZK der Vereinigung der Transportmaschinenarbeiter nach Moskau übersiedeln, wo er in einer Waggonbaufabrik Arbeit fand.

 

Wahrscheinlich aufgrund der Anschuldigungen durch den Leiter des Auslandsbüros der erwähnten Lokomotivfabrik in Vorošilovgrad, einen Deutschen namens Michael Sommer (Зоммер Михаил Иоганович), wurde Rotter – obwohl er ein verdeckter Mitarbeiter des NKVD war – am 14. November 1937 verhaftet. Sommer hatte bereits im Juli 1937 "gestanden", dass er im Juli 1936 Rotter als Mitglied einer im Donbass-Gebiet bestehenden konterrevolutionär-trotzkistischen Organisation angeworben habe. Rotter wurde am 15. April 1939 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und nach Vorkuta deportiert, sein weiteres Schicksal ist unbekannt.

 

Aufgrund einer Eingabe seiner Frau Maria Rotter (Мария Карловна Роттер), die damals (1964) im Gebiet Kemerovo lebte, wurde Ferdinand Rotter 1965 rehabilitiert. 1978 richtete Rotters Tochter Maria Hedwig Zorina (Зорина Мария Хедвиг Фердинантовна) aus Zlobodzeja (Slobozia) in Moldawien eine Anfrage an das Archiv des Innenministeriums der UdSSR zwecks Feststellung des korrekten Namens des Vaters. Das Archiv teilte ihr mit, er habe Ferdinand Teodorovič Rotter geheißen und habe im Oktober 1933, als er in Gor'kij lebte, die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten. Wann er seinen Namen auf Fёdor und das Geburtsjahr von 1896 auf 1891 geändert habe, sei unbekannt.

 

 

Quelle: GARF, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), http://www.archive.org/stream/vierjahrepolitis00gumb/vierjahrepolitis00gumb_djvu.txt

 

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