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Ruprecht, Franz

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Руппрехт Франц Вильгельмович

Geboren: 1888, Wien

Beruf: Schuster

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1926

Wohnorte in der Sowjetunion: Mytišči (Moskovskaja obl.), Moskau

Verhaftet: 28.06.1941

Anklage: antisowjetische Agitation, Verleumdung der Regierung

Urteil: 11.02.1942, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft

Rehabilitiert: 20.08.1996, Staatsanwaltschaft der Stadt Moskau

Emigrationsmotiv: andere

Schicksal: unbekannt

 

Franz Ruprecht wurde 1888 in Wien geboren, er hatte vier Schwestern und einen Bruder. Wahrscheinlich war er sudetendeutscher Herkunft und hat das Schusterhandwerk erlernt. Im Ersten Weltkrieg geriet er 1916 bei Tarnopol (Ternopil') in russische Kriegsgefangenschaft. In Vladykino, das damals noch nicht zu Moskau gehörte, musste er bis zur Februarrevolution 1917 in einer Schuhfabrik arbeiten. Anschließend arbeitete er als Schuhmachermeister in einer Berufsschule, dann in einer Schuhwerkstätte des Militärs, bis er 1920 nach Wien zurückfahren konnte. Seine russische Frau folgte ihm eineinhalb Monate später nach Österreich. Weil seine Frau nach Russland zurückkehren wollte, bemühte er sich um ein Visum für Russland; 1926 übersiedelte das Ehepaar nach Russland. In einem Verhör nach seiner Verhaftung am 28. Juni 1941 gab er an, er sei in Wien ständig von der Polizei beobachtet worden, einmal sei er sogar zwei Tage wegen angeblicher Hetze gegen die Tschechoslowakei in Haft gewesen. Mit Unterstützung eines Bekannten und ehemaligen Arbeitskollegen tschechischer Abstammung namens Mal'vinskij (Федор Федорович Мальвинский, er wurde 1932 verhaftet und nach Verbüßung seiner Strafe 1936 aus der Sowjetunion ausgewiesen) fand Ruprecht in Moskau Arbeit in der Schuhfabrik Красная оборона.

 

Als er am 28. Juni 1941 verhaftet wurde, arbeitete Ruprecht in Mytišči im Moskauer Gebiet als Meister in einer Genossenschaft und war sowjetischer Staatsbürger. Ob er zuvor österreichischer oder tschechoslowakischer Staatsbürger gewesen war, geht aus den Unterlagen nicht eindeutig hervor. Von 1931 bis 1933 war er Kandidat der VKP (b), 1935 wurde er ausgeschlossen, weil er die Beiträge nicht bezahlt hatte. Die Anklage warf Ruprecht Verherrlichung des faschistischen Systems in Deutschland, Verleumdung der Partei und der sowjetischen Regierung, verbale Angriffe auf Regierungschef V.M. Molotov und unflätige Beschimpfung von Partei- und Regierungsfunktionären der UdSSR vor. Ruprecht war nach der Evakuierung in Omsk in Haft, er wurde am 11. (oder 14.)Februar 1942 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager in Westsibirien deportiert. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

 

1996 konnte der Bescheid über die Rehabilitierung nicht zugestellt werden, weil keine Verwandten ausfindig gemacht werden konnten.

 

 

Quelle: GARF, lists.memo.ru

 

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