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Findits, Stefan

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Финдич Стефан Андреасович (Финдиц Иштван Андреевич)

Geboren: 10.01.1901, Szeged (Segedin, Ungarn)

Beruf: Schlosser, Textilarbeiter

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.06.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Armavir, Karaganda

Verhaftet: 03.02.1938, Moskau

Anklage: Spionage und antisowjetische Agitation

Urteil: 02.08.1939, Militärtribunal des Moskauer Wehrkreises, 5 Jahre Lagerhaft

Rehabilitiert: 03.06.1959, Oberstes Gericht der UdSSR

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: überlebte

 

Stefan Findits (Findiz) wurde 1901 in Szeged (Segedin) in Südungarn geboren. Er hatte elf Geschwister. Sein Vater war ein kleiner Beamter des Steueramts in Szeged. Stefan Findits begann als Zwölfjähriger eine Schlosserlehre, die fünf Jahre dauerte, in der Folge arbeitete er bis 1920 in einer Werkstätte der ungarischen Eisenbahnen. Er war ab 1917 Mitglied der sozialdemokratischen Partei Ungarns und 1919 bei der Ausrufung der Räterepublik Mitglied der Arbeiterwehr. 1920 ging er nach Jugoslawien, wo er ebenfalls in einer Eisenbahnwerkstätte arbeitete. Nach neun Monaten wurde er wegen politischer Aktivitäten verhaftet und 1921 aus Jugoslawien ausgewiesen; in der Folge ließ er sich in Österreich nieder. Ab 1921 arbeitete er in verschiedenen Orten als Textilarbeiter, bis er sich 1925 in Wien niederließ. 1926 trat er in die KPÖ ein, bald leitete er die KPÖ-Zelle auf der Schmelz in Wien 15. Ab 1930 war er als bekannter Kommunist fallweise arbeitslos.

 

Ob Findits im Februar 1934 an den Kämpfen teilnahm, ist ungewiss, jedenfalls wurde er als Kommunist verhaftet und als staatenloser Ausländer nach drei Wochen Haft in die ČSR abgeschoben. Es gelang ihm, sich im Juni 1934 dem zweiten Schutzbundtransport anzuschließen, mit dem er nach Russland gelangte, wo er im Moskauer Kaganovič-Kugellagerwerk Arbeit fand. Seine aus Österreich stammende Frau oder Lebensgefährtin Josefine Kirsteiger folgte ihm zusammen mit dem gemeinsamen Kind im September 1934 nach Russland, sie kehrte aber mit dem Kind im September 1936 nach Österreich zurück, weil ihr das Leben in Russland nicht gefiel. Auch Findits' Bruder Geyzal Findits, der seit 1931 in Moskau lebte, kehrte um diese Zeit nach Ungarn zurück. Laut österreichischer Gesandtschaft wollte auch Stefan Findits 1937 die UdSSR verlassen.

 

Im Zuge einer Verhaftungswelle unter Ausländern im Kugellagerwerk (Anton Rechberger wurde am 2. Februar 1938 verhaftet, Karl Hübsch am 25. Februar, Ferdinand Eygruber am 11. März und der Deutsche Hugo Ottilinger - er wurde am 28. Mai 1938 in Butovo bei Moskau erschossen - am 14. Februar 1938) wurde Stefan Findits am 3. Februar 1938 verhaftet. In einem der ersten Verhöre "gestand" er, als Spion tätig gewesen zu sein, später widerrief er dieses Geständnis. Nach seiner Verurteilung zu fünf Jahren Lagerhaft im August 1939 legte er Berufung ein, worauf am 5. Februar 1940 die Spionageanklage fallen gelassen wurde, weil dem Berufungsgericht nicht glaubwürdig erschien, dass ausgerechnet der Vorgesetzte von Findits, Hugo Ottilinger, ihn angeworben hätte, um Informationen über die Fabrik zu sammeln, über die er als Meister ohnehin verfügte. Die Gulagstrafe wurde auf drei Jahre wegen antisowjetischer Agitation reduziert. Nachdem er diese Strafe verbüßt hatte, arbeitete Findits in Armavir (bei Krasnodar) und dann als Bergarbeiter im Gebiet Karaganda.

 

1948 durfte er nach Ungarn zurückkehren. Ende der 1950er-Jahre arbeitete er in einer Jutefabrik in Szeged.

 

 

Quelle: RGASPI, GARF, ÖStA

 

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