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Dallinger, Josef

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Даллингер Иозеф Иозефович (Далингер)

Geboren: 20.04.1899, Hainburg (NÖ)

Beruf: Maschinenschlosser

Letzter Wohnort in Österreich: Hilm-Kematen (Bezirk Amstetten)

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 01.10.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Rostov-na-Donu

Verhaftet: 06.10.1937, Rostov-na-Donu

Anklage: Spionage und feindliche Agitation

Urteil: 20.12.1939, Sonderberatung (OSO), Auslieferung an Deutschland

Rehabilitiert: 30.05.1962, Militärtribunal des nordkaukasischen Wehrkreises

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: an Nazi-Deutschland ausgeliefert

 

Josef Dallinger wurde 1899 in Hainburg (Niederösterreich) geboren. Sein Vater war Landarbeiter, später Fabrikarbeiter, seine Mutter Hilfsarbeiterin. Josef Dallinger hatte vier Geschwister. Nach der Schlosserlehre in Waidhofen an der Ybbs wurde er 1917 zur k.u.k. Armee eingezogen. Er wurde an der italienischen Front verwundet und geriet in Gefangenschaft, aus der er 1919 zurückkehrte. Von 1920 bis 1928 war er beim Militär (Volkswehr) beschäftigt, er wurde Zugsführer und absolvierte erfolgreich Unteroffizierskurse. 1928 wurde er als politisch unzuverlässig entlassen. Der SDAP gehörte er seit 1920 an, dem Schutzbund seit 1929. Im Februar 1934 war er an den Kämpfen in den Bezirken Amstetten und Waidhofen an der Ybbs beteiligt. Seine Frau war kurze Zeit in Haft. Josef Dallinger flüchtete bei Hainburg in einer Zille über die Donau und erhielt politisches Asyl in der Tschechoslowakei, wo er einige Monate in den Lagern Trnava und Šternberk (Sternberg) verbrachte. Dallinger stellte ein Einreiseansuchen für die UdSSR über den sowjetischen Journalisten Il'ja Ėrenburg (Ehrenburg), der ihn und andere Februarkämpfer in Trnava interviewt hatte. Obwohl er als einer der ersten Schutzbündler die Emigration nach Russland anstrebte, traf Dallinger erst am 1. Oktober 1934 in Moskau ein. Bis Februar 1935 blieb er in Moskau, dann wurde ihm ein Arbeitsplatz als Schlosser in der landwirtschaftlichen Maschinenfabrik Rostsel'maš in Rostov-na-Donu zugewiesen. Dallinger trat der KPÖ nicht bei, weil er befürchtete, nach Österreich zur illegalen Arbeit "abkommandiert" zu werden, er wollte jedoch seine Familie, die ihm mit großer Mühe in die Sowjetunion gefolgt war, nicht im Stich lassen. Von der Kaderüberprüfungskommission wurde Dallinger 1937 positiv bewertet ("im Kollektiv hat er großes Ansehen") und seine legale Rückkehr nach Österreich, falls er dort nicht mehr gefährdet wäre, empfohlen.

 

Am 6. Oktober 1937 wurde Dallinger verhaftet (am gleichen Tag wurden auch seine Landsleute und Arbeitskollegen Karl Gruber, Josef Hoffmann, Wilhelm Kehl, Franz Sulzbacher und Eduard Hrdlicka verhaftet) und der Spionage und antisowjetischen Agitation beschuldigt. Erst am 20. Dezember 1939 erging das Urteil, das auf Landesverweisung lautete. Ende Dezember 1939 wurde Dallinger bei Brest-Litovsk den deutschen Behörden übergeben. Seine Frau und sein Sohn waren schon früher nach Hainburg zurückgekehrt.

 

 

Quelle: ÖStA, RGASPI, Parteiarchiv der KPÖ

 

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