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Wiener Korporationsring / Ring Freiheitlicher Studenten / Ring Volkstreuer Verbände

Neues von ganz rechts - April 2002

Die im Wiener Korporationsring (WKR) zusammengeschlossenen deutschnationalen Studentenverbindungen planen gemeinsam mit dem Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) und dem Ring Volkstreuer Verbände (RVV) Aktionen für den heurigen 8. Mai. Dieser gilt im burschenschaftlichen Milieu nicht als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, sondern als Tag der "totale[n] Niederlage", wie es die Burschenschaft Olympia in ihrer "Festschrift" offen bekennt. Für 18 Uhr 30 war ursprünglich eine Podiumsdiskussion unter dem Titel "Selbstachtung statt Selbsthass - Neuer Umgang mit der Zeitgeschichte" an der Universität Wien geplant. Um 20 Uhr 30 wollen die national-freiheitlichen Korporierten, die ungefähr zu zwanzigst schon die Neonazi-Kundgebung gegen die "Wehrmachtsausstellung" am 13. April (Rechtsextreme und Neonazis demonstrieren in Wien ») verstärkt haben, von der Universität wieder auf den Heldenplatz marschieren. Dort ist eine "Heldenehrung" geplant, bei welcher der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Wolfgang Jung (pB! Albia, Bad Ischl) eine "Totenrede" halten soll.

Die Podiumsdiskussion wird zumindest an der Universität nicht stattfinden, da sie vom Rektor untersagt worden ist. An dieser hätten nämlich nicht nur FPÖ-Volksanwalt Ewald Stadler (aS! Skalden, Innsbruck) und Josef Feldner (Kärntner Heimatdienst) teilnehmen sollen, sondern auch der deutsche Rechtsextremist Claus Nordbruch. Der in Südafrika lebende "Publizist" findet seit 1999 in deutschen Verfassungsschutzberichten an prominenter Stelle Erwähnung. Nordbruch trat wiederholt bei Veranstaltungen der Nationaldemokratischen Partei (NPD) in Erscheinung und hat sogar vor dem neonazistischen Milieu "keine Berührungsängste", wie er in einem Interview mit der mittlerweile verbotenen Deutschen Division von Blood & Honour unumwunden kundtat. (Siehe: Deutscher Rechtsextremist beim Neuen Klub »)

Den Kontakten Nordbruchs zum organisierten Neonazismus ist es wohl zuzuschreiben, dass die Podiumsdiskussion und das "Heldengedenken" bereits im März auf der Internetseite Sturm 18 (die Zahl steht für Adolf Hitler) der Kameradschaft NordHessen angekündigt wurde. In Österreich ist Nordbruch bisher als Autor in den rechtsextremen Zeitschriften Aula und Eckartbote sowie im September 2000 als Referent im "Haus der Heimat" und bei der Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP) in Erscheinung getreten. Als Buchautor machte sich Nordbruch für den südafrikanischen Nazi-Putschisten Willem Ratte und den rassistischen "Kampf" der Buren stark. In mehreren Büchern und Aufsätzen behauptet er eine systematische Einschränkung der Meinungsfreiheit in Deutschland und Österreich, womit er vor allem die Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung meint. Im Zentralorgan der internationalen Szene der Holocaust-Leugner, dem neonazistischen Journal of Historical Review, fand sich dementsprechend 1999 auch ein Artikel von Nordbruch über die "Political Correctness" in Deutschland.

Auch die Olympia, derzeitige Vorsitzende des WKR, machte sich in der Vergangenheit für "Revisionisten" stark. So heißt es in ihrer "Festschrift": "Wenn ein Deutscher über einzelne 'sensible' Fragen der Geschichte nur in den von den Umerziehern und ihren deutschen Helfern vorgegebenen Bahnen denken und sprechen darf, stellt dies eindeutig einen Mangel an Meinungs- und Redefreiheit und somit auch ein Fehlen der Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre dar." Die behördlichen Schritte gegen die Leugnung des Holocaust und andere Geschichtsfälschungen werden dort als "Rückfall in eine längst überwunden geglaubte Zeit der geistigen Unfreiheit" bezeichnet. Der FPÖ-Nationalrat und Olympe Martin Graf meinte zum NS-Verbotsgesetz: "Es muss in einer demokratischen Welt zulässig sein, ein Gesetz, das die Meinungsfreiheit und die politische Tätigkeit einschränkt, zu kritisieren." (Format 21/2000)

Im Jänner 2001 lud die Olympia zu einem "burschenschaftlichen Abend" unter dem Titel "Die Diktatur der Gutmenschen - Das Ende der Meinungsfreiheit!?". Damals war als Referent unter anderem der prominente Neonazi-Anwalt Herbert Schaller angekündigt. Dessen Ruhm in der Szene geht vor allem auf seinen Einsatz für Gerd Honsik zurück: Mit ihm kämpfte der Jurist jahrelang an der "Gaskammernfront" und gegen die "Holocauster" (HALT 57/1991). Schallers Kampf "wider die Gaskammer" (ebenda) brachte ihm mehrere Disziplinarverfahren ein.

Die Podiumsdiskussion und das "Heldengedenken" des national-freiheitlichen Milieus in Wien ist nicht isoliert zu betrachten: In der deutschen Neonaziszene hat sich bereits ein Nationales Ehrenkomitee 8. Mai, welches zu Aktionen an diesem Tag aufruft, etabliert. Im "Forum" des Wikinger-Versandes, wo schon massiv zur Kundgebung am 13. April aufgerufen worden ist, heißt es dazu: "Das große Ringen um die Freiheit unseres Volkes endete mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht. [...] Von den Besatzern eingesetzte Verräter am eigenen Volk sind dabei, die Opfer unseres Volkes zu verhöhnen, die Ehre unserer tapferen Soldaten zu beschmutzen und letztlich die Seele unseres Volkes zu zerstören. Der 8. Mai ist nunmehr zum Tag der Ehre gemacht worden. Wenn die Verräter am 8. Mai die Niederlage des deutschen Volkes feiern, werden wir mit unserem Ehrendienst auch an diesem Tag den nationalen Widerstand ins Volk tragen!"

Etwas vorsichtiger formulierte die Olympia ihre Gedanken zum 8. Mai in der bereits erwähnten "Festschrift": "Gleich nach Kriegsende setzte die von den Siegern betriebene systematische Umerziehung (reeducation) ein, die einen intensiven Wandel des Denkens, der Empfindungen und Verhaltensweisen erreichen wollte und auch erreichte. Alle Ideen und Überzeugungen, die nach Meinung der Sieger zu der politischen, moralischen und charakterlichen Korrumpierung der Deutschen geführt hatten, sollten ein für allemal ausgerottet werden. [...] Die entstandene geistig-kulturelle Bewusstseinslücke wurde durch die Etablierung der westlich-pluralistischen Gesellschaftsform 'ausgefüllt'."

 

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