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Neonazi-Skinheadkonzert in Vorarlberg angekündigt

Neues von ganz rechts - Juni 2003

Im Gästebuch einer österreichischen Skinheadhomepage wurde Ende Mai für den 13. Juni in Vorarlberg ein Konzert mit deutschen Skinheadbands, die allesamt der neonazistischen Szene zuzurechnen sind, angekündigt. Der Eintrag wurde, nachdem dies von einem Szene-Aktivisten vehement verlangt wurde, nach einigen Tagen wieder gelöscht. Bei diesem weiteren Konzert (der genaue Ort ist nicht bekannt) sollen u. a. Race War, Rassenhass, Weisse Wölfe, Kraftschlag und Blutstahl auftreten. US-amerikanische Neonazigruppen wie der einschlägig bekannte Versand Micetrap Distribution sehen die Gruppen Race War, Rassenhass, Weisse Wölfe und Kraftschlag bzw. ihre Lieder in der Tradition des Nationalsozialismus. Ihr Auftritt in Österreich würde tatsächlich einen offenen Verstoß gegen das NS-Verbotsgesetz bedeuten.

Die Gruppe Race War, auf deren CD-Covers NS-Symbole abgebildet sind, wird auf der Homepage von Micetrap Distribution folgendermaßen charakterisiert: "Race War - 'The White Race Will Prevail' LIMITED EDITION repress featuring brand new cover artwork with Adolf Hitler! [...] This cd contains extremely powerful vocals (I have heard many comparisons to Scott from Fortress) with NS lyrics in both English and German. Race War's sound can be described as hard rock and in addition to some of the best National Socialist songs ever recorded, this package includes a 14 page full color booklet in a Nazi WW2 theme with all lyrics."

Zu Rassenhass findet sich auf der Homepage des US-amerikanischen neonazistischen Versandes folgender Eintrag: "Extremely fast-paced National Socialist Rock N' Roll from Germany. Contains all lyrics (in German) and extreme NS images in a nicely done 16 page booklet."

Die Gruppe Weisse Wölfe wird folgendermaßen beschrieben: "Radical illegal NS from Deutschland with an extremely catchy sound". Kraftschlag wird als "One of Germany's biggest NS rock bands" und ihre Musik als "Solid NS rock direct from Deutschland" charakterisiert.

Auch der deutsche Verfassungsschutz beschäftigt sich ausführlich mit diesen Gruppen. Das Niedersächsische Landesamt für Verfassungsschutz schreibt auf seiner Homepage (www.verfassungsschutz.niedersachsen.de) über Race War u. a.: "Skinhead-Band befürwortet Terror gegen die USA. [...] In dem Lied '11. September' werden die Anschläge gegen das World Trade Center und das Pentagon befürwortet und weitere Taten gegen die USA und Israel gefordert. Es endet mit dem Refrain: 'Juppheidi und bumsfallera, es lebe der Terror gegen die USA.' Auf dem Cover und in dem mehrseitigen Booklet sind zahlreiche Hakenkreuze sowie Sig-Runen abgebildet. [...] Die aktuelle CD der Band 'Race War' zeigt, dass rechtsextremistische deutsche Bands sich von den in jüngster Zeit erfolgten Exekutivmaßnahmen der Sicherheitsbehörden nicht abschrecken lassen und weiterhin - meist mit Unterstützung ausländischer Produktions- und Vertriebsfirmen - strafrechtlich relevante Tonträger produzieren."

In einer Dokumentation des Innenministeriums Nordrhein-Westfalen über Skinheads und Rechtsextremismus vom April 2001 findet sich zu der Band Weisse Wölfe der Eintrag: "Die Band 'Weiße Wölfe' wurde Mitte 1998 bekannt und besteht aus fünf Personen, von denen zwei Mitglieder u. a. bereits im Zusammenhang mit der DLHV bzw. mit der verbotenen FAP sowie wegen gefährlicher Körperverletzung und Volksverhetzung in Erscheinung getreten sind. Die Band nahm seit ihrer Gründung an 15 Konzerten im In- und Ausland teil. Bei mehreren Veranstaltungen kam es zu 'Sieg Heil'-Rufen und Propagandadelikten."

Das Landesamtes für Verfassungsschutz Schleswig-Holstein schreibt in seinem Verfassungsschutzbericht 1999 über die Gruppe Kraftschlag u. a.: "Neben drei weiteren Musikgruppen trat auch die schleswig-holsteinische Skinhead-Band 'Kraftschlag' auf. Es wurden indizierte Lieder gespielt, die bei den strafrechtlich relevanten Passagen von den Zuhörern mitgesungen wurden. Diese skandierten auch während des gesamten Abends rechtsextremistische Parolen und zeigten den Hitler-Gruß. Der Auftritt der Skinhead-Band 'Kraftschlag' in Sachsen-Anhalt dürfte zunächst einer der letzten gewesen sein. Am 5. November trat der Leiter und musikalische Motor der Gruppe eine Haftstrafe wegen Volksverhetzung an."

In Zusammenhang mit einem für den Juli 2002 geplanten Skinheadkonzert, bei dem auch die vom Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen als rechtsextrem eingestufte Gruppe Blutstahl auftreten sollte, erklärte das Thüringer Innenministerium in einer Anfragebeantwortung im Thüringer Landtag: "In Elgersburg wurde der Versuch unternommen, ein Skinheadkonzert durchzuführen. [...] Nach Erkenntnissen der Landesregierung traten die Skinhead-Bands 'Blutstahl' aus Jena und 'Selektion' aus Leipzig auf. [...] Es wurden alle 158 vor Ort angetroffenen Teilnehmer der Veranstaltung wegen des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, des Landfriedensbruchs und des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte vorläufig festgenommen und jeweils ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dieses wurde gegen zwei der Tatverdächtigen um den Verdacht eines Verstoßes gegen das Waffengesetz erweitert."

Angesichts der Prominenz der eingeladenen Bands ist davon auszugehen, dass eine größere Anzahl von in- und ausländischen Neonazis zu diesem Konzert anreisen wird. Ob es tatsächlich stattfinden wird, hängt nicht zuletzt vom Engagement der Vorarlberger Sicherheitsbehörden ab.

 

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