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Revanchistische Geschichtsklitterung

Neues von ganz rechts - Februar 2002

In der Auseinandersetzung um den EU-Beitritt Tschechiens und die Benes-Dekrete werden seitens der "Vertriebenen"-Funktionäre zunehmend schrillere Töne angeschlagen. So meinte Gerhard Zeihsel, vormaliger FPÖ-Landtagsabgeordneter in Wien und nunmehriger Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ), in einer Aussendung (19. 2. 2002), dass die Tschechische Republik selbst an ihrer Zerschlagung 1938/39 schuld sei: "Die seinerzeitige CSR hätte Hitlers Eingreifen verhindern können, wenn sie einerseits ihren Versprechen über die Behandlung der Deutschen in der CSR gegenüber der Friedenskonferenz im Jahr 1918 und andererseits der Autonomieforderung der Sudetendeutschen - wie Italien mit Südtirol - nachgekommen wäre." Zeihsel behauptet weiter, dass "die CSR mit ihrem starren Verhalten Hitler die Tore geöffnet hat, sich als Konfliktlöser einzuschalten".

Mit Behauptungen wie diesen soll das nationalsozialistische Interesse hinter der Unterstützung und Instrumentalisierung des "Deutschtums im Ausland" zugedeckt werden. Gerade das Beispiel der CSR belegt dieses Interesse eindrucksvoll: 1933 gründete der Nationalsozialist Konrad Henlein die Sudetendeutsche Heimatfront, die 1935 in Sudetendeutsche Partei (SdP) umbenannt wurde. Im selben Jahr wurde diese von fast 70 % der wahlberechtigten "Sudetendeutschen" gewählt. Mit dem "Dritten Reich" im Rücken stellte die Henlein-Partei immer weitergehende Forderungen bis hin zur "völkischen Selbstverwaltung". Ab 1937 wurde zudem offen der "Anschluss" des "Sudetenlandes" an Nazi-Deutschland gefordert. Trotz weitreichendster Zugeständnisse setzte die SdP ihre Angriffe auf die territoriale Integrität der CSR fort. Im engen Zusammenspiel mit Berlin provozierten Henlein und Konsorten im Frühjahr 1938 die "Sudetenkrise", welche die Zerschlagung der Republik zum Ziel hatte. Im darauf folgenden Münchener Abkommen (30. 9. 1938) konnte Deutschland gegenüber Großbritannien, Frankreich und Italien schließlich den "Anschluss" des "Sudetenlandes" durchsetzen. Obwohl die CSR damit die Forderungen Hitler-Deutschlands restlos erfüllt hatte, wurde im März 1939 die "Resttschechei" als "Protektorat Böhmen und Mähren" dem "Deutschen Reich" einverleibt.

Schließlich ist der Vergleich mit Südtirol völlig verfehlt, zumal Italien unter Mussolini keine "Autonomie"-Lösung, sondern eine brutale Italianisierungspolitik forcierte.

 

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