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Burschenschaftliche NS-Koketterie

Neues von ganz rechts - April 2019

 

Die in Feldkirchen (Kärnten) beheimatete Pennalburschenschaft Tigurina provoziert aktuell mit einem selbst fabrizierten Video, das BesucherInnen ihrer Website begrüßt. Darin wird, vorgeblich selbstironisch, die sogenannte Fuchsenzeit behandelt, die Einstiegsphase in die Verbindung. Zur Erzählstimme eines Naturfilms werden dabei Bilder montiert, die, den Doppelsinn des Wortes "Fuchs" (als Tier und als Jungmitglied einer Verbindung) ausreizend, auf den Alltag in der Schülerverbindung abstellen.

 

Zur Illustration der Erzählung verwenden die Tigurinen auch NS-Propagandasujets, darunter ein Bild eines Nazisoldaten aus einem Propagandabildband von 1943 sowie ein Foto von Luftwaffen-Fliegern im Angriff auf Polen 1939. Letztgenannte Fotografie illustriert die Worte "im Rudel", womit mutmaßlich auf den hochdekorierten Wehrmachtsflieger (und die Ikone deutscher und österreichischer Neonazis nach 1945) Hans-Ulrich Rudel verwiesen wird, der auch am nazideutschen Überfall auf Polen beteiligt war. Später im Video ist ein Bild aus dem sogenannten "Ehrenhain" der Gedenkstätte am Ulrichsberg bei Klagenfurt/Celovec zu sehen, in welcher u. a. diverse Embleme von Waffen-SS-Einheiten angebracht sind (siehe: Sachverhaltsdarstellung des DÖW, 23. 6. 2016). Auf dem im Video verwendeten Bild ist das Wappen des faschistischen Ustaša-Staates zu sehen, das ebenfalls als Emblem einer Einheit der Waffen-SS diente (siehe: Freibrief durch Bezirkshauptmannschaft?), davor ein Kranz des Bleiburger Ehrenzuges.

 

In weiterer Folge widmet sich die Tonspur des Videos den "Fressfeinden" der Füchse, wozu "Ratten und Fische, aber auch Aas" zählten. Die "Ratten" werden dabei mit einem Foto von DemonstrantInnen gegen den Wiener WKR- bzw. Akademikerball illustriert, die "Fische" mit dem christlichen Fischsymbol (was als Verweis auf das christliche Verbindungswesen wie auch auf den rechtsextremen Neopaganismus gelesen werden kann). Und zu "Aas" wurde eine Abbildung von George Soros (im unmittelbaren Anschluss an ein Foto Angela Merkels) montiert. Gegen Ende schließlich wird die Zeile "Der Fuchs fühlt sich wohl in unseren Alpenländern" u. a. mit einer ikonischen Fotografie des verfassungsfeindlichen und antislowenischen "Ortstafelsturms" illustriert, den deutsch-völkische Kreise 1972 in Südkärnten veranstalteten.

 

Dass eine deutschnationale Mittelschulverbindung so unverblümt Anleihen beim Neonazismus macht, überrascht angesichts der Vergangenheit zumindest eines ihrer Führungskader wenig: Der bis heute aktive Tigurine gehörte noch in den 1990er-Jahren zum inneren Kreis der österreichischen Neonaziszene unter Gert Honsik, Franz Radl jun. und Gottfried Küssel.

 

 

Update: Der Sprecher des Videos, Thomas Eichhorn, legt Wert auf die Feststellung, dass er über den Charakter des Auftrages getäuscht wurde. Ihm war von der Agentur, die das Video produzierte - und sich in der Person Helmut Schatzmayrs mit der pennalen Burschenschaft Tigurina überschneidet -, erklärt worden, es handle sich dabei um einen Naturfilm, der im Rahmen eines Schulprojekts erarbeitet worden sei. Über die Bilder, die zu seiner Sprechstimme montiert wurden, und die im Zuge dieser Montage erzeugten politischen Aussagen wurde er nicht in Kenntnis gesetzt. Er kündigt an, dagegen auf dem Rechtsweg vorzugehen.

 

 

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