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Julius Madritsch (1906-1984)

Julius-Madritsch <p>Foto: Wiener-Krakauer Kultur-Gesellschaft</p>Der Nazi-Gegner Julius Madritsch, ein Wiener Textilkaufmann, wurde nach seiner Einberufung zur Wehrmacht ins Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete versetzt und verwaltete in Krakau zwei "arisierte" Konfektionsbetriebe. Nach der Zwangsumsiedlung der jüdischen Bevölkerung Krakaus in den Stadtteil Podgórze im März 1941 gestatteten die Besatzungsbehörden Madritsch die Errichtung eines Textilbetriebs im Ghetto selbst; später kam noch eine Filiale in der östlich von Krakau gelegenen Stadt Tarnów dazu, in der Madritsch ebenfalls Juden und Jüdinnen beschäftigte, darunter MusikerInnen und SchauspielerInnen, die von der Textilarbeit keine Ahnung hatten, deren Arbeitspensum aber von den Übrigen erledigt wurde. Hunderten Menschen konnte er so das Leben retten.

Er sorgte für humane Arbeitsbedingungen sowie erhöhte Nahrungsmittelrationen für die jüdischen ZwangsarbeiterInnen, ermöglichte einigen von ihnen die Flucht aus dem Krakauer Ghetto und schmuggelte Nahrung hinein. Seine wichtigsten Helfer waren Raimund Titsch (Leiter der Filiale in Tarnów) und der SS-Mann Oswald Bouska, Leiter der Wache des Ghettos, sowie der polnische Arbeiter Roman Zbroja, Fußballer im Verein "Cracovia". Als 1942 die Kinder der in Madritschs Betrieben eingesetzten Arbeiterinnen nach Auschwitz deportiert werden sollten, gelang es, viele von ihnen in Säcken zu verstecken und mit Bouskas Hilfe aus dem Ghetto zu schmuggeln. Bouska wurde enttarnt, von einem SS-Gericht zum Tode verurteilt und im KZ Groß-Rosen ermordet.

Im Jahr 1946 veröffentlichte Julius Madritsch im Eigenverlag die Broschüre Menschen in Not. Meine Erlebnisse in den Jahren 1940 bis 1944 als Unternehmer im damaligen Generalgouvernement. Im Rahmen einer Veranstaltung im DÖW lasen die Schauspielerin Hannah Hohloch und Karl Vybiral am 9. Mai 2022 aus dem Werk, das von Hannah Hohloch als Audio-Datei veröffentlicht wurde. Abrufbar unter:
https://www.youtube.com/watch?v=RNKgHjnjXik (Teil 1)
https://www.youtube.com/watch?v=r6qxTBw5PL4 (Teil 2)

 

1964 zeichnete die israelische Gedenkstätte Yad Vashem Madritsch, Bouska und Titsch, später auch Zbroja mit der Medaille "Gerechte unter den Völkern" aus. Piotr Szalsza hat diesem "Gerechten" – im Zusammenwirken mit einer Schulklasse aus Tarnów, die sich auf die Spur Madritschs in ihrer Stadt machte – ein filmisches Denkmal gesetzt. Im Film kommt u. a. Andrzej Selerowicz, jahrelanger ehrenamtlicher Mitarbeiter des DÖW, der zu Madritsch geforscht hat, ausführlich zu Wort.

 

 

 

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Downloads

Andrzej Selerowicz / Winfried R. Garscha

Franz Grün, "rechte Hand" des Massenmörders Amon Göth, und Oswald Bouska, ein "Gerechter unter den Völkern"
(1,8 MB)
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