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Benedikt Fantner (1893 - 1942)

Herbert Exenberger

 

 

Benedikt Fantner kam am 9. Juni 1893 in Wien als Sohn des gleichnamigen Kürschnergehilfen und Juliana, geborene Neumaier, zur Welt. Mit 18 Jahren wurde er glühender Freigeist und Sozialist. Im Ersten Weltkrieg sehen wir Fantner als Soldaten, bis er in Wolhynien in Gefangenschaft geriet. Der Russischen Revolution im Jahre 1917 schloß er sich begeistert an, erlebte als Rotarmist das Vorwärtsdrängen der Revolution und den erbarmungslosen Kampf der Kosaken gegen sie, ehe er über das Heimkehrerlager in Lemberg im August 1918 wieder Wiener Boden erreichte. In den stürmischen Tagen des November 1918, als die junge österreichische Republik Gestalt annahm, war Benedikt Fantner mit dabei: am 11. November 1918 in einer sozialdemokratischen Riesenversammlung im Verbandsheim in der Königseggasse und am 12. November vor dem Parlament. Wir finden den Dichter nun in sozialistischen, kommunistischen und anarchistischen Versammlungen und Diskutierklubs, über die er meinte: "In allen Lagern lernte er Revolutionäre, aber auch viele Schwätzer und Streber kennen."


Am 8. Jänner 1921 heiratete Fantner Antonia Schalda. Seine zweite Ehe schloß er am 21. Dezember 1933 mit Josefine Bauer. Am 11. November 1925 ersuchte Benedikt Fantner den Dichter Karl Kraus im Namen der sozialdemokratischen Bezirksorganisation Wieden und ihres Vorstandes um einen Vortragsabend. Gleichzeitig bat er, den Erlös dem Wiedner Wohlfahrtswerk Societas und dem Republikanischen Schutzbund, Gruppe Wieden zu überlassen.


Richard Lanyi, Buchhändler und Verleger, der vor allem durch die Herausgabe von Publikationen von und über Karl Kraus einige Aufmerksamkeit erregte, nahm auch Fantner unter seine Verlagsfittiche und publizierte zwei Bände dieses Arbeiterdichters. Die Wirtschaftskrise traf den Schriftsteller mit voller Wucht. Als Bankbeamter wurde er abgebaut; als Vertreter, Austräger, Schreiber und Aushilfsbeamter konnte er nur notdürftig seine Existenz sichern. Im April 1933 stellte Benedikt Fantner gemeinsam mit den Arbeiterschriftstellern Fritz Bartl und Willy Miksch seine Werke bei einer Lesung im Bildungsverein Alsergrund vor. Beim zweiten Autorenabend der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller am 15. Juni 1933, der unter dem Motto "Satire und Pathos im Klassenkampf" stand, las Fantner aus seinem Werk. Im Jahre 1933 bewarb er sich auch, ohne Erfolg, um die Stelle eines Sekretärs für eine sozialdemokratische Bezirksorganisation in Wien.


Nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 wurde der Schriftsteller von Hörern der literarischen Fachgruppe im Volksheim Ottakring abwechselnd zum Mittagessen eingeladen, um ihm damit ein wenig seine trostlose Lage zu erleichtern. Seine literarischen Arbeiten konnte er nur mehr vereinzelt publizieren, etwa in der Zeitschrift Wochenschau/Der Strom. Mit diesem Organ versuchten die Freien Gewerkschaften nach dem Februar 1934 "einen Zipfel Legalität" für ihre gewerkschaftlichen Aktivitäten zu retten. Im Sommer 1935 beteiligte sich Fantner an Lesungen von Arbeiterschriftstellern im Wiener Arbeiterstrandbad, die der Bildungsfunktionär der Arbeiterkammer Dr. Viktor Matejka organisierte. Einige Zeit später, am 11. September 1935, durchsuchten Polizeibeamte das notdürftig eingerichtete Kabinett des, wie sie feststellten, "linksradikalen Schriftstellers" im 3. Stock des Hauses Wien 15, Dingelstedtgasse Nr. 5-7. Im Bericht der Staatsanwaltschaft heißt es darüber:


"Am 11. 9. 1935 wurden bei einer Hausdurchsuchung in seinem Besitz 26 Stück illegale Druckwerke gefunden, die hauptsächlich aus dem Jahre 1934 stammten, außerdem zwei Reinschriften eines von ihm verfaßten Romanes 'Menschen zwischen zwei Zeiten', in dem die Februarereignisse 1934 in revolutionärem Sinne beleuchtet werden, ein von ihm verfaßtes Gedicht revolutionäre Inhaltes, das in der illegalen Zeitung 'Der rote Kämpfer' vom Mai 1934 wiedergegeben worden war, und ein an den Genossen Winter gerichtetes, nicht abgesendetes Schreiben mit aufreizendem Inhalte ... Er wurde von der Polizeidirektion Wien wegen Verwahrung kommunistischer und anderer illegaler Druckschriften, die offenbar für Propagandazwecke bestimmt waren, mit 6 Wochen Arrest bestraft."


1937 stand Benedikt Fantner in den Reihen der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg. Eine dramatische Blutspendeaktion im Frühjahr 1937 für den schwerverwundeten österreichischen Freiwilligen Willi Hauk im Hospital Universidad in Murcia nahm Fantner zum Anlaß für sein Gedicht "Die Blutspenderinnen von Murcia". Über das Camp de la Braconne par Ruelle in Frankreich wurde er am 22. Februar 1941 in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Viktor Matejka erinnert sich: "Es dürfte erst 1941 gewesen sein, ich war Stubenältester im Block 13, Stube 1, da ist er irgendwie auf mich gestoßen und hat meinen Namen gehört. Er ist jeden Tag gekommen, ich habe ihn bisserl füttern können, aber es war zu sehen, er geht zugrunde ... er ist jeden Tag verfallener gewesen." Matejka erinnert sich noch, daß der Schriftsteller im Konzentrationslager auch Gedichte und Skizzen geschrieben hat. Fantner wurde zur Nummer, zur Nummer 23.979 im KZ Dachau. Mit einem Transport von hundert ausgemergelten und erschöpften Häftlingen wurde er am 19. Jänner 1942 in die Vernichtungsstätte Schloß Hartheim bei Linz überstellt, in dessen Räumen Geisteskranke und Krüppel im Auftrag des NS-Regimes ermordet wurden. In diese Euthanasieanstalt kamen nun auch kranke und arbeitsunfähige KZ-Häftlinge, die dort mit Giftgas getötet und eingeäschert wurden.


Die Aschenurne Benedikt Fantners wurde am 11. April 1942 von seiner Schwester Albertine Skarwada im Familiengrab auf dem Baumgartner Friedhof beigesetzt.


Selbständige Werke

Lazarus. Die Geschichte eines Menschen unserer Zeit. Wien: Verl. der Buchhandlung Richard Lanyi 1929. 87 S.

Geschichten aus der grauen Masse. Wien: Verl. der Buchhandlung Richard Lanyi 1931. 123 S.

 

Dieser Text wurde veröffentlicht in: Herbert Exenberger (Hrsg.), Als stünd' die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen. Wien: Mandelbaum Verlag 2000

 

 

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