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Ziegler, Franz Thomas

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Цыглер (Циглер) Франц Тимофеевич

Geboren: 01.05.1894, Wien

Beruf: Mathematiker

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1915

Wohnorte in der Sowjetunion: Wolgadeutsche Republik, Chortica (Zaporožskaja obl.), Leningrad

Verhaftet: 13. Aril 1935, Leningrad; 12.01.1942, Komi ASSR

Anklage: antisowjetische Agitation

Urteil: 25.04.1942, Kriegstribunal der NKVD-Truppen bei der Bauverwaltung der Nord-Pečora-Eisenbahnmagistrale, Tod durch Erschießen

Emigrationsmotiv: Kriegsgefangener des Ersten Weltkriegs

Schicksal: erschossen

 

Franz Thomas (Tomas) Ziegler wurde 1894 in Wien geboren. Sein Vater war Schlosser, die Mutter Näherin. Nach dem Besuch des Realgymnasiums konnte Franz Thomas Ziegler an der Universität Wien das Studium der Mathematik absolvieren, weil ihn ein früherer Lehrer materiell unterstützte. Ziegler meldete sich 1914 freiwillig zum Militärdienst und geriet am 16. März 1915 in russische Gefangenschaft. Als Kriegsgefangener arbeitete er bei Bauern in einem Dorf im Dongebiet. 1918 heiratete er dort ein russisches Mädchen und entschloss sich, in Russland zu bleiben und sich kultureller Arbeit zu widmen. Zusammen mit seiner Frau musste er im Bürgerkrieg vor den Truppen des Kosakengenerals Petr Krasnov nach Saratov flüchten, wo er dann im Volksbildungsbereich arbeitete. Weil er das Leben der Russlanddeutschen kennenlernen wollte, zog er in eine deutsche Kolonie (Hoffental, heute Ждановка, Saratovskaja obl.), wo er bis 1922 als Lehrer arbeitete und als Funktionär in der Arbeiterbildung tätig war. Bald übersiedelte er nach Marxstadt (Marks) und dann nach Pokrovsk (Engels), wo er als Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften arbeitete und auch dem Stadtsowjet angehörte. Er hielt zahlreiche Vorträge, verfasste Artikel und veröffentlichte zwei Bücher für Pädagogik der Mathematik.

 

1924 erhielt er die sowjetische Staatsbürgerschaft. 1927 wurde er Direktor des Pädagogischen Technikums der Stadt Chortica (Chortycja) in der Ukraine. 1932 wurde er in die VKP (b) aufgenommen. 1930-1932 war er Aspirant in Leningrad, 1934 wurde er Dozent für Mathematik. Er leitete Arbeitskreise für deutsche Arbeiter im Haus der Kultur in Vyborg und hielt Vorträge im Deutschen Klub. Bis 1935 war er Dozent für Mathematik an einem pädagogischen Institut in Leningrad, gleichzeitig war er in einem Lehrbuchverlag tätig. Die Partei charakterisierte ihn als politisch einwandfrei und außerordentlich fähigen Organisator.

 

Nach der ersten Verhaftung am 13. April 1935 saß Ziegler fünf Monate ohne Verhör in Untersuchungshaft. Die Wiener Verwandten beantragten für den magenkranken Ziegler einen österreichischen Pass, um ihm die Rückkehr zu ermöglichen. Ob der Pass bewilligt wurde, ist nicht bekannt. Ziegler wurde in das Nord-Pečora-Eisenbahnlager in der Republik Komi deportiert; dort wurde er am 12. Jänner 1942 verhaftet und am 25. April 1942 zum Tod verurteilt. Das Hinrichtungsdatum ist nicht bekannt.

 

 

Quelle: ÖStA, lists.memo.ru, CGAIPD-SPb

 

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