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Winkler, Jakob

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Винклер Якоб Адамович

Geboren: 21.11.1886, St. Jakob ob Ferndorf (Bezirk Villach, Kärnten)

Beruf: Tischler

Letzter Wohnort in Österreich: Radenthein (Kärnten)

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 15.03.1932

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Ufa

Verhaftet: 03.02.1938, Ufa

Anklage: Gründung einer faschistischen Spionageorganisation, faschistische Propaganda

Urteil: 13.04.1938, Sonderberatung (OSO), Tod durch Erschießen

Gestorben: 25.04.1938, Ufa

Rehabilitiert: 22.12.1956, Militärkollegium des Obersten Gerichts

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: erschossen

 

Jakob Winkler wurde 1886 in St. Jakob ob Ferndorf, einem Weiler südlich des Millstätter Sees in Kärnten (Bezirk Villach) in einer kinderreichen Familie geboren. Seine Eltern waren Bauern, Jakob war das vierte Kind des fanatisch religiösen protestantischen Vaters, der auch als Zimmermann arbeitete, später Direktor einer Fabrik wurde.

 

Da die Mutter früh starb, kümmerten sich Verwandte um die Kinder. Jakob Winkler beendete 1904 seine Tischlerlehre und arbeitete dann in Vorarlberg, wo er in Dornbirn 1905 Mitglied im Holzarbeiterverband wurde. 1906 kam er nach betrieblichen Auseinandersetzungen in Vorarlberg auf eine schwarze Liste und war in der Folge mehrere Monate arbeitslos. Er arbeitete dann in der Schweiz und in Frankreich. Von 1908 bis 1912 war er in Seeboden am Millstätter See als Tischler und Motorbootführer beschäftigt, danach ging er wieder in die Schweiz. Nach einem Streik in Bern im Februar 1913 musste er flüchten, nach einem weiteren Streik im April 1914 in Genf musste er abermals flüchten, wurde dann nach Österreich abgeschoben. Bei Kriegsausbruch wurde er in Südtirol verhaftet, dann freigelassen und zum Militärdienst einberufen. Anfänglich nach Pola (Pula) abkommandiert, kam er dann an die Front nach Galizien, wo er erkrankte und an eine Nachrichtenschule in Graz kommandiert wurde. Nach kurzer Zeit wurde er strafweise an die italienische Front versetzt. Schwer verwundet verbrachte er dann längere Zeit in Klagenfurt in Behandlung. Nach dem Umsturz wurde er im November 1918 in den Soldatenrat gewählt. Er diente im Nachrichten- und Sanitätsdienst bis zum Ende des Kärntner Abwehrkampfes im Mai 1919, arbeitete dann als Tischlermeister in Radenthein bei der Österreichisch-amerikanischen Magnesit AG (heute RHI).

 

Als er 1921 heiraten wollte, musste er 16 Monate darum kämpfen, nur standesamtlich heiraten zu können, schließlich setzte er die erste zivile Eheschließung in Radenthein durch. Als ältester Gewerkschafter stand er in stetem Kampf mit sozialdemokratischen Partei- und Gewerkschaftsfunktionären. 1926 gründete er eine Freidenker-Ortsgruppe in Radenthein, 1930/31 organisierte er Vorträge über die Sowjetunion. Im Oktober 1931 wurde er Mitglied der KPÖ.

 

Mit einem Visum der sowjetischen Botschaft in Wien und der Erlaubnis der KPÖ emigrierte Jakob Winkler mit seiner Frau Elly Winkler und den beiden Kindern Mitte März 1932 in die Sowjetunion. In Moskau arbeitete Winkler anfangs in einer Jugenderziehungsanstalt der Geheimpolizei OGPU. Er übersiedelte dann 1933 mit seiner Familie nach Ufa, wo er zur Zeit seiner Verhaftung am 3. Februar 1938 als Modelltischler in einem Motorenwerk beschäftigt war. Am 13. April 1938 wurde Jakob Winkler wegen Gründung einer faschistischen Spionageorganisation in seinem Betrieb und faschistisch-defätistischer Propaganda zum Tode verurteilt und am 25. April 1938 erschossen.

 

Elly Winkler stellte 1956 einen Antrag auf Rehabilitierung, dem im Dezember 1956 stattgegeben wurde. Für das konfiszierte Eigentum wurde der Familie eine Entschädigung von 25752 Rubel zugesprochen.

 

 

Quelle: DÖW, RGASPI, ÖStA, lists.memo.ru

 

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