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Spirk, Géza

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Шпирк Геза Аврилович

Geboren: 1896, Budapest

Beruf: Ingenieur, Schlosser

Letzter Wohnort in Österreich: Eisenstadt

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 03.06.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 21.03.1938, Moskau

Anklage: antisowjetische Äußerungen

Urteil: 23.12.1939, Sonderberatung (OSO), 5 Jahre Lagerhaft

Rehabilitiert: 24.03.1958, Präsidium des Moskauer Stadtgerichts

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: überlebte

 

Géza Spirk wurde 1896 in Budapest geboren. Er absolvierte eine höhere technische Lehranstalt in Wien, arbeitete dann von 1914 bis 1919 als Schlosser in Budapest. Vom März bis Juli 1919 diente er als gewöhnlicher Soldat in einem Sturmbataillon der ungarischen Roten Armee. In der Folge wurde er wegen kommunistischer Aktivitäten verhaftet und war von August bis Dezember 1919 im Gefängnis. 1920 wurde er wieder verhaftet, ursprünglich zu einer Lagerstrafe verurteilt. Diese Strafe wurde dann in eine Art Verbannung nach Budafok (damals noch ein Vorort von Budapest) umgewandelt, wo er sich von Juni 1920 bis Juli 1921 jeden Tag bei der Polizei melden musste. Er emigrierte in der Folge nach Österreich, und zwar in das Dorf Landegg (Gemeinde Pottendorf, Bezirk Baden), wo er anfangs als Schlosser im nahen Ebenfurth arbeitete. Ab 1928 arbeitete er in Eisenstadt, wo er 1929 eine Reparaturwerkstätte für Elektrogeräte eröffnete, die bis 1934 bestand. Ab wann Spirk beim Schutzbund tätig war und inwiefern er in die Ereignisse des Februars 1934 verwickelt war, ist nicht bekannt. Jedenfalls flüchtete er 1934 nach dem gescheiterten Aufstand in die ČSR, wurde in Znaim (Znojmo) interniert und gelangte dann im Juni 1934 mit dem zweiten Schutzbundtransport nach Russland. Ursprünglich Mitglied der ungarischen KP, trat Spirk 1934 der KPÖ bei.

 

In Moskau wohnte er im Hotel Sovetskaja und arbeitete in der Kujbyšev-Maschinenfabrik (Московский Электрозавод им. В.В. Куйбышева) als Ingenieur und Konstrukteur. Seine Frau Cäcilie (geb. 1901 in Grundlsee) und sein Sohn Eugen (geb. 1921 in Landegg) konnten Spirk im September 1934 nach Moskau folgen. Cäcilie und Eugen Spirk wurden 1938 aus der Sowjetunion ausgewiesen und kehrten im März 1938 nach Österreich zurück.

 

Am Tag nach ihrer Abreise wurde Géza Spirk, der ebenfalls ausreisen wollte, verhaftet. Er wurde der Spionage beschuldigt und bekannte sich nach sechs Tagen Verhör schuldig. Er "gestand", von Fritz Ganko, der damals schon bei den Internationalen Brigaden in Spanien war, zur Spionage für Österreich angeworben worden zu sein. Als er am 8. Dezember 1938 wieder verhört wurde, widerrief er dieses Geständnis. Die Anklage wurde dann auf antisowjetische Agitation geändert, am 23. Dezember 1939 wurde Spirk schließlich zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager bei Vjatka (Kirov) deportiert.

 

Nach Ablauf seiner Frist im März 1943 wurde er nicht freigelassen, weil während des Krieges Entlassungen untersagt waren. Im März 1946 war er noch immer im Lager, er versuchte von dort, Kontakt mit Verwandten aufzunehmen, seine Briefe wurden jedoch vom NKVD abgefangen. Wann er schließlich freigelassen wurde, ist nicht bekannt. Als Spirk im März 1958 rehabilitiert wurde, lebte er in Moskau. Er hatte schon vor 1938 die sowjetische Staatsbürgerschaft erhalten.

 

 

Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASPI, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei)

 

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