logo
logo

Sladek, Josef

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

A    B    C    D    E    F    G    H    I    J    K    L    M    N    O    P    Q    R    S    T    U    V    W    Z   

 

 

Name russisch: Сладек (Сладик) Иосиф Францевич

Geboren: 17.04.1892, Stixneusiedl (Bezirk Bruck an der Leitha, NÖ)

Beruf: Eisenbahner

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 25.04.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Char'kov, Solikamsk (Permskaja obl.)

Verhaftet: 15.02.1938, Char'kov

Anklage: antisowjetische und trotzkistische Tätigkeit

Urteil: 14.05.1940, Sonderberatung (OSO), 5 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 31.05.1948, Solikamsk

Rehabilitiert: 25.10.1963, Gebietsgericht Char'kov

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: in der Verbannung umgekommen

 

Josef Sladek wurde 1892 in Stixneusiedl im Bezirk Bruck an der Leitha geboren. Er entstammte einer Kleinbauernfamilie aus dem benachbarten Arbesthal. Im Ersten Weltkrieg diente er vier Jahre als Unteroffizier in der k.u.k. Armee. Danach fand er Arbeit bei der Eisenbahn, wurde aber 1925 entlassen und war dann bis 1934 arbeitslos. Er war ab 1913 Mitglied der SDAP, später auch des Schutzbundes, wo er an diversen militärischen Ausbildungen teilnahm. Im Februar 1934 nahm er an den Kämpfen in Wien-Simmering teil. Am 25. April 1934 gelangte er als Teilnehmer des ersten Schutzbundtransportes in die Sowjetunion. Seine Frau Viktoria Sladek (geb. Heinzl) folgte ihm mit den Kindern im gleichen Jahr nach. Anfangs arbeitete Josef Sladek in Char'kov als Dreher in einem Metallbetrieb, dann von 1936 bis 1938 bei der Eisenbahn. Obwohl er in der Sowjetunion KPÖ-Mitglied wurde, bezeichneten ihn seine Schutzbundkollegen als politisch indifferent.

 

Sladek wurde am 15. Februar 1938 verhaftet. Er wurde beschuldigt, konterrevolutionäre und faschistische Propaganda betrieben zu haben. Bei den in deutscher Sprache gehaltenen Verhören bestritt Sladek jegliche Spionagetätigkeit, bei Gegenüberstellungen bezichtigten ihn aber Eisenbahnerkollegen antisowjetischer Äußerungen, die Sladek ebenfalls bestritt. Am 14. Mai 1940 wurde er zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt. In einem Lager bei Ivdel' im Nordural traf er mit seinem ebenfalls verurteilten älteren Sohn Alfred Sladek zusammen, der 1941 verhaftet worden war.

 

Erst am 16. Jänner 1947 aus dem Gulag entlassen, zog Josef Sladek zu seiner Frau nach Solikamsk in den Ural, wo er als Invalider mehr oder weniger verhungerte, denn seine kranke Frau verdiente sehr wenig. Er verbrachte die letzten Monate bettelnd auf dem Marktplatz von Solikamsk und starb am 31. Mai 1948 an Tuberkulose und Herzschwäche. Im Zuge seines Rehabilitierungsverfahrens 1963 zogen seine ehemaligen Arbeitskollegen ihre belastenden Aussagen von 1938 zurück und beschrieben den verstorbenen Österreicher als kollegial und gegenüber der UdSSR positiv eingestellt.

 

 

Quelle: RGASPI, DÖW, Familie

 

Siehe auch Karl R. Stadler, Opfer verlorener Zeiten. Geschichte der Schutzbund-Emigration 1934, Wien 1974, S. 329 ff.;

Hans Schafranek (Hrsg.), Die Betrogenen. Österreicher als Opfer stalinistischen Terrors in der Sowjetunion, Wien 1991, S. 227 ff.

 

» nächste Biographie

Downloads

Quelle: RGASPI
(124,6 KB)
Unterstützt von: