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Haderlapp, Franz

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Гадерлапп Франц

Geboren: 30.10.1891, Ebriach (Kärnten)

Beruf: Gendarm, Landwirt, Sattler, Bürgermeister

Letzter Wohnort in Österreich: Eisenkappel (Kärnten)

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 30.10.1935

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau

Verhaftet: 27.04.1936, Moskau

Anklage: verbrecherische Handlungen im Zivilbereich

Urteil: 10.06.1936, Sonderberatung (OSO), Ausweisung; 31.12.1936, Sonderberatung (OSO), 3 Jahre Lagerhaft; 22.12.1938, Sonderberatung (OSO), Ausweisung

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Emigration

Schicksal: ausgewiesen

 

Franz Haderlapp wurde 1891 in Ebriach (Obirsko) bei Eisenkappel in Kärnten als Sohn einer Magd geboren und erlernte den Beruf eines Sattlers und Tapezierers. Die Jahre 1910-1912 verbrachte er auf der Wanderschaft in Deutschland und der Schweiz. Ab 1910 war Haderlapp Mitglied der SDAP. 1912 bis 1916 leistete er den Militärdienst, war in Italien und Russland an der Front. 1916-1918 war er als Gendarm tätig, dann versuchte er sich als Gewerbetreibender in Eisenkappel. 1919 wurde sein Haus von serbischen Truppen in Besitz genommen; nach der Volksabstimmung 1920 und einem Prozess erhielt er es 1923 wieder zurück. 1922/23 diente Haderlapp wieder als Gendarm und war an den Grenzkämpfen in Kärnten und im Burgenland beteiligt. Im April 1924 wurde er zum Bürgermeister von Eisenkappel und Leiter des Konsumvereins gewählt. Aus Protest gegen die zurückweichende Politik der SDAP legte Haderlapp 1933 seine Parteifunktionen nieder, blieb jedoch Bezirkskommandant des Schutzbundes.

 

Nach den Februarereignissen 1934 war er kurze Zeit in Haft, flüchtete dann nach Jugoslawien. In Ljubljana war Haderlapp Vertrauensmann von zwölf österreichischen Schutzbündlern, er musste aber Jugoslawien kurzfristig verlassen, weil die Kärntner Behörden im September 1934 seine Auslieferung nach Österreich verlangten. Er fuhr mit seiner Frau Maria und seinem Sohn Wilhelm über Rumänien in die ČSR und fand Aufnahme im Lager Zbraslav. Dort schrieb er das Theaterstück Die Einheitsfront, das in Anwesenheit Otto Bauers uraufgeführt wurde. In der Folge wurde Haderlapp von der sozialdemokratischen Emigrantenfürsorge ausgeschlossen und trat der KPÖ bei.

 

Vom österreichischen Staat wurde Haderlapp am 7. April 1934, seine Frau Marie (geb. Piskernik) am 2. März 1936 ausgebürgert. Die Ausbürgerung der Frau und des Sohnes wurde später aufgehoben, beide fanden Zuflucht in der österreichischen Gesandtschaft. Franz Haderlapp erhielt die von ihm abgewiesene sowjetische Staatsbürgerschaft während seiner Haftzeit in Moskau, nachdem er am 27. April 1936 verhaftet worden war. Am 10. Juni 1936 wurde er zur Ausweisung verurteilt, zu der es aus unbekannten Gründen nicht kam, vielmehr wurde Franz Haderlapp am 31. Dezember 1936 zu drei Jahren Lagerhaft verurteilt. Im Februar 1937 wurde er zur Verbüßung seiner dreijährigen Lagerstrafe – die am 22. Dezember 1938 aufgehoben und durch Ausweisung ersetzt wurde – in den Fernen Osten verschickt. Ende 1938 traf Franz Haderlapp in Wien ein. Seine Frau und der Sohn Wilhelm waren bereits im Juni 1937 nach Österreich zurückgekehrt.

 

 

Quelle: ÖStA, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), RGASPI, DÖW

 

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