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Gutmann, Hedwig

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Гутман Ядвига (Хедвиг) Людвиговна

Geboren: 25.03.1898, Wien

Beruf: Kunstgewerblerin, Lehrerin

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1932

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Momotovo (Krasnojarskij kraj)

Verhaftet: 23.06.1941, Moskau

Urteil: 11.11.1942, 10 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 05.03.1973, Berlin (DDR)

Rehabilitiert: 30.03.1957

Emigrationsmotiv: KP-Emigration

Schicksal: überlebte

 

Hedwig (Hedi) Gutmann wurde am 25. März 1898 in Wien als Tochter eines Uhrmachers geboren. Sie besuchte nach der Volks- und der Bürgerschule noch eine zweijährige Fortbildungsschule, dann noch eine Kunstgewerbeschule und eine Fachschule für Schneiderei. Zwei Jahre arbeitete sie als Zeichnerin in der Wiener Werkstätte, musste aber wegen einer Lungenkrankheit die Arbeit aufgeben und arbeitete in der Folge unregelmäßig als Heimarbeiterin. 1927 übersiedelte Gutmann nach Berlin, wo sie u.a. in der Reimann-Schule, einer privaten Kunst- und Kunstgewerbeschule, und als technische Zeichnerin in einem Architekturbüro sowie als Redakteurin einer Bauzeitschrift arbeitete.

 

1929 lernte Hedwig Gutmann den österreichischen Komponisten Hanns Eisler kennen. Sie lebte ab 1930 von Gelegenheitsarbeiten und verkehrte in kommunistischen Kreisen, machte marxistische Schulungen mit und trat dann 1931 in die KPD ein. Sie lebte mit Hanns Eisler zusammen und reiste 1931 mit ihm erstmals nach Moskau, wo Eisler einen Kompositionsauftrag erhalten hatte. 1932 fuhren beide wieder nach Moskau; Hanns Eisler fuhr nach Erledigung seines Auftrages nach einigen Wochen wieder zurück, Gutmann blieb in Moskau. Sie arbeitete von Juni bis Dezember 1932 als Korrektorin in der Verlagsgenossenschaft für ausländische Arbeiter VEGAAR, dann beim Rundfunk, zuerst als Korrespondentin, dann als Sekretärin. Später arbeitete sie als Redakteurin im Verlag für ausländische Wörterbücher und besuchte einen Kurs zur Ausbildung von Deutschlehrern. Sie begann dann als Lehrerin zu arbeiten, anfangs im Gewerkschaftsverband VCSPS (Всесоюзный центральный совет профессиональных союзов), dann im Institut für Fremdsprachen. 1936 wurde sie sowjetische Staatsbürgerin.

 

Wie Lilli Beer-Jergitsch berichtet, schlich sich ein NKVD-Agent in ihren Freundeskreis ein, der sie beim NKVD denunzierte. Er gab an, bei Gutmann befinde sich der Sitz der Moskauer Gestapo-Zentrale. Daraufhin wurde sie einen Tag nach dem deutschen Angriff, am 23. Juni 1941, verhaftet. Am 11. November 1942 wurde sie zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt, die sie in einem Lager in Sibirien verbrachte.

 

Anschließend lebte sie bis März 1955 im Dorf Momotovo bei Kazačinskoe am Enisej in der Verbannung. Im Laufe des Jahres 1955 konnte sie Briefkontakt mit Louise Eisler-Fischer, Eislers Ex-Frau, aufnehmen und sich für Paket- und Geldsendungen aus Hanns Eislers Moskauer Verlags-Konten bedanken. Sie bemühte sich um ihre volle Rehabilitierung und reiste schließlich gegen Jahresende 1956 in die DDR aus, wo sie vorerst bei Hanns Eisler wohnte. Als sie sich gegenüber der DDR-Staatssicherheit verpflichtet hatte, nicht über ihre Erlebnisse zu sprechen, wurde ihr eine Wohnung in Berlin-Friedrichshain zur Verfügung gestellt. Sie lebte dort bis 1967, dann in einem Altersheim, wo sie 1973 verstarb.

 

Gutmann war mit dem Ehepaar Breth-Mildner befreundet.

 

 

Quelle: DÖW, RGASPI, Familie

 

Siehe auch Karin Nusko/Ilse Korotin (Hrsg.), Im Alltag der Stahlzeit. 18 Jahre in der UdSSR. Lilli Beer-Jergitsch (1904-1988). Lebenserinnerungen, Wien 2013. S. 109 f.;

Fühle mich verpflichtet, euch von all dem in Kenntnis zu setzen. Aus der Komintern-Akte von Hedi Gutmann, in: Eisler-Mitteilungen, Nr. 56, 20. Jg., Oktober 2013, S. 17 ff.

 

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