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Abwicklung eines Pseudonyms

Neues von ganz rechts – Juli 2025

Die rechtsextreme, geschichtsrevisionistische Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) veranstaltet Ende September in Thüringen ihren Jahreskongress unter dem Titel „Medienterror oder Meinungsfreiheit“. Bekanntester Redner soll dieses Jahr Jürgen Elsässer sein, Herausgeber des deutschen Querfront-Magazins COMPACT. Schon in der Vergangenheit fanden sich immer wieder Österreicher auf der Liste der Referenten. 2017 bescherte ein Bericht des DÖW über den Tagungsauftritt des damaligen freiheitlichen Nationalratsabgeordneten Johannes Hübner im Jahr zuvor diesem einen kurzfristigen Karriereknick.

 

Auch im heurigen Jahr sind Redner aus Österreich angekündigt. Der ehemalige Kärntner Landtagsabgeordnete Martin Rutter (BZÖ, Team Stronach), der in jüngerer Vergangenheit als Organisator von Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen in Wien und Klagenfurt in Erscheinung trat, soll über „Patriotische[n] Protest auf der Straße“ referieren. Rutter hatte bereits 2017 eine Rede in revisionistischen Kreisen gehalten: am Rande der Ulrichsbergfeier am Kärntner Herzogstuhl.

 

Als zweiter Österreicher wird auf der GfP-Website Konrad Reisinger angekündigt. Dieser war in den vergangenen Jahren vielfach als Autor im Eckart der Österreichischen Landsmannschaft, im WOCHENBLICK und bei AUF1 aufgeschienen. Im gedruckten Ankündigungsfolder der GfP-Tagung wird jedoch ein anderer Name genannt: jener des langjährigen österreichischen Neonazi-Kaders Andreas Thierry.[1] Der Kärntner (Jahrgang 1970) war ab Ende der 1980er Jahre in der neonazistischen Szene aktiv, u. a. im Rahmen der Nationalistischen Front. 1989 nahm er zusammen mit dem späteren FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache an einer Wehrsportübung in Kärnten teil, im Jahr darauf – ebenfalls an der Seite Straches – an einer Aktion der Wiking-Jugend an der innerdeutschen Grenze.[2]

 

Ende der 1990er Jahre dockte Thierry bei der Nationaldemokratischen Partei (NPD) in Deutschland an und brachte es dort bis zum stellvertretenden Vorsitzenden in Baden-Württemberg und zum Mitglied des Bundesvorstandes. Publizistisch wirkte er, der nach eigenen Angaben das journalistische Handwerk bei Andreas Mölzers Zur Zeit erlernt hatte, u. a. als Schriftleiter der neonazistischen Zeitschrift Volk in Bewegung. 2010 trat er aus der NPD aus und wandte sich verstärkt dem Journalismus zu, zunächst bei der Zeitung Wels im Bild. Gegen seine dortige Entlassung protestierte der damalige Aula-Schriftleiter Martin Pfeiffer (Burschenschaft Marko-Germania Graz), der bereits damals der GfP vorstand und dies nach wie vor tut.

 

Im aktuellen GfP-Tagungsfolder wird Thierry zudem als Co-Autor (mit Mario Kandil) eines Buchs über den „vertuschte[n] Völkermord an den Deutschen“ vorgestellt, das ebenfalls unter dem Namen Reisingers erschien. Das bestätigt die Vermutung, die Stoppt die Rechten bereits Ende 2024 geäußert hatte: Bei Reisinger handelt es sich um ein Pseudonym Thierrys, der wiederum zwischen 2019 und 2022 (unausgewiesen) als Schriftleiter des Eckart fungiert und diesen in die Nähe des Neonazismus geführt hatte.



[1] Zur politischen Biografie Thierrys vgl. ausführlich Wilhelm Lasek, Funktionäre, Aktivisten und Ideologen der rechtsextremen Szene in Österreich, Wien 2015, S. 162-169.

[2] Vgl. Nina Horaczek / Claudia Reiterer, HC Strache. Sein Aufstieg, seine Hintermänner, seine Feinde, Wien 2009, S. 47 bzw. 41.

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