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Rechtsextremer Relaunch

Neues von ganz rechts - November 2019

 

Die rechtsextreme Medienlandschaft Österreichs ist in Bewegung. Nach zahlreichen Neugründungen in den letzten Jahren scheint sie nun in eine Phase der Marktbereinigung eingetreten, wie die Ablöse der Aula durch Freilich Ende 2018 sowie die Einstellung der Magazine Neue Aula (nach nur einer Ausgabe) und alles roger? (nach vier Jahren) im Herbst 2019 zeigen. Auch vor diesem Hintergrund hat sich ein traditionsreiches Periodikum des österreichischen Rechtsextremismus nun neu aufgestellt: DER ECKART wurde im Zuge eines Führungswechsels innerhalb seiner Trägerorganisation (der Österreichischen Landsmannschaft/ÖLM einem Relaunch unterzogen. Der vom neuen ersten Obmann der ÖLM, Erich Danneberg, ausgerufene "Neustart" (September-Ausgabe, S. 3) erweist sich bei näherer Betrachtung vor allem als deutlicher Rechtsruck der in den letzten Jahren vor allem den Belangen deutscher Minderheiten gewidmeten und mit Positionierungen rechtsextremen Charakters vergleichsweise zurückhaltenden Zeitschrift. Erwartungsgemäß geht dieser Rechtsruck mit zunehmenden verschwörungsphantastischen Tendenzen einher, wie die ersten beiden Ausgaben seit dem Relaunch belegen.

 

Die vermeintliche Erneuerung startet im September-Heft bezeichnenderweise mit dem Wiederabdruck eines 50 Jahre alten Textes aus der Feder des Antisemiten Taras Borodajkewycz, in welchem dieser u.a. die Dolchstoßlegende über das Ende des Ersten Weltkriegs zum Besten gibt (S. 4-7). Der langjährige Aula-Autor Gerhoch Reisegger erblickt in der aktuellen Klimaschutz-Debatte einen "neue[n] Morgenthau-Plan" zur Vernichtung Deutschlands bzw. des deutschen Volkes (S. 10 f.). Konrad Reisinger zufolge steht EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen u. a. für den "Austausch der Autochthonen" in Europa. Dieses befinde sich auf dem Weg zum "europäische[n] Superstaat", welcher "nach dem Wunsch der Globalisten und Einweltler wohl nur ein Zwischenziel zu ihrer 'One World'-Herrschaft sein soll" (S. 12). Von der Leyens politische Karriere wird ebenso in einen Zusammenhang mit ihrer Teilnahme an den sogenannten "Bilderberger-Konferenzen" gebracht wie jene Pamela Rendi-Wagners (S. 13). Sven Häusler bricht eine Lanze für einen völkisch-biologistischen Volksbegriff und beklagt, dass Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft (aber türkischen Wurzeln) in vielen Medien "beharrlich als 'Deutsche'" bezeichnet würden (S. 23). Die neuen deutschen Bundesländer werden in revanchistischer Tradition als "Mitteldeutschland" bezeichnet (S. 27). Weiters gedenkt man mit Joachim Fernau und Hans Grimm ("Volk ohne Raum") des Geburts- bzw. Todestages gleich zweier NS-Propagandisten, die auch nach 1945 kaum Läuterung zeigten (S. 30).

 

Konsequenterweise beklagt im Oktober-ECKART Karl Katary, zweiter Obmann der ÖLM, gleich einleitend die Existenz des Verbotsgesetzes (als den Umstand, "daß in unserer Republik die Meinungsfreiheit durch Verfassungsbestimmungen selbst beschnitten wird"). Katary zufolge will der ECKART, als inzwischen "älteste bestehende nationale Nachkriegspublikation", neue Leserschichten erschließen, insbesondere unter Menschen, "die sich in den letzten Jahren von den Mainstream-Medien abgewandt haben (S. 3). Dieses Bemühen schlägt sich etwa in der unter Bezugnahme auf 9/11 angestimmten Klage nieder, dass "kritisches Hinterfragen offizieller Darstellungen" oft "als 'Verschwörungstheorie' abgetan" werde (S. 5). Sven Häusler lobt demgegenüber "Alternativmedien" dafür, eine vermeintliche "'Mauer des Schweigens'" aufgebrochen zu haben – unter anderem in den Bereichen "Vergangenheitsbewältigung" und "'Kampf gegen rechts'" (S. 7). Nachdem eine nicht namentlich gekennzeichnete Kolumne die Frage aufgeworfen hat, ob "man sich etwas Scheußlicheres denken [kann] als schwarze Menschen mit roten Haaren?" (S. 27), gedenkt man ausleitend diesmal des Todestages von "Generalfeldmarschall Erwin Rommel", der als "[l]egendärer deutscher Heerführer" gewürdigt wird (S. 30).

 

Ob die hier dargestellte Enthemmung des ECKART Grund oder vielmehr Folge des Wegfalls des noch bis zur Sommernummer obligaten FPÖ-Inserats war oder aber es sich hierbei um eine zufällige Koinzidenz handelt, muss bis auf Weiteres ungeklärt bleiben.

 

 

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