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Laudatio von Prof. Dr. Peter Steinbach, Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin

Lisbeth Matzer: Herrschaftssicherung im "Grenzland": Nationalsozialistische Jugendmobilisierung im besetzten Slowenien (1941-1945)

Herbert-Steiner-Preis 2020

 

 

Die Dissertation zur Analyse nationalsozialistischer Jugendmobilisierung im besetzten Slowenien setzt Maßstäbe moderner Grenzlandforschung. Sie wertet eine denkbar breite Quellengrundlage aus, profitiert von einem breiten, interdisziplinären Ansatz, der auch die Breite der Interessen der Verfasserin zeigt, erschöpft sich aber zu keinem Zeitpunkt in Fragestellungen regionaler Zeitgeschichte, sondern spiegelt im akribisch rekonstruierten "Besonderen" stets das Allgemeine. Dadurch setzt diese Studie einen Meilenstein künftiger borderland-studies. Die Jugendmobilisierung war ein Kennzeichen nationalsozialistischer politisch und weltanschaulich motivierter "Bildungsbestrebungen" und zeichnete sich im Grenzland Slowenien durch einen spezifischen Herrschaftsanspruch aus. Dieser wird nach sorgfältiger Erforschung kritisch bewertet. Die Kombination biographischer und institutionshistorischer bzw. -organisatorischer Ansätze gelangt zu einer präzisen Durchdringung von Herrschafts- und Unterdrückungsbestrebungen und kann so überzeugend die lange nachwirkende Verflechtung von Mobilisierung und Nationalisierung im Interesse des Besatzungsregimes nachweisen.

 

Historisch-politische Bildung bedarf der kritischen Aufarbeitung und lädt gerade dadurch zu einer verallgemeinerungsfähigen kritischen Bewertung ein, die gegenwartsrelevant ist und den regionalen Rahmen beeindruckend ausweitet. Dieser wichtige Beitrag zur modernen Besatzungsforschung ist nicht nur eine bemerkenswert eigenständige Leistung, sondern spiegelt mit dem Stand der zeitgeschichtlichen Forschung auch Möglichkeiten weiterer und zugleich verallgemeinerungsfähiger als ebenso bedeutsamer wie hoffentlich vieler nachfolgender Forschung.

 

In dieser glänzend geschriebenen Arbeit einer ohne Zweifel besonders vielversprechenden Nachwuchswissenschaftlerin verwirklicht sich zugleich in besonders bemerkenswerter Weise das Anliegen und die Hoffnung von Herbert Steiner.

 

 

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