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Wehren gegen "Überfremdung" (FPÖ)

Neues von ganz rechts - September 1999

Die Freiheitlichen und ihr Umfeld reagieren ungehalten auf die breite Kritik an der ausländerfeindlichen Kampagne in Wien ("Stop der Überfremdung").

In Zur Zeit nennt Chefredakteur Helmut Müller die wenigen verbliebenen FPÖ-KritikerInnen "Heuchler" und "Zyniker". Der Deutschtümler weiter: "Wer etwa einer Überfremdung zustimmt oder in der Forderung nach Wahrung unserer kulturellen Identität etwas Unanständiges, gar Unerlaubtes erkennen will, ist entweder ein Ignorant oder ganz einfach ein hinterhältiger Schurke." (Zur Zeit 38/1999, S. 1). Müller hält es demgegenüber für "absolut angebracht, das Schicksal der in den USA in Reservaten lebenden Indianer in Erinnerung zu rufen. Dabei sind die Europäer keineswegs in der Absicht eingewandert, die Ureinwohner Nordamerikas auszurotten, sowenig wie den in unsere Heimat eingewanderten Türken oder Chinesen eine solche oder ähnliche Absicht unterstellt werden kann." Nicht weniger drastisch gerät Müllers Darstellung der Rettung vor dem völkischen Untergang, die als "'naturrechtliche Selbsthilfe' auf den Plan trete". Diese in die Natur projizierte und so legitimierte Aggression gegenüber Gruppenfremden nehme noch keine gewalttätigen Formen an, weil "die Möglichkeit [besteht], einer solchen an der Wahlurne Ausdruck zu verleihen". Aber der Bürgerkrieg drohe im Falle eines ausbleibenden Politikwechsels, wie es Müller "allen jenen in Erinnerung" ruft, "die trotz Ex-Jugoslawien oder Osttimor halsstarrig wie Alkoholiker und skrupellos sich weiterhin einer Politik des Verschwindens (eines Volkes und seiner Kultur) befleißigen". Daß dieser Artikel in Abwandlung der Szene-Parole "Wir wehren uns" mit "Sich wehren zur rechten Zeit" betitelt ist, vervollständigt das Bedrohungsbild.

Drohungen ganz anderer Art stößt Peter Sichrovsky in der Neuen Freien Zeitung (37/1999, S. 14) aus: Der FPÖ-Europaabgeordnete, der in der Rede von der "Überfremdung" pflichtbewußt keine "Ausländerhetze" sieht, will die KritikerInnen seiner Partei nach deren Machtübernahme finanziell aushungern. Nachdem bereits Haider die Auszahlung der Presseförderung von der jeweiligen Berichterstattung über FPÖ-Pläne abhängig gemacht hatte, stellt Sichrovskys Tirade gegen die verhaßten "Gutmenschen" einen weiteren Beleg freiheitlichen Demokratieverständnisses dar.

 

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