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"Zur Zeit" und die Euro-Rechte

Neues von ganz rechts - Mai 2002

Mit offenen Freudenbekundungen reagiert die FPÖ-nahe Wochenzeitung Zur Zeit (ZZ) auf die Erfolge von Rechtsextremen und RechtspopulistInnen in ganz Europa. Das vom FPÖ-Bundesrat John Gudenus mitherausgegebene Blatt widmet sich in der Ausgabe 18/2002 schwerpunktmäßig diesem Phänomen, nicht ohne wieder auf die Vorreiterrolle Österreichs hinzuweisen. Im Unterschied zur amtierenden FPÖ-Spitze zeigt man dabei auch wenig Berührungsängste.

Chefredakteur Andreas Mölzer führt im Editorial das einfache Parteimitglied Jörg Haider als Kronzeuge für die ideologische Nähe zwischen FPÖ und ausländische Rechtsextremisten an und stellt ihm die Position von Vizekanzlerin Riess-Passer und Co. gegenüber: "Er [Haider] war der Einzige im Lande, der eine offene Distanzierung von Le Pen vermied und dessen Erfolg als Erfolg der Demokratie bezeichnete. Ähnlich wie gegenüber dem Flamsblock [sic!], den Haider durchaus auch immer wieder mit schmeichelhaften Attributen versehen hat, hält er sich also auch in Richtung Frankreich die Türen offen. Sowohl die Flamen als auch Le Pen wurden von den offiziellen blauen Parteisprechern als Extremisten deformiert [sic!], mit denen man nichts zu tun haben wollte." (Zur Zeit 18/2002, S. 2) In einem Leserbrief an Die Presse fällt Gudenus ebenfalls der eigenen Parteiführung in den Rücken und verlangt am Beispiel des rechtsextremen Vlaams Blok eine "wertfreie" Beurteilung der "Zusammenarbeit erfolgreicher, kompatibler Rechtsparteien Europas". (Die Presse, 29. 5. 2002).

In kurzen Länderberichten sparen die ZZ-Autoren nicht mit offenen Sympathiebekundungen für die rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien. Harald Winter schreibt etwa über die flämischen NationalistInnen, zu welchen seit mehreren Jahren enger Kontakt gepflogen wird: "Der Vlaams Blok ist die einzige ernst zu nehmende politische Kraft Belgiens, die die zunehmende Überfremdung und Verdrängung der belgischen Bevölkerung, insbesondere durch arabische Immigranten kritisiert." (Zur Zeit, 18/2002, S. 14)

Über Le Pen lässt man mit dem deutschen Rechtsextremisten Franz Schönhuber gleich einen engen Vertrauten des französischen "Rebellen" zu Wort kommen. Schönhuber kommt dabei - wenig überraschend - zum Schluss, dass Le Pen "kein Faschist [ist]". (Ebenda, S. 15) Auch über die "Abgrenzung rechter und nationalistischer Parteien [...] am Balkan" darf der ehemalige Vorsitzende der Republikaner schreiben (Ebenda, S. 16).

In der folgenden ZZ-Ausgabe ist übrigens Staatssekretär Reinhart Waneck (FPÖ) als Autor vertreten: Der deutschnational Korporierte (AV! Wartburg) schreibt über eine "drogenfreie Zukunft". (Zur Zeit 19/2002, S. 25 f.) Unter anderem wird in dieser Ausgabe in Form einer "Karikatur" die Nazi-Mär von einer zionistischen Okkupation oder Dominanz der USA verbreitet (Ebenda, S. 32).

 

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