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Die neonazistischen Anklänge der Burschenschaft "Teutonia"

Neues von ganz rechts - Februar 2019

 

Während das DÖW sich einer pauschalen Bewertung des völkischen Studentenverbindungswesens als rechtsextrem enthält, wurde eine solche Einstufung bei Vorliegen einer entsprechenden Faktenbasis für einzelne Verbindungen wiederholt vorgenommen. Eine Zuordnung zur neonazistischen Spielart des Rechtsextremismus ist damit im Allgemeinen nicht verbunden.

 

Die Wiener akademische Burschenschaft Teutonia wird vom DÖW seit vielen Jahren als rechtsextrem eingestuft. Angesichts der Betätigung dieser Verbindung in den letzten Jahren muss ihr nach Einschätzung des DÖW inzwischen auch eine Nähe zum Neonazismus attestiert werden, die in organisatorischer Hinsicht ebenso zu konstatieren ist wie auch – in Form von "Revisionismus"/NS-Apologie, Revanchismus, Antisemitismus und Rassismus – auf Ebene der Ideologie. Die nachfolgende Aufstellung listet dahingehende Indizien auf. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und beschränkt sich auf den Zeitraum seit 2010. Für frühere Ereignisse vgl. den Grundsatzartikel von Andreas Peham ("Durch Reinheit zur Einheit", PDF) zu antisemitischen und nationalsozialistischen Bezügen im völkischen Verbindungswesen in Österreich.

 

  • Kartellbeziehung ("Ostdeutsches Kartell") mit den rechtsextremen bundesdeutschen Verbindungen Danubia München und Raczeks Bonn

  • Mitglied in der rechtsextremen Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG); unter ihrem Vorsitz: Erarbeitung einer 2012 erschienenen BG-Grundsatzschrift, in der "Unterschiede in Fähigkeiten und Verhaltensweisen [...] zwischen Männern und Frauen" sowie "zwischen Angehörigen verschiedener Rassen" behauptet und "Einschränkung der Meinungsfreiheit in bezug auf Ereignisse im sogenannten Dritten Reich" beklagt werden, "die nach wie vor der objektivhistorischen Aufarbeitung bedürfen".

  • Website: Verlinkungen u.a. zur neonazistischen Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO), der rechtsextremen National-Zeitung und dem Apartheids-nostalgischen Hilfskomitee Südliches Afrika

  • 2010: Flugblatt gegen die "Schandverträge" von Versailles und St. Germain, einschließlich der Forderung, damit einhergegangene "Gebietsabtretungen" ("Südtirol, Deutschböhmen, Südkärnten, die Südsteiermark, Teile des Burgenlandes, das Elsaß, ganz Ostdeutschland und viele andere Gebiete") zu "revidieren"

  • 2010: Per Aussendung erklärt man, dass das Verhalten des Teutonen Jan Ackermeier – er hatte ein rechtsextremes Kadertreffen der JLO in der Steiermark geplant (siehe: Höbart gegen "Erd- und Höhlenmenschen") – "im Einklang mit der allgemeinen Bundlinie" stehe

  • 2011: Unterzeichnerin einer "Erklärung zum volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff", die sich gegen innerburschenschaftliche Bestrebungen richtet, "die Abstammung als notwendige Voraussetzung deutscher Volkszugehörigkeit allgemein oder in Einzelfällen für entbehrlich zu erklären". Mit dem "Verrat", dem ein Verzicht auf das Abstammungskriterium gleichkäme, würde sich die "Burschenschaft ihrem inneren Wesen nach selbst auf[geben]". (Burschenschaftliche Blätter Nr. 2/2011)

  • 2012: Teutonia-Flugblatt, das den damaligen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, unter Verwendung antisemitischer Stereotype als den "Mann mit der Halbglatze und den nervösen Händen" sowie "dicken Brillengläser[n]" beschreibt (siehe: Nationalfreiheitlicher Antisemitismus); einer Einladung zum WKR-Ball komme Muzicant nicht nach, weil er "eine andere Art von Logen – Freimaurerlogen!" bevorzuge.

  • 2012: Streuzettel gegen "Zecken, linkes Gesocks, Gutmenschen, Egalitarismus, Feminismus und 'Antifaschismus'"

  • 28. 8. 2012: Via Facebook verbreitetes Flugblatt gegen das in Wien geplante Deserteursdenkmal und die "willfährigen Zersetzer von Volkstum und Nationalbewußtsein, welche momentan in Wien an der Macht sind"

  • 26. 10. 2014: Posting eines weiteren Flugblatts gegen das Deserteursdenkmal (siehe: Rechtsextreme Teutonia gegen "Verrat"), dem zufolge nicht näher benannte "Figuren [...] uns [...] an die internationale Hochfinanz [verkauft]" hätten. "[N]ur wenn unser Volk wieder als gelebte Gemeinschaft auftritt, können wir uns gemeinsam wehren."

  • 23. 4. 2015: Facebook-Like für ein Posting, das Wehrmachtssoldaten ("Ziehen ins Kriegsgebiet. Lassen Frau und Kinder in Deutschland") syrischen Geflüchteten ("Ziehen nach Deutschland. Lassen Frau und Kinder im Kriegsgebiet") positiv gegenüberstellt

  • 8. 5. 2015: Facebook-Posting zum Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus – "8. Mai 2015 – kein Fest der Freude!"

  • 12. 6. 2015: Facebook-Posting, in welchem Teutonia sich selbst als "ungebeugt, unbeirrt und unbelehrbar" bezeichnet

  • 21. 6. 2015: Facebook-Share eines Sujets zur Sommersonnenwende, das auf einer nationalsozialistischen Postkarte basiert (unter Aussparung des im Original enthaltenen Hitler-Zitats)

  • 10. 7. 2015: Facebook-Share eines Postings, das anlässlich der Aufpflanzung einer Regenbogenfahne vor dem Leipziger Rathaus für ein "[t]raditionelles Familienbild" eintritt und "Vernunft statt Entartung!" fordert

  • 22. 1. 2016: Teutonia richtet via Facebook einem neuen Mitarbeiter der Rechtsextremismusabteilung des DÖW aus, "[w]ir werden jedenfalls gewissenhaft dafür Sorge tragen, dass Sie ausreichend zu tun haben!"

  • 2016: Revanchistischer Artikel des Teutonen Michael Demanega in den Burschenschaftlichen Blättern Nr. 4/2016: "Die Sezession Südtirols ist und bleibt [...] alternativlos."

  • 8. 5. 2017: Wiederholung des Facebook-Postings zum Tag der Befreiung 2015 ("8. Mai – kein Fest der Freude!")

  • 21. 9. 2017: Facebook-Share des 1942 für den damaligen Tiroler Gauleiter komponierten "Tiroler Standschützenmarsches" nebst Bitte um "ein 'Gefällt mir', wenn auch Dir die Selbstzersetzungspropaganda der Veröffentlichkeit [sic!] am Allerwertesten vorbei geht! Heil Tirol!"

  • 2018: Artikel von Michael Demanega in der rechtsextremen Info-DIREKT Nr. 22/2018, wonach sich in Südtirol "die Gesamtsituation zuspitzen und dramatisieren" müsse; eine Doppelstaatsbürgerschaft würde Italien das Vorgehen gegen Südtiroler erschweren, "[s]ollte sich die politische Lage in Italien in absehbarer Zeit verschärfen".

  • 3. 2. 2019: Facebook-Posting, das Österreicher als "Ostmärker" bezeichnet und einen Liedtext teilt, in dem die "Odalrune auf blutrotem Tuche" (vgl. die Fahne der neonazistischen, 1994 verbotenen Wiking-Jugend) besungen wird

 

 

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