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"Neue Ordnung" feiert Antisemiten

Neues von ganz rechts - August 2004

Erst im April dieses Jahres brachten die Grünen im steirischen Landtag einen Antrag ein, in dem verlangt wurde, dem Leopold Stocker Verlag aufgrund rechtsextremer Tendenzen das 1992 verliehene Landeswappen wieder abzuerkennen. Das DÖW hat in einer Stellungnahme zum Verlag und der dort erscheinenden Zeitschrift Neue Ordnung (NO) die politische Ausrichtung des Unternehmens charakterisiert. Mit einem Jubelartikel über den rumänischen Faschistenführer Corneliu Z. Codreanu (1899-1938) in der aktuellen Ausgabe der NO (2/2004, S. 20 ff.) liefert der Herausgeber und Verlagsleiter Wolfgang Dvorak-Stocker nun ein weiteres Argument für die Aberkennung des Landeswappens.

Codreanu, politisch sozialisiert in der antisemitischen Liga zur National-Christlichen Abwehr, gründete 1927 die terroristische Legion Erzengel Michael, die 1930 in Eiserne Garde umbenannt wurde. Auf deren Konto gehen zahlreiche Anschläge und auch die Ermordung der Ministerpräsidenten Duca (1933) und Calinescu (1939). Ab 1938 (Errichtung der Diktatur unter Carol II) wurden Aktivisten der Eisernen Garde verhaftet und hingerichtet, allen voran Codreanu selbst, dem sein pro-nationalsozialistischer Kurs zum Verhängnis wurde. Dieser Kurs wurde jedoch ab September 1940 (deutsches Marionetten-Regime unter General Ion Antonescu) Regierungslinie. Die nun an der Macht beteiligte Eiserne Garde begann einen blutigen Rachefeldzug unter den alten Eliten, der alleine im November 1940 67 Todesopfer forderte. Daraufhin begann Antonescu mithilfe des Militärs gegen die Eiserne Garde vorzugehen. Diese reagierte im Jänner 1941 mit einem Putschversuch, der sich zum blutigen Pogrom ausweitete: Gardisten steckten in Bukarest Synagogen in Brand, plünderten Geschäfte und Wohnungen und massakrierten an die 1000 Juden und Jüdinnen. Nach der Niederschlagung des Putschversuches rettete die deutsche Gesandtschaft die Führer der Eisernen Garde und brachte 300 von ihnen nach Deutschland in Sicherheit. Nach dem Sturz des Regimes Antonescu im August 1944 bildeten Mitglieder der Eisernen Garde in Wien eine nationalsozialistische Exilregierung.

Erwartungsgemäß schweigt sich die Redaktion der NO über diese Fakten weitgehend aus. Den militanten Antisemitismus der Legionäre und Gardisten entschuldigt man mit dem Verweis auf "die Vorkommnisse in Sowjetrussland und die Tatsache, dass auch in Rumänien die kommunistische Bewegung viele jüdische Führer hatte" (ebenda, S. 22). Der Jubelartikel über den als "Gesandte[n] des Erzengels" bezeichneten Faschistenführer Codreanu widmet sich dann nur mehr der "Spiritualität der Legion" (ebenda, S. 20). Da ist die Rede "vom Kampf um das rumänische Erbe" (ebenda), das die Menschen über alle sozialen Gegensätze zusammengeschweißt habe, von "gestählte[r] Kameradschaft" (ebenda, S. 21), wie sie sich im kollektiven Gebet bildete, und von einer "männlichen Haltung angesichts des Leidens" (ebenda, S. 23). Insbesondere die kultische Verehrung des Heldentodes, Kennzeichen aller faschistischen Bewegungen, wird von der NO als "Praktizierung des bewussten Opfers" und "Beispiel übernatürlichen Heldentums" (ebenda) gefeiert. Schließlich freut man sich noch ganz offen, dass es heute "wieder junge Leute [gibt], die den Weg Codreanus zu gehen versuchen" (ebenda, S. 24).

 

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