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Taschner, Josef

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Ташнер Иосиф Иосифович

Geboren: 31.12.1918, Wiener Neustadt (NÖ)

Beruf: Glasschleifer, Schlosser, Dreher

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 09.08.1934

Wohnorte in der Sowjetunion: Moskau, Magadanskaja obl.

Verhaftet: 23.03.1938, Moskau; 1950, 05.05.1951, Fernostgebiet

Anklage: Mitgliedschaft in einer faschistischen konterrevolutionären Organisation

Urteil: 27.07.1938, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft; 05.05.1951, Sonderberatung (OSO), Verbannung in den Hohen Norden

Gestorben: 14.05.2007, Oberrohrbach (Bezirk Korneuburg, NÖ)

Rehabilitiert: 17.09.1959, Militärtribunal des weißrussischen Wehrkreises

Emigrationsmotiv: Schutzbund-Kind

Schicksal: überlebte

 

Josef Taschner wurde 1918 in Wiener Neustadt geboren. 1927 übersiedelte die Familie nach Wien. Nach der Hauptschule begann Josef Taschner eine Glasschleiferlehre, er wurde aber 1932 wegen Mangels an Aufträgen entlassen. Im Februar 1934 unterstützte er die Schutzbündler, zu denen auch sein Vater gehörte, am Laaer Berg durch Hilfsdienste wie Lebensmittelversorgung. Als sein Vater verhaftet wurde, flüchtete er mit Freunden in die Tschechoslowakei. Mit einem von der MOPR (Internationale Rote Hilfe) organisierten Kindertransport gelangte er im April 1934 nach Prag und im August 1934 nach Russland.

 

Taschner machte eine Lehre als Schlosser und Mechaniker in der 1. Uhrenfabrik in Moskau, in der er bis zu seiner Verhaftung am 23. März 1938 beschäftigt war. Er wurde beschuldigt, Mitglied der konterrevolutionären Organisation "Hitlerjugend" in Moskau - sie existierte dort nur in der Phantasie der Tschekisten - zu sein. Taschner "gestand", von einem deutschen Freund namens Werner Gropp (geboren 1918, kam 1931 zu seinem Vater nach Russland, verhaftet am 17. Mai 1938, gestorben 1944 in einem Lager im Gebiet Magadan) im November 1937 als Mitglied der "Hitlerjugend" angeworben worden zu sein, er seinerseits habe Josef Danzmayer aus Salzburg (verhaftet am 25. Juni 1941), Kurt Grün aus Wien (verhaftet am 24. Juni 1941) und Franz Sommersguter (geb. 1919) für die "Hitlerjugend" geworben.

 

Josef Taschner wurde am 27. Juli 1938 zu acht Jahren Lagerhaft verurteilt und in ein Lager im Gebiet Magadan deportiert, wo er in einem Goldbergwerk arbeiten musste. Am 23. März 1946 wurde er freigelassen und arbeitete dann im Gulag-Komplex Дальстрой, einem "Unternehmen" des NKVD zur Erschließung des nordöstlichen Sibirien. Am 11. Dezember 1953 heiratete er die deutschstämmige Ottilie Haak (Гаак Отилия Иосифовна, geb. 08.03.1916 in der Ukraine, Запорожская область, deportiert nach Kasachstan 1941, verhaftet 28. 01.1942).

 

1950 wurde Taschner abermals verhaftet, die Begründung war die alte Anklage aus dem Jahr 1938. Am 5. Mai 1951 wurde er zur Verbannung verurteilt, wobei keine Dauer der Maßnahme angegeben war. Am 3. Juni 1956 richtete Taschner von Magadan aus (im Nordosten Sibiriens) ein Rehabilitierungsansuchen an den Hauptstaatsanwalt der UdSSR. Noch im Jahre 1956 konnte er zusammen mit seiner Frau und der dreijährigen Tochter Lina nach Österreich zurückkehren. Er erhielt eine Entschädigung nach dem Opferfürsorgegesetz und arbeitete in Wien als Dreher bei der Simmering-Graz-Pauker AG. Josef Taschner starb am 14. Mai 2007 in Oberrohrbach (Gemeinde Leobendorf).

 

Im Rehabilitierungsverfahren wurde festgestellt, dass der angeblich von Taschner für die "Hitlerjugend" angeworbene Kurt Grün zu Unrecht verurteilt und bereits rehabilitiert worden war, Danzmayer bezüglich Taschner nichts ausgesagt hatte und Sommersguter überhaupt nicht verhaftet worden war.

 

 

Quelle: Parteiarchiv der KPÖ, RGASPI, Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), GARF, Familie

 

Siehe auch Hans Schafranek (unter Mitarbeit von Natalja Mussijenko), Kinderheim № 6. Österreichische und deutsche Kinder im sowjetischen Exil, Wien 1998;

Charlotte Rombach, Gelebte Solidarität. Schutzbundkinder in der Sowjetunion, Wien 2003.

 

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