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Taubert, Karl

Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945)

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Name russisch: Тауберт Карл Карлович

Geboren: 17.10.1910, Wien

Beruf: Dreher, Fräser

Letzter Wohnort in Österreich: Wien

Ankunft in Russland/Sowjetunion: 1931

Wohnorte in der Sowjetunion: Stalingrad, Moskau, Tokmak (Čujskaja obl.)

Anklage: antisowjetische Agitation, konterrevolutionäre Sabotage

Urteil: 29.08.1941, Dienst in der Arbeitsarmee; 20.01.1945, Sonderberatung (OSO), 8 Jahre Lagerhaft

Gestorben: 22.07.1982, Narva

Emigrationsmotiv: wirtschaftliche Emigration

Schicksal: überlebte

 

Karl Taubert wurde 1910 in Wien geboren. Er war von Beruf Eisendreher. Auf der Basis eines Arbeitsvertrages emigrierte er 1931 nach Russland, wo er im Traktorenwerk in Stalingrad arbeitete. Nach Ablauf des dreijährigen Arbeitsvertrages forderte ihn die Fabriksleitung zur Verlängerung auf. Vorübergehend wurde er nach Moskau in die Flugzeugfabrik Nr. 34 kommandiert, dort lernte er seine zukünftige Frau kennen. Da er sie als Ausländer (angeblich) nicht offiziell heiraten konnte, bewarb er sich um die sowjetische Staatsbürgerschaft, die er am 9. September 1935 erhielt. In der Folge kehrte Taubert zu seinem alten Arbeitsplatz in Stalingrad zurück, wo seine Tochter Adel' am 22. August 1935 geboren wurde.

 

In dieser Zeit begann das Traktorenwerk mit der Herstellung von Panzern, gleichzeitig verschärfte der NKVD die Kontrollen, da das Werk jetzt ein Rüstungsbetrieb wurde. Die separierte Wohnsiedlung der Ausländer wurde zum Sperrbezirk, die Verhaftungen setzten ein. Taubert flüchtete rechtzeitig zu Verwandten seiner Frau nach Moskau, am Tag nach seiner Abreise suchten ihn die Tschekisten. In der Folge wechselte er häufig seinen Arbeitsplatz und die Wohnung, bis er schließlich doch verhaftet wurde; das Datum ist nicht bekannt. Am 29. August 1941 wurde Taubert zur Dienstleistung in der Трудовая армия (Arbeitsarmee - militärisch organisierte Zwangsarbeit, von der vor allem Wolgadeutsche betroffen waren) verurteilt, er musste als Hauer in einem Bergwerk bei Uzlovoja im Gebiet Tula arbeiten. Am 20. Jänner 1945 wurde Taubert dann zu acht Jahren Lagerhaft wegen antisowjetischer Agitation und konterrevolutionärer Sabotage verurteilt. Nach Verbüßung seiner Strafe wurde er am 17. August 1952 entlassen, jedoch nach Tokmak (Tokmok) in Kirgisien verbannt, wo er in einer Fabrik arbeitete. Erst nach zwei Jahren wurde die Verbannung aufgehoben und Taubert konnte zu seiner Familie, die in Narva (Estland) lebte, zurückkehren. Karl Taubert starb am 22. Juli 1982 in Narva. Nach Angaben der Gestapo soll Taubert deutsche Facharbeiter denunziert haben, die dann verhaftet wurden.

 

Andrej Taubert, ein Enkel von Karl Taubert, lebt als Arzt und Autor (esoterischer) medizinischer Fachbücher in St. Petersburg. Karl Tauberts Eltern sind angeblich bei der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen.

 

 

Quelle: Gestapo-Kartei (Blaue Kartei), ÖStA, Familie

 

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Mit Angabe des Verbannungsortes (Quelle: Andrej Taubert)
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