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Pavla Apovnik: Bestandsaufnahme

Pavla Apovnik, geb. 1902 in Feistritz bei Bleiburg/Bistrica pri Pliberku als Bauerntochter, Unterstützung der Kärntner PartisanInnen.

Verstorben.

 

 

Die "Aussiedlung" haben sie sicher schon früher geplant. Zu den Familien, die dann später "ausgesiedelt" wurden, kamen schon vorher Gendarmen und schrieben alle auf. Wenn nicht alle daheim waren, machte das nichts. Wer bei dieser Bestandsaufnahme nicht zu Hause war, der blieb dann auch zu Hause. Hier in Loibach waren sie beim Kušej, beim Hartman und anderen, von hier haben sie viele "ausgesiedelt".

 

Diese Bestandsaufnahme war irgendwann im Jänner, "ausgesiedelt" wurde dann im April [1942]. Zu uns sind sie nicht gekommen, ich glaube wegen dem Schwiegervater, der hatte es sich so eingerichtet, dass keiner genau wusste, ob er die Deutschen oder die Slowenen lieber hatte. Während wir öffentlich zeigten, dass wir Slowenen sind, ist unser Schwiegervater eher neutral geblieben und das hat ihnen besser gepasst. Auch wenn man nicht so begeistert war über die Deutschen, Hauptsache, man war neutral, das war auch schon ein bisschen besser. Ich glaube, die "Aussiedlung" war ein Racheakt für das Plebiszit, denn die "Ausgesiedelten" sind in der Zeit des Plebiszits ganz besonders für Jugoslawien eingetreten. Ich denke mir, dass das eine plebiszitäre Jagd war. Sonst haben die ja nichts getan.

 

An dem Tag, an dem die "Aussiedlung" stattfand, war ich in Bleiburg. Ich ging aus Bleiburg nach Loibach, auf dem Weg lag ein kleines Geschäft, mit den Besitzern waren wir befreundet. Mein Mann und einige aus dieser Familie waren im Ersten Weltkrieg gemeinsam bei den Soldaten gewesen, all die Jahre waren sie befreundet, ich kaufte in dem Geschäft ein und komme gerade vorbei, als sie "ausgesiedelt" werden. Die Frau sagt mir noch: "Jetzt werden wir gehen, die wir so im Weg waren." Und sie wussten nicht einmal, wohin sie kamen. Diese "Aussiedlung" wirkte auch auf die deutsch Gesinnten nicht besonders gut. Soweit ich es sah und mit den Leuten redete, hießen sie das nicht besonders gut. Freilich, die Verbissenen schon, die haben gesagt: "Die gehören eh alle weg."

 

Dann hat es geheißen, dass in Klagenfurt Soldaten protestiert hätten, aber ich weiß nicht, ob das wahr ist. Sie hätten angeblich gesagt, dass das nicht ginge, die Väter an der Front, die Söhne an der Front, und hier werden die Mütter, die ganzen Familien "ausgesiedelt". Es hieß, dass die Soldaten aufbegehrt hätten, dass sie nicht mehr kämpfen wollten, wenn die Familien "ausgesiedelt" würden. Aber wo hat denn ein Soldat schon was zu sagen gehabt, bei wem hätte er sich denn beschweren sollen? Es hat geheißen, deswegen hätten die Nazis aufgehört, die Leute auszusiedeln. Wieso sie wirklich aufhörten, weiß keiner. Der Ortsgruppenleiter sagte nach der "Aussiedlung", dass nicht mehr "ausgesiedelt" würde, aber wer opponiere, sich gegen den Hitler, gegen den Nazismus versündige, "der kommt woanders hin". So hat er es gesagt, mein Mann war dabei, wie es der Ortsgruppenleiter im Grenzlandheim in St. Michael vorgetragen hat. Damals bekamen die Männer den Befehl, hinzugehen und zuzuhören. Ich ging nie hin, aber der Vater musste gehen. Die waren schon für Dachau bestimmt, und wirklich sind sie später nach Dachau gekommen.

 

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