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Herbert Exenberger (1943 - 2009)

 

Prof. Herbert Exenberger, über drei Jahrzehnte lang Bibliothekar des DÖW, Autor zahlreicher Publikationen und engagierter Sozialdemokrat und Antifaschist, verstarb am 8. Oktober 2009 im Alter von 66 Jahren. Wie kaum ein anderer hat er die Arbeiten des DÖW über den Lauf der Jahrzehnte hin geprägt: als Bibliothekar, als Mitarbeiter an zeitgeschichtlichen Ausstellungen, Projekten und Publikationen, als unerschöpfliche Auskunftsquelle, als Kollege und Freund.

Wolfgang Neugebauer erinnert an seinen langjährigen Freund und Weggefährten.

 

 

Herbert Exenberger, 2009 

Am 9. Oktober 2009 hat uns die Nachricht erreicht, dass unser Kollege Herbert Exenberger seinem schweren Leiden erlegen ist. Für die, die mit ihm jahrzehntelang gemeinsam im DÖW gearbeitet haben, war es unfassbar, dass Herbert, der bis zuletzt wissenschaftlich und publizistisch tätig war, nicht mehr sein sollte, nie mehr in das DÖW kommen wird.

 

Herbert Exenberger war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. 1943 in Wien geboren, erlernte er den Beruf eines Elektromechanikers und war Facharbeiter in den Wiener E-Werken. Durch seine familiäre Herkunft und sein berufliches Umfeld geprägt, stieß er schon bald zur sozialistischen Arbeiterbewegung. Es waren nicht zuletzt die antifaschistischen und kulturellen Traditionen der österreichischen Sozialdemokratie, die Herbert wie viele andere junge Sozialisten faszinierten und in ihrem politischen Wirken zutiefst beeinflussten. Er unterzog sich den Mühen des zweiten Bildungsweges; neben seiner Arbeit schaffte er die Matura, legte die Prüfung für Volksbibliothekare ab und wurde Leiter einer Zweigstelle der Wiener Städtischen Büchereien. Bei seinen ersten Arbeiten zu antifaschistischen Themen kam er auch mit dem DÖW in engeren Kontakt, und dessen Gründer und Leiter Herbert Steiner konnte 1970 die Freistellung Herbert Exenbergers für das DÖW erreichen. Bis zu seiner Pensionierung 2003 leitete er die Bibliothek und konnte eine umfassende Sammlung von Büchern, "illegalen" Druckwerken und anderen Materialien aufbauen, die den besonderen Stellenwert der DÖW-Bibliothek ausmachen. Darüber hinaus wirkte er an wissenschaftlichen Projekten des DÖW mit, u. a. an dem Werk Gedenken und Mahnen in Wien 1934-1945, verfasste eine Reihe von Publikationen, insbesondere über SchriftstellerInnen aus der Arbeitswelt, und betätigte sich auch in vielfältiger Weise in der Bildungsarbeit.

 

Noch im heurigen Jahr hatte er eines seiner wichtigsten Projekte - die Geschichte der Juden in Simmering, seinem Heimatbezirk - mit einer ausgezeichneten Publikation erfolgreich abgeschlossen. Für seine Leistungen wurde Herbert Exenberger u. a. mit dem Berufstitel Professor und mit dem Viktor-Adler-Staatspreis für Geschichte der Arbeiterbewegung ausgezeichnet.

 

Seine Qualitäten lagen aber nicht nur im bibliothekarischen und wissenschaftlichen Bereich. Er war ein Kollege, der bei allen beliebt war, der niemals Streit hatte und allen behilflich war, dessen Fleiß, Genauigkeit und Verlässlichkeit geschätzt wurden. Seine Hilfsbereitschaft galt in besonderem Maße Studierenden, die er bei Seminar-, Diplom- und Doktorarbeit mit seinem reichen Wissen und seinen Sammlungen unterstützte.

 

Herbert Exenberger starb im Hartmann-Spital der Franziskanerinnen, also jenem Orden, dem er durch seine aktive Mitwirkung an dem Gedenken für die seliggesprochene Schwester Restituta in besonderem Maße verbunden war. Obwohl Herbert aus seiner Gesinnung kein Hehl machte und im Bund sozialdemokratischer Freiheitskämpfer aktiv mitwirkte, war er auch bei Andersdenkenden akzeptiert und beliebt und in diesem Sinn eine Symbolfigur für das überparteiliche, pluralistische DÖW. Ein Feindbild war er allerdings auf Grund seines unbeugsamen und kämpferischen Antifaschismus für Rechtsextremisten und Antisemiten, mit denen er bis hin zu gerichtlichen Auseinandersetzungen konfrontiert war.

 

Auch nach seiner Pensionierung war Herbert Exenberger dem DÖW in vielfältiger Weise weiter verbunden und konnte nun, von der Routinearbeit befreit, jene Themen behandeln, die ihm besonders am Herzen lagen.

 

Für uns alle im DÖW wird er stets in Erinnerung bleiben als ein vorbildlicher Kollege, als eine Stütze des DÖW und vor allem als ein einzigartiger Mensch.

 

 

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