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Die "Aula" im Februar 2016

Neues von ganz rechts - März 2016

Die jüngste öffentliche Debatte um die Zeitschrift Aula (siehe: Freibrief für Hetze und NS-Apologie) dürfte in Verlag und Redaktion derselben für gröbere Turbulenzen gesorgt haben. Darauf deuten neben entsprechenden Einlassungen im Heft und einem Brief an die AbonnentInnen (siehe: Aula unbeirrt gegen "Kazetgezeter" und Verbotsgesetz) der selbst für Aula-Verhältnisse außergewöhnlich späte Erscheinungstermin der Februar-Nummer sowie der Umstand hin, dass deren Seiten offenbar mit Buchbesprechungen aufgefüllt werden mussten. Inhaltlich bietet die jüngste Ausgabe Gewohntes.

 

 

Rassismus

 

Eine positive Erwähnung des Bevölkerungswachstums in den USA in einer besprochenen Neuerscheinung erregt das Missfallen des Rezensenten Martin Pfeiffer, sei dieses Wachstum doch "[s]icher nicht durch die weiße[n] Elite" zustande gekommen. Auch der wohlwollenden Einschätzung von Latinos durch den Buchautor kann Pfeiffer sich nicht anschließen. "Anderen Ethnien überlegen? Vielleicht den Negern! Alles gewagte Thesen mit fragwürdiger anthropologischer Komponente!" (S. 20) Erwin Arlt ortet hinter den aktuellen Flüchtlingsbewegungen nach Europa die Absicht, "die europäischen Völker mit jungen Männern aus aller Welt und allen Ethnien biologisch" zu vermischen. (S. 36)

 

 

Antisemitismus und Verschwörungstheorien

 

Positive Resonanz ruft bei Pfeiffer ein Buch des pensionierten Bundeswehr-Offiziers Reinhard Uhle-Wettler hervor. Dieser zeige "schonungslos die krakenhafte Ausdehnung des Macht- und Einflußbereichs von Uncle Sam in aller Welt" auf, wobei auch "die Rolle der FED und Hochfinanz" Erwähnung finde. Auch das "Kapitel 'Juden'", mit dem der Brigadegeneral a. D. "ein heißes Eisen" anpacke, wird von Pfeiffer positiv hervorgehoben, zeige es doch "[s]ehr differenziert […] deren Rolle im 20. Jahrhundert". (S. 17)

 

Arlt argwöhnt seinerseits, ob BefürworterInnen einer Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen "den Auftrag [haben], die Welt mit dieser Unordnung in eine gewisse Richtung zu lenken", wie es der "Hochgradfreimaurer Richard Coudenhove-Kalergi" schon 1925 in einer "Kriegserklärung an die freien Völker Europas" angestrebt habe. (S. 36) Der "Hochgradfreimaurer und EU-Gründer" Coudenhove-Kalergi findet auch im Artikel von Walter Marinovic Erwähnung (S. 48). Auch der deutsche Neonazi Rigolf Hennig vermutet in der Fluchtthematik Verschwörer am Werk und zögert anders als Arlt nicht, sie auch zu benennen: verantwortlich sei Israel, das zur Schwächung seiner Gegner die "'Balkanisierung' seiner Nachbarn und Mitbewerber" betreibe. "Auf diesem Wege werden Flüchtlingsströme ausgelöst und zielbewußt nach Europa mit Schwerpunkt Deutschland geschleust." (S. 14 f.)

 

Johann Balvany, dessen 95. Geburtstag die Aula in der aktuellen Ausgabe würdigt, macht in seiner Bestandsaufnahme zur Lage im Nahen Osten einmal mehr die Unterscheidung von Antizionismus und Antisemitismus zur Makulatur. "Zum ersten Mal in der Zeitgeschichte" sei es "der US-amerikanischen Israel-Lobby nicht gelungen, Washington von einer der jüdischen [sic!] Regierung mißliebigen Entscheidung abzubringen". Weder Premier Netanjahu noch "die Interventionen der jüdisch gesteuerten Großbanken an der Westküste [sic!]" (zu denen Balvany auch die bereits 2008 zerschlagene Investmentbank Lehman Brothers zählt) hätten die USA von ihrer zuletzt erfolgten Annäherung an den Iran abgehalten, zumal "[s]ogar namhafte jüdische Wissenschaftler" dessen nukleares Bedrohungspotenzial infrage gestellt hätten. (S. 44)

 

Gerhoch Reisegger bespricht Thomas Pikettys Das Kapital im 21. Jahrhundert und widmet sich dabei in gewohnter NS-Diktion der "Zinsknechtschaft" bzw. dem "Tabu Zinseszinsdogma" - nicht ohne darauf hinzuweisen, dass das Zinsverbot im Judentum nur "innerhalb des eigenen Volkes" gelte. (S. 57)

 

 

Revanchismus, "Revisionismus" und Geschichtspolitik

 

Das weiter oben erwähnte Buch von Reinhard Uhle-Wettler informiert Schriftleiter Pfeiffer zufolge u. a. über "die wesentlichen Gründe für die Bekämpfung und Niederringung Deutschlands" (gemeint: des NS-Staats), wozu auch der von Vertretern des militärischen Widerstands begangene "Landesverrat" zähle. "Breiten Raum" widme der Autor weiters der deutschen Erinnerungskultur als - so Pfeiffer - "Sinnbild für das perverse Kriechertum" der Deutschen. Gegen "Schuldkult und Suhlen auf den Schattenseiten der deutschen Geschichte" bringe Uhle-Wettler den "reichhaltigen Schatz deutscher Volks- und Weihnachtslieder sowie erhebende Äußerungen eigener Geistesgrößen" in Stellung. Auch der Idee des Autors, den 8. Mai nicht als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus zu begehen, sondern als "Tag des Widerstandes gegen deutsche Schuld- und Bußkultur", kann Pfeiffer vieles abgewinnen. (S. 17)

 

Der jüngsten Annäherung zwischen FPÖ und der Alternative für Deutschland (AfD) ist eine Kurzmeldung gewidmet. Ihr zufolge weisen aktuelle Umfragen die AfD in "Mitteldeutschland" (der revanchistischen Sprachregelung für die neuen Bundesländer) als zweitstärkste Partei aus. (S. 29)

 

Walter Marinovic erinnert sich und die Aula-LeserInnen an seinen 2009 von Martin Graf (damals dritter Nationalratspräsident) ermöglichten Auftritt im Parlament, der ihm die Möglichkeit gegeben habe, am Sitz der österreichischen Bundesgesetzgebung die Befreiung "von der Umerziehung, die uns seit 1945 […] bedrückt hat", zu propagieren. In seinem kürzlich im Palais Palffy gehaltenen Jubiläums-Vortrag bestimmte er den "gegenwärtige[n] Masseneinmarsch der Fremden" als "Höhepunkt eines hundertjährigen Krieges gegen die deutsche Mitte Europas". (S. 48)

 

Unmittelbar neben einer von der FPÖ-Nationalratsabgeordneten Anneliese Kitzmüller herausgegebenen Neuerscheinung im rechtsextremen ARES-Verlag wird das Buch Deutschland im Visier Stalins von Bernd Schwipper besprochen. Der Aula zufolge liefert es "bahnbrechend[e]" Erkenntnisse über die vermeintlichen Angriffspläne Stalins, welche die "Propagandathese vom 'Überfall Hitlerdeutschlands auf die friedliebende Sowjetunion'" in Bedrängnis brächten. (S. 59)

 

 

Antifeminismus

 

Johan Banér widmet sich dem ihm zufolge immer weiter ausufernden "Emanzen-Wahn" bzw. "Irrsinn männerfeindlicher Emanzen". Zu einer EU-Initiative zur "Eliminierung" von Rassismus, Antifeminismus und anderen antiegalitären Denkformen fällt Banér ein, dass eine solche Sprache von einem "Tyrann[en] wie Stalin" verwendet worden sei. Die entsprechenden Brüsseler Pläne folgten der Maßgabe, dass "Menschen, die es wagen, eine andere Meinung zu haben, […] eben 'eliminiert' werden" müssten. "[V]iel hochgradiger Schwachsinn" sei bei "der EU […] ausgebrütet worden", die "Schnapsidee" einer Bekämpfung des Antifeminismus nehme darunter jedoch "ohne Zweifel einen Spitzenplatz ein". (S. 38)

 

 

Sonstiges

 

Lobende Worte findet die Aula in Person von Schriftleiter Pfeiffer für die Kronen Zeitung, sei diese doch die einzige, die "auch heiße Eisen" angreife, statt wie die "Systemgazetten" und der gesamte Rundfunk in "wichtigen, das Volk betreffenden Fragen wie Asyl, Ausländerkriminalität, Einwanderung, EU, Genderwahn oder Vergangenheitsbewältigung" eine einheitliche Position zu vertreten. (S. 7) Lobende Erwähnung findet auch der Roman von Norbert Nemeth. Die Prosa des Burschenschafters und FPÖ-Klubdirektors im Nationalrat wird im Aula-Kulturteil als "großer Wurf" und Ausdruck wahrer Kunst einer Volkstheater-Inszenierung von Shakespeares Romeo und Julia gegenübergestellt. (S. 46) Auf der gegenüberliegenden Seite wirbt ein Inserat für eine Ferienwohnungs-Vermietung Zur Deutschen Eiche. Der Inserent präsentiert sich als korporiert und "dem Reiche verpflichtet". (S. 47) Auch die FPÖ ist erneut mit einem Inserat des Freiheitlichen Bildungsinstituts vertreten (zum Verhältnis von Aula und FPÖ siehe: Die FPÖ und das "freiheitliche" Magazin). Einen Textbeitrag hat der freiheitliche Landtagsabgeordnete (Steiermark) und Burschenschafter Hannes Amesbauer zur aktuellen Nummer beigesteuert. Darin ruft er in Identitären-Diktion zu einer "zweite[n] 'Reconquista'" in Europa auf. Bleibe diese aus, wären "Bürgerunruhen" und das "Aufkommen extremer Positionen […] nur noch eine Frage der Zeit". (S. 27)

 

 

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