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MAN MUSS DARÜBER REDEN – Monika Horsky verstorben

Ein Nachruf von Franz Richard Reiter

 

Wie erst jetzt bekannt wurde, ist die Autorin und ehemalige ORF-Mitarbeiterin Monika Horsky am 28. Juni 2021 im Alter von 61 Jahren in Griechenland verstorben.

 

Monika Horsky hat sich von Jugend an für Gleichberechtigung, Toleranz und Fairness eingesetzt. Sie stellte fest, dass viele österreichische Jugendliche über den Nationalsozialismus nichts, wenig oder Falsches wussten. Um dem Abhilfe zu schaffen, begleitete sie ehemalige KZ-Häftlinge, die von Schulen eingeladen wurden, um den Jugendlichen zu vermitteln, was die ideologischen Wurzeln des Nationalsozialismus waren und wie sie in die Praxis umgesetzt wurden. Sie dokumentierte mit Tonbandaufnahmen rund 100 dieser ZeitzeugInnen-Gespräche: die ZeitzeugInnen hielten einen kurzen Vortrag und standen anschließend den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort. Monika Horsky schrieb die Gespräche ab und stellte Dokumentationen zusammen. Die ZeitzeugInnen waren in unterschiedlicher Verfassung, formulierten einmal sehr klar, ein anderes Mal weniger klar, die Fragen der Jugendlichen wiederholten sich häufig. Deshalb nahm Horsky aus den vielen Gesprächen die besten Formulierungen und fügte sie zu einem Ganzen zusammen. Die dokumentierten Worte blieben völlig authentisch.

Buchcover 

Daraus schuf Horsky das Buch Man muss darüber reden. Schüler fragen KZ-Häftlinge, das im Ephelant-Verlag in einigen Auflagen erschien und immer noch lieferbar ist (216 S., 22 Euro, ISBN 978-3-9007-6601-6). Die Publikation enthält folgende Beiträge:

Hermann Langbein: Sucht euch nicht den leichteren Weg;
Fritz Kleinmann: Über Nacht waren wir nicht "rassenrein";
Ella Lingens: Das Versprechen;
Ferdinand Berger: Das Schlimmste: absolute Rechtlosigkeit;
Anni und Heinrich Sussmann: Macht's den Mund auf und red's;
Hilde Zimmermann: Sich die Menschenwürde nicht nehmen lassen.

 

Monika Horsky entwarf einige kreative, innovative pädagogische Konzepte; ohne Unterstützung der öffentlichen Hand war nichts davon zu verwirklichen. Auch deshalb kehrte sie Österreich den Rücken und wanderte nach Kreta aus. In ihrem neuen Zuhause lebte sie ihre Ideale und teilte sie, auch streitbar, auch humorvoll-ironisch, in zahllosen Gesprächen mit Freunden und Fremden.

 

 

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