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Johanna Tausig (1920 - 2015)

Am 9. April 2015 starb Johanna Tausig im Alter von 95 Jahren.

Ein Nachruf von Christine Schindler

 

Hansi, wie ihre Freundinnen und Freunde sie genannt haben, hat bis ins hohe Alter ehrenamtlich gewirkt. So unterstützte sie viele Jahre das Tagungsbüro bei den Linzer Konferenzen der International Conference of Labour and Social History mit ihren Englischkenntnissen und ihrer offenen und frischen Art. Ihre Herzlichkeit, ihre Agilität, ihre Menschenfreundlichkeit und ihr Optimismus waren eine Freude und angesichts ihres Schicksals umso erstaunlicher. Die Sprachkenntnisse hatte sie sich im englischen Exil erworben, nachdem sie mit ihrer Familie aus Österreich, damals Teil des Deutschen Reichs, vertrieben worden war.

 

Hansi Tausig, geboren am 11. Februar 1920, wuchs in bescheidenen, aber glücklichen Verhältnissen im 9. Wiener Gemeindebezirk als Johanna Pick auf. Die assimilierte jüdische Familie war sozialdemokratisch engagiert und musste nach dem Anschluss 1938 fliehen, der Vater war bereits 1934 verstorben. Ihr Bruder schaffte es über die Schweiz in die USA, wohin er die Mutter nachholen konnte, und kämpfte später in der US Army. Johanna kam mit 18 Jahren nach England, wo sie in die - illegale - kommunistische Partei eintrat; 1968 sollte sie die Partei wieder verlassen. Ihren späteren Ehemann Otto Tausig (1922 - 2011), den nach dem Krieg bekannten und beliebten Schauspieler und engagierten Philanthropen, lernte sie 1941 kennen. 1946 kehrte das Paar nach Österreich zurück, um am Wiederaufbau eines neuen Österreich mitzuwirken. 1950 wurde ihr Sohn Wolfgang geboren, 1953 folgte die Scheidung, Johanna und Otto Tausig blieben aber zeitlebens befreundet. Im Exil und später in Österreich arbeiteten Johanna und Otto Tausig mit dem Mitbegründer von DÖW und ITH, Herbert Steiner, zusammen und unterstützten diese Institutionen zeitlebens, Hansi Tausig war noch bis in die 2000er-Jahre jeden September bei der Linzer Konferenz.

 

Hansi Tausig war sozial engagiert, Agnostikerin, die an das Gute glaubte, aber mit wachem Geist das Böse erkannte und bekämpfte, sie war fröhlich und voller Kraft. Wir werden sie nicht vergessen.

 

 

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