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Hans Mommsen (1930 - 2015)

Der deutsche Historiker Hans Mommsen starb am 5. November 2015, seinem 85. Geburtstag, in Tutzing/Bayern. Mommsen war ein Unbequemer und Streitbarer seiner Zunft, mit seinen Arbeiten prägte er eine kritische Geschichtswissenschaft ebenso wie den öffentlichen Diskurs über den NS-Staat.

Hans Mommsen 

 

Als Festredner der Festveranstaltung "50 Jahre DÖW" im Wiener Rathaus sprach Hans Mommsen am 25. April 2013 über Hitlers Stellung im NS-Herrschaftssystem und den Mythos der "Volksgemeinschaft". (Foto: DÖW)
Auch 1993 - bei der Jahresversammlung anlässlich des dreißigjährigen Bestehens des DÖW - war Mommsen, ein langjähriger Freund des DÖW und insbesondere des Mitbegründers des DÖW, Herbert Steiner (1923 - 2001) - als Festredner vertreten.

 

 

Hans Mommsen wurde 1930 in Marburg in eine bekannte Historikerfamilie hineingeboren; sein Urgroßvater Theodor Mommsen hatte für das Standardwerk Römische Geschichte 1902 den Literaturnobelpreis erhalten, sein Vater Wilhelm Mommsen war Ordinarius für Geschichte an der Universität Marburg. Auch sein Zwillingsbruder Wolfgang Mommsen († 2004) und sein älterer Bruder Karl Mommsen († 1976) waren später als Historiker tätig.

 

Nach Stationen an den Universitäten Tübingen, München und Heidelberg lehrte Mommsen 1968 bis zu seiner Emeritierung 1996 Neuere Geschichte an der Ruhruniversität Bochum, 1977 - 1983 war er Direktor des von ihm mitbegründeten Instituts zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Bochum. Als Gastprofessor und Fellow war er an Universitäten wie Harvard, Princeton und Oxford tätig. Besondere Verdienste erwarb sich Mommsen mit seinen Publikationen über die Geschichte der Arbeiterbewegung, die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus, u. a. Die verspielte Freiheit. Der Weg der Republik von Weimar in den Untergang 1918 bis 1933 (1989), Der Nationalsozialismus und die deutsche Gesellschaft. Ausgewählte Aufsätze (1991), Widerstand und Politische Kultur in Deutschland und Österreich (1994), Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich (mit Manfred Grieger, 1996), Von Weimar nach Auschwitz. Zur Geschichte Deutschlands in der Weltkriegsepoche. Ausgewählte Aufsätze (1999), Alternative zu Hitler. Studien zur Geschichte des deutschen Widerstandes (2000), Zur Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Demokratie, Diktatur, Widerstand (2010). Mit seinem quellenfundierten Fokus auf die Strukturen der NS-Herrschaft legte Mommsen eindrucksvoll ein Geflecht aus Tätern, Helfern, Mitwissern und Mitläufern bloß, ohne das die Verbrechen des "Dritten Reichs" nicht möglich gewesen wären. 2014 erschien sein letztes Buch, eine Bilanz seiner Forschungsarbeiten über die Shoah: Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa.

 

1998 wurde Mommsen für sein Gesamtwerk mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis ausgezeichnet. Ebenfalls für sein publizistisches Gesamtwerk erhielt er 2010 den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch. 2013 schließlich wurde er für sein Lebenswerk mit dem Victor-Adler-Staatspreis der Republik Österreich geehrt.

 

 

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Downloads

Laudatio anlässlich der Verleihung des Victor-Adler-Staatspreises der Republik Österreich an Hans Mommsen, 19. 4. 2013
(135,4 KB)
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