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84 Jahre Novemberpogrom

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Die Synagoge in der Tempelgasse in der Wiener Leopoldstadt, wurde im Zuge des Novemberpogroms 1938 zerstört.

Aufgenommen wurde das Foto im Frühjahr 1941 von Kurt Mezei (geb. 1924, am 12. April 1945 von einem SS-Kommando erschossen). (DÖW Foto 8360)




Nach dem "Anschluss"-Pogrom im März/April 1938 waren die Ereignisse rund um den 9. November 1938 ein erster Höhepunkt der antisemitischen Maßnahmen des NS-Regimes. In Wien, wo das Pogrom mehrere Tage andauerte, wurden 42 Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt oder anderweitig zerstört und verwüstet. Jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert.
Binnen kürzester Zeit wurden mehr als 6500 Jüdinnen und Juden verhaftet, knapp unter 4000 davon wurden anschließend in das KZ Dachau überstellt.

Ich kann mich genau erinnern, ich stand am Fenster, und plötzlich hat sich der Himmel sehr verfinstert. Das war während der "Kristallnacht", wie die Nazis die Tempel gesprengt haben. Die Umgebung der Tempelgasse – dort war der größte Tempel von Wien – war mit Staub bedeckt.
Dann hat man schon die Lastautos gesehen, wie sie mit den verhafteten Juden auf der Franzensbrückenstraße gefahren sind. Da hab' ich schon gespürt, dass da Schreckliches
passiert, denn die Leute auf den Lastautos haben so verschreckt gewirkt. Ich war doch
schon fast acht Jahre alt, und das Geschehen damals war schon beängstigend. [...]

So schilderte der 1930 in Wien in eine assimilierte, sozialdemokratisch orientierte jüdische Familie geborene Rudolf Gelbard später seine Erinnerungen. Im Oktober 1942 wurde er in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Gemeinsam mit seinen Eltern überlebte er und kehrte nach der Befreiung 1945 nach Wien zurück. Von 1975 bis 1990 arbeitete Gelbard als Dokumentarist für Zeitgeschichte und Mitglied der Ombudsmann-Redaktion beim "Kurier". Er war viele Jahre als Zeitzeuge aktiv und Mitglied des Vorstands des DÖW. Rudolf Gelbard starb 2018, im Oktober 2022 wurde eine Straße in Wien Döbling nach ihm benannt.

In den Tagen um den 9. November finden österreichweit zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Terminübersichten finden sich u.a. bei https://www.erinnern.at und bei uns unter Termine.

 

 

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