gegründet: 2012 (älteste vereinsrechtliche Gestalt: "Verein zur Erhaltung und Förderung der kulturellen Identität", gegründet am 31. 8. 2012, ZVR-Zahl 380600847)
Regionale Untergruppen:
IB Kärnten, IB Niederösterreich, IB Oberösterreich, IB Salzburg, IB Steiermark, IB Tirol, IB Wien
Funktionäre (Stand März 2018):
Martin Sellner (Bundes-"Leiter", ehem. Vereinskassier), Patrick Lenart (Vereinsobmann, Bundes-"Leiter"), Thomas Sellner ("Leiter IB-Niederösterreich", ehem. Vereinsobmann), Luca Kerbl ("Leiter IB-Steiermark"), Philipp Huemer ("Leiter IB-Wien"), Dominik Steizinger ("Leiter IB-Salzburg"), Roland Moritz ("Leiter IB-Oberösterreich")
Ehemalige Funktionäre:
Julian Bauer (Obmann-Stv. 2012-2013), Alexander Markovics ("Leiter AG-Theorie", Obmann 2012-2015), Edwin Hintsteiner ("Leiter IB-Salzburg"), Fabian Rusnjak (Kassier 2012-2015)
Charakteristik
Bei der IBÖ handelt es sich um eine rechtsextreme Jugendorganisation mit vielfältigen faschistischen Anklängen in Theorie, Ästhetik, Rhetorik und Stil. Durch Aktionismus mit begleitender Pressearbeit nach dem Vorbild von NGOs und intensive, vergleichsweise professionelle Bespielung sozialer Medien wird eine große Breitenwirkung angestrebt (und, gemessen an rechtsextremen Gruppenbildungen der 2000er-Jahre wie der Nationalen Volkspartei oder dem Bund freier Jugend, auch erreicht). Daneben zeigt die IBÖ sich bemüht, u. a. über popkulturellen Eklektizismus, das Andocken an rechtsoffene Subkulturen (z. B. Neofolk), Internet-Memes, Graffitis und einen von den Führungskadern Martin Sellner und Patrick Lenart betriebenen Online-Versand Phalanx Europa von selbst designten Textilien und von Musik, dem im Namen behaupteten Bewegungscharakter gerecht zu werden. Entsprechend der Herkunft der IBÖ aus dem deutsch-völkischen Korporiertenmilieu und einem von dort wie auch aus dem historischen Faschismus übernommenen Selbstverständnis als Kampfbund wehrhafter/soldatischer Männer finden sich (einzelne) Frauen nur in den unteren Funktionsebenen der Gruppierung.
Als offen rechtsextrem identifizierbar sind die Identitären aufgrund ihrer Überordnung des "Volkes" als "organische Gemeinschaft" über das an Rechten gleiche Individuum. Diese vermeintlich natürliche Abstammungsgemeinschaft wird als "vom Zerfall" bedroht angesehen. Anders als prowestliche antiislamische Gruppen sieht die (prorussische) IBÖ die Bedrohung weniger unmittelbar von Muslimen und Muslimas ausgehen als von der kulturellen Herrschaft des "zersetzenden" Liberalismus (als gesellschaftlich dominante Form egalitären Denkens) und Multikulturalismus. Verschärft werde die völkische Not durch die "Umerziehung" nach 1945, welche – zusammen mit dem durch die "68er" angestoßenen Wertewandel – für die "Immunschwäche" Europas im Allgemeinen und der postnazistischen Staaten im Besonderen verantwortlich sei. Der liberalen, rechtsstaatlichen Parteiendemokratie wird darum eine "identitäre Demokratie" zur Umsetzung des "gesunde[n] Menschenverstand[es] in Form des wahren Volkswillens" entgegengesetzt. Die politische Willensbildung erfolgt hier nicht länger als individueller Akt (von Gleichen), sondern als kollektiver (von im völkischen Sinne Identischen). Konsequenterweise weisen die Identitären mit dem NS-Kronjuristen Carl Schmitt darauf hin, dass ihre "Demokratie" eine "gewisse Homogenität in der Bevölkerung" voraussetzt.
In der Welt, die den IBÖ-Aktivist(inn)en vorschwebt, sollen die "Völker" dementsprechend möglichst säuberlich voneinander getrennt leben. Kulturelle "Vermischung" sei hintanzuhalten, "Vielfalt" soll es nur im Sinne einer globalen Apartheid geben - eine Utopie, die in der tief integrierten Welt des 21. Jahrhunderts nur auf gewaltsamem Weg verwirklichbar erscheint, zumal von einer freiwilligen "Entmischung" der Menschheit entlang identitärer Raumzuweisung nicht auszugehen ist. In der Aufbereitung solcher Botschaften durch die IBÖ wird gleichzeitig das Bemühen sichtbar, althergebrachte rechtsextreme Ideologeme in historisch unbelastete Begriffe zu kleiden: "identitär" statt rassistisch/ausländerfeindlich, "Remigration" statt Massenabschiebung, "Ethnopluralismus" statt "Apartheid", "großer Austausch" statt "Überfremdung", etc.
Die Etablierung der IBÖ ist maßgeblich als Reaktion auf den sich verstärkenden Repressionsdruck auf die Neonaziszene nach 2010 (vgl. Alpen-Donau-Info) zurückzuführen, die den offenen Neonazismus als sowohl in puncto Breitenwirkung als auch hinsichtlich Beschränkungen gesetzlicher und polizeilicher Art wenig zukunftsträchtiges Modell ins Bewusstsein der Aktivisten rückte. Neben dem urbanen, (verbindungs-)studentischen Milieu ist das neonazistische als wichtiges Herkunftsfeld jedenfalls der ersten Generation von Identitären zu benennen – der männerbündische Charakter dieser Milieus schlägt sich auch in der IBÖ nieder, wenngleich diese ein gewisses Bemühen erkennen lässt, in ihrem Außenauftritt auch einzelne Frauen ins Bild zu rücken, ohne freilich am rigiden, traditionell-komplementären Geschlechterdualismus zu rütteln, der für rechtes Denken insgesamt prägend ist.
Das Verhältnis der IBÖ zum historischen Faschismus ist ambivalent: einerseits grenzt man sich vom Nationalsozialismus ab, andererseits bezieht man sich – häufig in popkulturalisierter Form (Poster, T-Shirts etc.) – positiv auf (Vor-)Denker desselben sowie faschistischer Bewegungen in anderen Ländern (Italien, Spanien, Japan). Mit aktuellen neofaschistischen Gruppierungen wird – vor allem in Ungarn und Italien – kooperiert. Diese Kontakte und theoretischen Bezüge sowie eine mit scharfem Antiegalitarismus kombinierte Militanz/Gewaltdisposition lassen eine Zuordnung der IBÖ zum Neofaschismus zulässig erscheinen.
Die Nennung von AutorInnen in rechtsextremen Publikationen bedeutet nicht, dass alle Genannten als RechtsextremistInnen qualifiziert werden. Gleiches gilt für die in dieser Rubrik angeführten Gruppen: Nicht jede Organisation oder Partei mit Kontakten zum organisierten Rechtsextremismus ist selbst als rechtsextrem einzustufen.
Rechtsextremismus wird in keiner Weise mit Nationalsozialismus, Neonazismus oder Neofaschismus gleichgesetzt.