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"Aula" gegen Sharon, für Stadler und Remer

Neues von ganz rechts - September 2002

Johann F. Balvany, auch Autor im FPÖ-Organ Neue Freie Zeitung, prangert in der aktuellen Aula einmal mehr die "amerikanisch-jüdische Doppelzüngigkeit" (Aula 9/2002, S. 26) im Nahost-Konflikt an. In Sharons Kabinett sieht er eine "Schreckensherrschaft" und in einer Offensive der israelischen Armee einen "jüdischen Armee-Sturm auf Dschenin". (Ebenda) Illustriert wird der Artikel mit einem Foto, das islamistische Gotteskrieger mit Hitler-Gruß zeigt und von der Aula mit "Hizbollah-Männer schwören Tod dem Scharon-Regime" untertitelt wurde.

Ansonsten widmet sich diese Aula-Ausgabe schwerpunktmäßig der FPÖ-Krise und der im Anschluss an Ewald Stadlers berüchtigte "Feuerrede" losgetretenen Diskussion über die Befreiung vom Nationalsozialismus. Wie schon bei seinem jüngsten Vortrag in Wien (siehe: "Trauerfeier" am Tag der Befreiung ») schwärmt der deutsch-südafrikanische Publizist Claus Nordbruch von der Blütezeit Österreichs während "der Vereinigung mit Deutschland zum großdeutschen Reich". (Ebenda, S. 32) Weit entfernt von der Perspektive der Opfer des Nationalsozialismus nennt Fred Duswald die Befreier, die er konsequent unter Anführungszeichen setzt, ungebeten. Ihre "Propagandisten" hätten sie "als idealistische Lichtbringer, die die Finsternis des Faschismus besiegt und Österreich aus der Hölle des Bösen erlöst haben" (ebenda, S. 33) gefeiert. Drastisch auch Duswalds Urteil über das von den "Okkupanten" hinterlassene "Establishment" der Zweiten Republik: Dieses setze sich zusammen aus "geistigen Lakaien, die jeden mit rattenhafter Wut verketzern, der wie Stadler es wagt, auch die Besatzungszeit mit jenen moralischen Maßstäben zu messen, die man gemeinhin an den Nationalsozialismus anzulegen pflegt". (Ebenda)
Wie gut der Draht der Aula zum FPÖ-Volksanwalt ist, zeigt sich u. a. in der Tatsache, dass ausführlich aus den "mannigfachen Zuschriften an Ewald Stadler" (ebenda, S. 39) zitiert wird.

Schließlich bespricht noch Aula-"Schriftleiter" Otto Scrinzi ein (im Verlag des NPD-Blattes Deutsche Stimme erschienenes) Buch über den 1997 im spanischen Exil verstorbenen Alt-Nazi Otto E. Remer. Bewegt vom "Gedanken der Volksgemeinschaft" und der "Beseitigung des sozialen Elends der in Versailles verstümmelten Nation", habe es Remer in die "revolutionäre Hitlerbewegung" (ebenda, S. 47) gezogen. Am 20. Juli 1944 war dem Major als Kommandant des Berliner Wachbataillons das "Schicksal des in einen Kampf auf Leben und Tod geworfenen Reiches in die Hand gelegt worden". (Ebenda, S. 48). Diese "Aufgabe" gemeint ist die Niederschlagung des Aufstandes gegen Hitler habe Remer "ritterlich [...] bewältigt". (Ebenda) Dass der "unbeugsame und ungebeugte Deutsche" (ebenda, S. 47) über die Zerschlagung des Nationalsozialismus hinaus diesem die Treue hielt, wird von Scrinzi angedeutet, wenn er schreibt, dass sich Remer "jenseits der Lizenzparteien" (ebenda, S. 48) engagiert hat. Tatsächlich gehörte der vom FPÖ-Vorfeldorgan Aula so gefeierte Remer zu den Schlüsselfiguren im internationalen Nazi-Netzwerk nach 1945.

 

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