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Polnische Rechtsextremisten in Wien-Währing

Neues von ganz rechts - Februar 2023

Für den 11. Februar war in Wien ein „Autorentreffen“ mit zwei rechtsextremen Influencern aus Polen, Marcin Rola und Wojciech Sumliński, angekündigt.1 Als Ort war in der Ankündigung eine Adresse im 18. Gemeindebezirk angegeben, an der die von polnischen Lazaristen betreute katholische Gemeinde St. Severin ihren Sitz hat. Bereits 2014 hätte ein von polnischen Neofaschisten veranstalteter „Patriotenkongress“ ursprünglich im dortigen Gemeindesaal stattfinden sollen. Er wurde kurzfristig abgesagt.

Rola ist der Mann hinter dem Online-Medienprojekt wRealu24, dessen populärer YouTube-Kanal 2022 wegen Hassrede gesperrt wurde und das nun – neben anderen einschlägigen Kanälen – über eine von Rola gegründete Streamingplattform sendet. Das Programm von wRealu24 ist von rassistischen und antisemitischen Inhalten sowie Verschwörungsmythen geprägt. Rola selbst fiel – u.a. im Kontext der Corona-Pandemie – immer wieder mit antisemitisch grundierten Verschwörungserzählungen und rassistischen Ausfällen2, nicht zuletzt gegen Muslim*innen3, auf. Auch die Schuld am Ukrainekrieg verortet er bei Juden, welche die Südukraine zu kolonisieren trachteten.4

An ein solches Projekt glaubt auch Sumliński, der zudem Polen selbst von jüdischer Kolonisierung bedroht sieht: Juden hätten vor geraumer Zeit das Land unter sich aufgeteilt und würden hartnäckig auf seine völlige Beherrschung zustreben.5 Seit dem Mittelalter leide Polen an der jüdischen Präsenz.6 Besonders hervorgetan hat der umtriebige Publizist Sumliński sich im Bereich der Holocaust Distorsion – als Leugner der historischen Fakten um Pogrome in Polen wie insbesondere jenes von Jedwabne 1941.7 Sein Film darüber wurde – ebenso wie sein persönlicher Kanal – 2021 wegen seiner antisemitischen Gehalte von YouTube entfernt. Auch die Covid-19-Pandemie erklärt Sumliński sich und seinem Publikum einschlägig: „Es sind die Juden, die großen Globalisten, die COVID-19 erfanden.“8 Dahinter stünde der Wunsch nach Weltherrschaft.9 Politisch missliebige Personen werden von Sumliński als (vermeintlich) jüdisch oder – wie in der polnischen Rechten gängig – als Vertreter*innen eines „Judeo-Kommunismus“ geoutet.10 Kritik, er verbreite Antisemitismus, begegnet er mit Antisemitismus: „Wir zeigen nur Fakten auf – was die Juden tun, und wieviel Hinterlist, Gemeinheit und Zynismus darin enthalten ist.“11

Die nun angekündigte Veranstaltung wurde weder auf der Website, noch im Pfarrblatt der Gemeinde beworben, wohl aber über Rolas Online-Auftritte. Nach Hinweis des DÖW teilte die Erzdiözese Wien mit, dass das Event auf Veranlassung des Währinger Pfarrers abgesagt wurde. Es habe sich um keine Veranstaltung der Pfarre gehandelt und man werde Anfragen für Raumnutzung künftig sorgfältiger prüfen.

Rola ereiferte sich auf Twitter, dass Pfarrer und Kirche sich „antipolnischer Propaganda und Druck gebeugt“ hätten, ließ aber auch wissen, dass man die Veranstaltung dennoch habe durchführen können – in Form eines Austauschs auf offener Straße. In einem dort aufgenommenen und online verbreiteten Video mutmaßte Sumliński, dass der von Rola geortete „Druck der extremen Linken“ wohl von jüdischen Organisationen ausgeübt worden sei.

 


1 Den Hinweis auf die Veranstaltung verdankt das DÖW den Kolleg*innen von
NIGDY WIĘCEJ (NIE WIEDER).
2 Vgl. Never Again Association (2020), The Virus of Hate: Brown Book of the Epidemic, S. 34-37.
3 BBC newsnight, 25.6.2018.
4 Vgl. Never Again Association (2022), Let‘s Maintain Solidarity with Refugees, , S. 2.
5 Vgl. ebd., S. 29 sowie Never Again Association (2023), Report on hate speech on the National Media (Media Narodowe) YouTube channel in the years 2021-2023, 6f. und 18-21).
6 Never Again Association 2022, S. 21.
7 Vgl. Never Again Association (2021), Antisemitism and anti-vax discourse in Europe, S. 40 und Never Again Association 2023, S. 6f.
8 Zit. n. Never Again Association 2022, S. 29 (eigene Übersetzung); vgl. auch Never Again Association 2021, S. 40f.
9 Vgl. Never Again Association 2023, 10f.
10 Ebd., S. 22f.
11 Ebd., S. 10 (eigene Übersetzung).

 

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