Am 27. März sprach der niederländische Antiislam-Agitator Geert Wilders auf Einladung der FPÖ in der Wiener Hofburg. Die antimuslimische Hetzseite Politically Incorrect hat seine Rede veröffentlicht. Eingangs schmeichelte Wilders den Gastgebern, indem er Wien als ein "Symbol des Widerstandes gegen den Islam" feierte: "Der Islam wurde an den Toren Wiens besiegt." In der Folge widmete er sich vor allem den angeblich unterdrückten "Wahrheit[en]", etwa jener der Überlegenheit der westlichen über die "islamische Kultur". Aber trotz ihrer Unterlegenheit würde die islamische "unsere eigene Kultur" zerfressen. Systematisch unterdrückt würden solche "Wahrheiten" von der herrschenden politischen Klasse und von der "Lügenpresse". Angesichts von deren unheimlicher Macht hat Wilders alle Hände voll zu tun, "um die Menschen zu ermutigen, sich gegen den Islam zu erheben". Immer noch gebe es "viele gute Menschen, die […] nicht begriffen haben, wie gefährlich die Situation ist. Sie werden von den Medien und dem politischen und intellektuellen Establishment eingelullt. Wir müssen sie aufwecken und ihre Augen öffnen, damit sie die Realität erkennen können." Am Ende seiner Tirade strapaziert Wilders noch einmal die sogenannte "Türkenbelagerung": "Johann Sobieski ist nicht tot. Er lebt in uns. In Ihnen. In mir. In jedem von uns. Wir fühlen sein Herz in unserer Brust schlagen. Und mit ihm und den Helden von 1683 sagen wir: […] Wir werden den Islam besiegen!" Schon der rechtsextreme Massenmörder Anders B. Breivik halluzinierte sich als Wiedergänger Sobieskis und anderer kriegerischer Abendlandretter - mit den bekannten Folgen.
Wilders, der von sich behauptet, "die Wahrheit über das Wesen des Islam" zu kennen (NFZ 14/2015, S. 2), fühlte sich in Wien sichtlich wohl und zelebrierte gemeinsam mit Heinz-Christian Strache deren neue Kameradschaft. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit kritisierte Strache Wilders noch: "Ich halte Geert Wilders für ein Strohfeuer, das bald erlöschen könnte. Eine Zusammenarbeit strebe ich aufgrund seiner undifferenzierten Positionen nicht an. Jemand, der Aussagen tätigt, wie etwa, dass man die Araber hinter den Jordan zurücktreiben müsse, oder der Koran-Verbrennungen initiiert, kann für uns kein Partner sein. Wilders ist ein Selbstdarsteller und eine Ein-Mann-Partei. Seine Aussagen schaden eher einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Islamismus, als dass sie nützen." (Zur Zeit 3/2011, S. 11)
Im NFZ-Bericht über den Wilders-Auftritt fehlen bezeichnenderweise jene oben zitierten hetzerischen Stellen. Und FPÖ-MEP Harald Vilimsky lauschte zwar der inkriminierten Rede, wollte aber dann keine "Grundlage" für eine gegen Wilders eingebrachte Anzeige sehen. Die von der Initiative Muslimischer ÖsterreicherInnen (IMÖ) "erhobenen Vorwürfe" würden laut Vilimsky "auf völlig falschen Behauptungen fußen". Weil es sich bei Wilders' hetzerischen Rundumschlag nur um eine "Kritik am Islam" handle, beweise die Anzeige, "wie manche Muslime es leider mit der Meinungsfreiheit halten". (APA-OTS, 2. 4. 2015)
Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) hat in ihrer Reaktion auf den skandalösen Wilders-Auftritt deutlich gemacht, wie berechtigt juristische Schritte wären: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20150402_OTS0114/reaktion-der-tkg-auf-den-auftritt-von-herrn-geert-wilders.