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Kirche und Nationalsozialismus

Erika Weinzierl


Die österreichischen Bischöfe hatten noch im Dezember 1937 einen gemeinsamen Hirtenbrief veröffentlicht, in dem sie ihre Sympathie für die vom NS-Regime bedrängte deutsche Kirche zum Ausdruck brachten. Umso schwerer traf sie der "Anschluss", zumal das Konkordat von 1933 vom NS-Regime nicht anerkannt wurde. Unter der Führung des Wiener Kardinal-Erzbischof Theodor Innitzer (1875 - 1955) versuchten sie durch Verhandlungen einen Modus Vivendi zu erreichen. Unter dem Druck der Unterhändler des "Anschluss"-Gauleiters Josef Bürckel unterzeichneten alle Bischöfe am 18. März die Zustimmung zum "Anschluss" und erklärten, dass sie bei der Volksabstimmung mit Ja stimmen würden. Den Begleitbrief an Bürckel hatte Innitzer auf Drängen des Unterhändlers Himmelreich mit einem handschriftlichen "Heil Hitler!" unterschrieben. Der Brief und die Erklärung der Bischöfe wurden im ganzen Deutschen Reich auf Plakaten als Abstimmungswerbung verwendet. Die daran geknüpften Erwartungen der Kirche erfüllten sich jedoch nicht. Das NS-Regime griff zunehmend in kirchliche Rechte ein: Aufhebung aller katholischen Vereine, Beschlagnahmung von kirchlichem Vermögen und schließlich die Aufhebung der Theologischen Fakultät in Salzburg. Daraufhin brachen die Bischöfe Anfang September die Verhandlungen ab. Spätestens mit den antikatholischen Ausschreitungen vom Oktober 1938 war die "Appeasement-Phase" von Seiten der Kirche zu Ende. Verfolgung und Widerstand bestimmten die folgenden Jahre.

Gegen die vom Konkordat nicht geschützte Kirche in Österreich wurde der NS-Kulturkampf mit besonderer Härte geführt. 26 große Stifte und Klöster und 188 andere Männer- und Frauenklöster wurden aufgehoben, über 1.400 katholische Privatschulen, Heime und Bildungsinstitute geschlossen, das Kirchenvermögen beschlagnahmt, der Religionsfonds (von Kaiser Joseph II. aus dem Vermögen aufgehobener Klöster errichtet) aufgelöst. Aus dem Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg machte man eine Adolf-Hitler-Schule. Über 6.000 kirchliche Vereine, Werke und Stiftungen wurden verboten. Die katholischen Standesblätter und schließlich auch die Kirchenzeitungen wurden eingestellt.


 


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