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Fritz Schwarz-Waldegg: Zwischen Hoffnung und Furcht

 

Fritz (Friedrich) Schwarz-Waldegg, geboren am 1. März 1889

 

Deportation nach Maly Trostinec: 31. August 1942

 

 

Wie auch andere jüdische KünstlerInnen, die Opfer der Shoah wurden, ist der österreichische Expressionist Fritz Schwarz-Waldegg in der Nachkriegszeit weitgehend in Vergessenheit geraten. Vor dem "Anschluss" 1938 war Schwarz-Waldegg ein etabliertes Mitglied der österreichischen Kunstszene. Ab 1919 war er Mitglied der liberalen Künstlervereinigung Hagenbund, deren Vorstand er viele Jahre u. a. als Schriftführer und 1925/26 als Präsident angehörte.

 

 

 

2009/2010 wurde im Jüdischen Museum Wien die erste große Werkausstellung Schwarz-Waldeggs gezeigt: Fritz Schwarz-Waldegg. Maler-Reisen durchs Ich und die Welt.

Das Cover der aus diesem Anlass von Matthias Boeckl herausgegebenen Publikation zeigt das vermutlich bekannteste Bild Fritz Schwarz-Waldeggs, Bekenntnis (1920, im Besitz des Belvedere, Wien).

Buchcover

 

Nach der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland wurde der Hagenbund aufgelöst. Schwarz-Waldegg war zwar 1916 zum katholischen Glauben übergetreten, galt jetzt aber nach den "Nürnberger Gesetzen" als Jude und war daher von der Aufnahme in die Reichskunstkammer ausgeschlossen. Im Oktober 1938 musste Schwarz-Waldegg sein Atelier in Wien-Alsergrund aufgeben, das daraufhin der nichtjüdische Maler Karl Gunsam bezog. Schwarz-Waldegg wohnte nun bei seiner Schwester Melanie Schmid und seinem nichtjüdischen Schwager Alexander Julius Adolf Schmid in der Wilhelm-Exner-Gasse 13, ebenfalls im neunten Wiener Gemeindebezirk.

 

Vom offiziellen Kunstbetrieb ausgeschlossen, erhielt Schwarz-Waldegg gelegentlich Porträtaufträge von Bekannten und Freunden. So fertigte er 1940/41 ein Porträt der jungen Gertrude Olga Maria Nussgruber (später verh. Koranyi) an, woraus sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen beiden entwickelte. Gertrude Nussgruber-Koranyi hat 2006 in einem zweiseitigen Typoskript ihre Erinnerungen an Fritz Schwarz-Waldegg niedergeschrieben. Daraus geht unter anderen hervor, dass Schwarz-Waldeggs Gefühlswelt 1941 zwischen Hoffnung und Furcht schwankte:

 

"Ich kann mich dunkel erinnern, dass wir uns im Dezember 1941 beim Denkmal der Maria Theresia in Wien getroffen haben. Das muss nach dem Kriegseintritt Amerikas (8.12.41) gewesen sein. Und diese Tatsache stimmte ihn ziemlich hoffnungsvoll. Allerdings hatte er vorher schon immer wieder angedeutet, er hätte gehört, dass Juden verschleppt[,] in Züge gesetzt würden, durch einen Tunnel gefahren werden würden, der vergiftet sei, um am anderen Ende dann tot herausgefahren zu werden. Ein befreundeter Herr Stelzhammer hatte ihm angeboten, sich in einer Gartenlaube – wenn es hart auf hart kommen sollte – verstecken zu können. Eines Tages kam er nicht mehr zu unseren Treffen und ich konnte nicht erfahren, wo er geblieben ist."

 

Fritz Schwarz-Waldegg wurde am 31. August 1942 nach Maly Trostinec verschleppt und dort nach der Ankunft am 4. September 1942 ermordet.

 

Zwei Geschwister Schwarz-Waldeggs überlebten im Exil: Paula Schwarz (Jg. 1885) war 1938 nach Großbritannien, Arthur Schwarz (Jg. 1887) nach Südfrankreich geflüchtet. Schwarz-Waldeggs Schwestern Melanie Schmid (Jg. 1896) und Vilma Daneg (Dancz, Jg. 1892) waren durch ihre Ehen mit Nichtjuden vor der Deportation geschützt und erlebten die Befreiung in Wien.

 

 

Literatur:
Fritz Schwarz-Waldegg. Maler-Reisen durchs Ich und die Welt, hrsg. v. Matthias Boeckl für das Jüdische Museum der Stadt Wien, Wien 2009: Matthias Boeckl schildert in seinem Beitrag den künstlerischen Werdegang Schwarz-Waldeggs (Download >>), Elisabeth Klamper setzt sich mit der NS-Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und der Auslöschung Schwarz-Waldeggs auseinander (Download >>).

 

 

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Downloads

31. 8. 1942 (Auszug)
(719,0 KB)

Elisabeth Klamper
(185,8 KB)

Matthias Boeckl
(188,4 KB)
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