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Rosenkranzfeier und Anti-NS-Jugendkundgebung 1938

ZeitzeugInnen berichten

 

Am 7. Oktober 1938 verliehen mehrere Tausend Jugendliche auf dem Wiener Stephansplatz ihrer Loyalität zur katholischen Kirche und – nach dessen spontaner Ansprache im Zuge einer Jugendandachtstunde im Stephansdom (Rosenkranzfeier) – zum Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer lautstark Ausdruck. Auch heute noch vermitteln die Schilderungen von AugenzeugInnen dieser im Deutschen Reich einmaligen Kundgebung Freude, Begeisterung, aber auch Überraschung über das unerwartet kräftige Lebenszeichen der Katholischen Jugend. Für manche der Jugendlichen war es ein erster Schritt in Richtung Widerstand gegen das NS-Regime.

 

Die Reaktion der Wiener NS-Größen ließ nicht auf sich warten: Am 8. Oktober stürmten Angehörige der Hitler-Jugend das Erzbischöfliche Palais und das Curhaus, der Priester Johannes Krawarik wurde schwer verletzt. Am 13. Oktober hetzte Gauleiter Josef Bürckel bei einer Massenversammlung auf dem Wiener Heldenplatz – laut Wiener Ausgabe des Völkischen Beobachters vom 14. Oktober vor 200.000 "VolksgenossInnen" – gegen den "politisierenden Klerus", die Drohungen auf mitgeführten Transparenten ("Innitzer und Jud, eine Brut", "Pfaffen auf den Galgen" u. Ä.) waren unverhohlen.

 

Die ausgewählten Texte sind Auszüge aus lebensgeschichtlichen Interviews mit WiderstandskämpferInnen und Verfolgten, die im Zuge des DÖW-Projekts Erzählte Geschichte ab den frühen 1980er-Jahren aufgenommen wurden.

 

 

Wolfgang Müller-Hartburg

Sternwallfahrt aus ganz Wien

Wolfgang MÜLLER-HARTBURG (1923–2001) arbeitete 1938 bis 1941 in der Katholischen Jugend und wurde im Dezember 1939 für einige Tage inhaftiert. Im März 1941 wurde er vom Schulbesuch suspendiert und musste danach zur Deutschen Wehrmacht einrücken.

 

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Anna Maria Kretschmer (links)

Begeistert

Anna Maria KRETSCHMER geb. FANTL (1919–2010) war am Aufbau einer illegalen Pfarrjugendgruppe in der Pfarre Wien-Gumpendorf und an der Vervielfältigung und Verteilung von Flugblättern beteiligt.

 

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Erwin Ringel (rechts)

Der Platz hat ganz und gar uns gehört

Erwin RINGEL (1921–1994) war nach dem "Anschluss" 1938 Pfarrjugendhelfer von St. Stephan und baute eine Pfarrjugendgruppe auf. Ab Dezember 1939 war er mehrere Wochen in Gestapohaft. In den letzten Kriegsmonaten unterstützte er ein jüdisches "U-Boot".

 

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Hermann Lein

Voll bis zum letzten Platz

Hermann LEIN (1920–2006) gehörte ab März 1938 der Pfarrjugendgruppe Wien-Breitenfeld an. Er wurde am 9. Oktober 1938 festgenommen und war vom Dezember 1938 bis April 1940 in den KZ Dachau und Mauthausen in Haft.

 

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Fritz Molden

Plötzlich lauter Antinazilieder gesungen

Fritz MOLDEN (1924–2014) wurde am 8. Oktober 1938 festgenommen und über Nacht in Haft behalten und war auch 1940 kurze Zeit inhaftiert. Später war er in einer Widerstandsgruppe innerhalb der Deutschen Wehrmacht aktiv. Nach seiner Desertion im Mai 1944 baute er als Verbindungsmann zwischen den westlichen Alliierten und der Widerstandsorganisation O5 ein Kurier- und Nachrichtennetz auf.

 

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Wilhelm Samida

Wie in Ekstase

Wilhelm SAMIDA (1910–2004), Jugendseelsorger in Wiener Neustadt, stellte einen Bericht über die Erstürmung des Erzbischöflichen Palais her und verbreitete ihn. Von Oktober 1939 bis Februar 1940 war er in Gestapohaft, anschließend musste er die Stadt verlassen; im Juli 1941 folgte ein Aufenthaltsverbot für die "Ostmark". Kurz vor Kriegsende festgenommen, konnte er im Zuge eines Fliegerangriffs flüchten.

 

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Franz Hubalek

Ein paar verlässliche Leute

Franz HUBALEK (1917–2000) war an der Verbreitung eines Berichts über den Sturm von Angehörigen der Hitler-Jugend auf das Erzbischöfliche Palais beteiligt.

 

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