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Eine Liebe im Angesicht der bevorstehenden Hinrichtung: Elfriede Hartmann und Rudolf Mašl

 

Der Verrat militärischer Dienstgeheimnisse zählt zu den schlimmsten Delikten, derer sich ein Soldat schuldig machen kann. Dazu zählte im Zweiten Weltkrieg der Standort der Einheiten, weshalb Soldaten nur über sogenannte Feldpostadressen erreichbar waren.

 

Jede Form der "Zersetzung der Wehrkraft", die sich direkt an die Soldaten richtete, beruhte daher auf dem Sammeln möglichst vieler Feldpostadressen, an die Flugblätter und vervielfältigte Briefe verschickt werden konnten.

Elfriede HartmannRudolf Mašl

Elfriede Hartmann (1921 - 1943) und Rudolf Mašl (1920 - 1943)
(Fotos: DÖW)

 

Der in Norwegen stationierte Wehrmachtssoldat Rudolf Mašl sammelte solche Adressen, seine Freundin Elfriede Hartmann bündelte in Wien die Informationen. Friedl Hartmann, der wegen ihres jüdischen Vaters die Fortsetzung ihres Studiums verweigert worden war, war eine der faszinierendsten Persönlichkeiten im illegalen kommunistischen Jugendwiderstand. Nachdem sowohl sie selbst als auch Rudolf Mašl verhaftet worden waren, schmuggelte sie Dutzende geheime Botschaften (Kassiber) aus der Gestapo-Haft, um alles zur Rettung ihres Freundes zu unternehmen.

Kassiber

Auszug aus dem Kassiber Elfriede Hartmanns vom 15. 9. 1941 an die Eltern:
... Bitte esst ein anständiges und ausgiebiges Frühstück, müsst Euch halt dazu zwingen. Nicht, dass, wenn ich aus dem Verhandlungssaal komme und Euch "Tod" sagen muss, Ihr mir zusammenbrecht. Nehmt Euer Herz fest in beide Hände und seid stark. Ich weiss, wofür; ich habe gekämpft in dem Bewusstsein, dass, wenn ich auffliege, es keine Rettung für mich gibt.
Ich war immer darauf gefasst. Für mich ist das Urteil nicht schwer. Also, meine Lieben, Mut, Mut - noch lebe ich ...

 

Rudolf Mašl und Elfriede Hartmann wurden am 27. August bzw. 2. November 1943 hingerichtet. Für Elfriede Hartmann waren ihre Liebe zum Wehrmachtssoldaten Rudolf Mašl und ihr politisches Engagement gegen den Vernichtungskrieg von Wehrmacht und SS nicht voneinander zu trennen - als Motto dienten ihr folgende Zeilen des türkischen Dichters Nazim Hikmet:

 

Wenn ich nicht brenne,
wenn du nicht brennst,
wie sollen wir dann Licht
in die Dunkelheit bringen

 

 

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