logo
logo

Kalman Reich: "... nach kurzem schwerem Leiden"

Kalman Reich 

 

Kalman Reich, geboren am 4. Jänner 1879

Deportation nach Nisko: 26./27. Oktober 1939

 

 

 

 

 

 

"KOMME FREITAG FRUEH 7 UHR", informierte der Kaufmann Kalman Reich seine Angehörigen per Telegramm am 12. Jänner 1939 über seine Freilassung aus dem KZ Dachau und seine Rückkehr nach Wien am folgenden Tag. Reich war im Zuge des Novemberpogroms 1938 am 10. November festgenommen und am 14. November in das KZ Dachau eingewiesen worden.

 

Die Familie – 1938 in der Semperstraße 60/13, 1939 in der Gymnasiumstraße 71 in Wien-Währing wohnhaft – bemühte sich um Ausreisemöglichkeiten in die USA oder nach Palästina:

 

 

"Meine geliebte Anna u. l. [liebe] Kinder

Deine l. Karte u. Geld habe erhalten, danke dir vielmals. Wie geht es dir l. Anna u. l. Kinder, ich bin gesund und hoffe von Euch dasselbe. Schreibe mir bitte gleich ausführlich von was Ihr zu Leben habet. Vielleicht kannst du l. Kind etwas wegen der Ausreise nach U.S.A. oder Palestina erfahren."

 

Kalman Reich an seine Familie, Dachau, 3. 12. 1938 (Kopie DÖW 20.890, mit Transkript)

Download >>

Brief

 

1939 aus der Haft entlassen, sollte es Reich jedoch nicht mehr gelingen, aus dem Deutschen Reich zu flüchten. Er wurde für den zweiten Transport nach Nisko, der mehrfach verschoben wurde, eingeteilt. Am 23. Oktober 1939 informierte ihn die Israelitische Kultusgemeinde Wien über den geplanten Termin:

 

 

"Der für Dienstag, den 24. Oktober 1939 in Aussicht genommene Transport geht voraussichtlich am Donnerstag, den 26. Oktober 1939 ab. Nähere Mitteilungen erfolgen noch."

 

Mitteilung der IKG Wien an Kalman Reich,
23. 10. 1939
(Kopie DÖW 20.890)

Download >>

Mitteilung IKG, 23. 10. 1939

 

Wie der Großteil der deportierten Männer wurde Reich nach der Ankunft in Nisko nicht in das Lager aufgenommen. Er flüchtete über die deutsch-russische Demarkationslinie und erreichte Lemberg (Lwow). Seine Frau Anna Reich unterstützte ihn dort durch Geldüberweisungen. Am 20. April 1940 wurde sie von dem ebenfalls nach Nisko deportierten Siegfried Jellinek informiert, dass Kalman Reich am 13. März (nach anderen Quellen am 19. März) 1940 in Lemberg verstorben war:

 

 

"Ich habe die traurige Pflicht übernommen, Sie, geehrte Frau Reich, von dem Ableben Ihres Gatten, welcher am 13. III. a. c. [anno Christi / im Jahre Christi] nach kurzem schwerem Leiden im hiesigen Krankenhause verschieden ist, in Kenntnis zu setzen. Meine Kameraden und ich gaben ihm das letzte Ehrengeleite und soll Sie das Bewusstsein, dass wir ihm alle gut gesinnt waren und ihn bis zum letzten Moment betreut haben, über diesen grossen Verlust, der Sie betroffen, hinwegtrösten."

 

Siegfried Jellinek an Anna Reich, Lemberg, 20. 4. 1940 (Kopie DÖW 20.890)

Download >>

Brief

 

Reichs Sohn Heinz (geb. 1923) flüchtete nach Palästina, auch Reichs Tochter Edith (Dita, geb. 1926) und seine Frau Anna (geb. 1890) überlebten.

 

 

<< zurück: Deportationen Wien - Nisko, 1939

 

Downloads

Kopie DÖW 20.890 (mit Transkript)
(503,4 KB)

Kopie DÖW 20.890
(235,5 KB)

27. 10. 1939
(457,1 KB)

Kopie DÖW 20.890
(467,9 KB)

Kopie DÖW 20.890
(166,0 KB)
Unterstützt von: