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Paula und Erich Prager-Mandowsky – geflüchtet nach Budapest, Opfer der Shoah

Winfried R. Garscha

 

Paula und Erich Prager-Mandowsky 

 

Paula und Erich Prager-Mandowsky

Foto: Privatbesitz

 

 

Urkunden, dienstliche Schreiben, Privatbriefe und Korrespondenzkarten, unterschiedliche Formulare in deutscher und ungarischer Sprache sowie verschiedene Aufstellungen dokumentieren den Überlebenskampf einer jüdischen Familie – in dem vor wenigen Monaten an das DÖW übergebenen Konvolut wird die Niedertracht der Behörden ebenso deutlich wie das Verhalten von Bekannten und Geschäftspartnern unter den Bedingungen des NS-Terrors. Während ihren beiden Töchtern Elly und Ilse die Ausreise nach England und schließlich in die USA gelang, bedeutete für die Eltern selbst die Flucht nach Budapest keine Rettung: Die ungarischen Behörden lieferten das Flüchtlingsehepaar an die deutschen Behörden aus.

 

Von den USA aus versuchten die beiden Töchter vergeblich, für die Eltern Ausreisemöglichkeiten zu organisieren, zuerst von Wien, später von Budapest. Dort bemühte sich ein Verwandter Paula Prager-Mandowskys – Ödön (Edmund) Kronberger –, ihr und ihrem Mann zu helfen, auch indem er bei den ungarischen Behörden für ihren Lebensunterhalt garantierte.

 

Wann im Jahre 1942 das Wiener Ehepaar Prager-Mandowksy nach Budapest geflüchtet ist, geht aus den erhalten gebliebenen Dokumenten nicht eindeutig hervor, doch lässt sich aus der Datierung von Listen über zurückgelassene Kleidung und sonstige Gegenstände, die Bekannten zur Aufbewahrung bzw. Nachsendung übergeben wurden, schließen, dass die Prager-Mandowskys Wien im April oder Mai 1942 verließen. Die Internierung durch die Budapester Polizei 1944 geht aus Briefen Kronbergers an die Töchter hervor.

 

Über das weitere Schicksal von Paula und Erich Prager-Mandowsky ist bisher nur bekannt, dass sie, höchstwahrscheinlich im Juni 1944, von Budapest vermutlich nach Auschwitz deportiert wurden.

 

Das DÖW erhielt die Dokumente von Architekt Dipl.-Ing. Thomas Gellert in Absprache mit dessen Cousins Dr. Peter Langer und Dipl.-Ing. Hans Langer

 

Die Dokumente betreffen folgende Personen:

 

ERICH PRAGER-MANDOWSKY
Geburtstag: 8. Jänner 1876
Geburtsort: Hultschin (Hlucín/Hluczyn), Österr.-Schlesien
Eltern: Moritz Mandowsky, Rosalie Prager (daher rührte der Doppelname Prager-Mandowsky)

 

PAULA PRAGER-MANDOWSKY, geb. Kronberger
Geburtstag: 11. Dezember 1884
Geburtsort: Steyr, Oberösterreich
Eltern: Heinrich Kronberger, Rosa Kronberger, geb. Stössel

 

Hochzeitstag: 5. Mai 1912 (getraut im Israelitischen Gotteshaus Linz)

 

Adressen in Wien:

  • Wien 4, Paniglgasse 9 (Wohnung wurde gekündigt)
  • Wien 4, Taubstummengasse 8 (Wohnsitz laut Verzeichnis über das Vermögen der Juden, Juni 1938)
  • Wien 1, Wipplingerstraße 15/10 (Meldungsnachweis, 29. März 1940. Das Haus Wipplingerstraße 15 war auch für elf weitere Personen die letzte Wohnadresse vor der Deportation und Ermordung.)

 

Ein großer Teil der Sammlung besteht aus Karten und Briefen zunächst der Eltern, später (bis in die Nachkriegszeit) in erster Linie von Ödön Kronberger an die beiden Töchter in den USA:

Elly Prager-Mandowsky, verheiratete Niebuhr
Ilse Prager-Mandowsky, verheiratete Langer (nannte sich fortan Elsa Langer)

 

Ödön Kronbergers Großvater war ein Bruder des Großvaters von Elly und Ilse Prager-Mandowsky. Kronbergers Eltern konnten sich in Budapest "arische" Papiere verschaffen und dadurch unbehelligt überleben. Eine andere Verwandte, Agathe (Agy) Kronberger (geb. 1922), wurde hingegen am 1. Oktober 1942 von Wien in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 19. Oktober 1944 nach Auschwitz überstellt. Ihr Vater Norbert Kronberger (geb. 1877), der mit ihr nach Theresienstadt verschleppt worden war, erlebte dort die Befreiung 1945.

 

 

Die Angehörigen verbinden mit der Übergabe der Dokumente an das DÖW den Wunsch, damit einen Platz der Erinnerung an Paula und Erich Prager-Mandowsky zu schaffen, und auch die Hoffnung, dass über die Website des DÖW Menschen, die eventuell über Informationen zum Schicksal dieser weitverzweigten Familie verfügen, sich melden könnten. Insbesondere der weitere Weg nach der Internierung in Budapest (17. März 1944) liegt völlig im Dunklen.

 

Bisher verfügt das DÖW über keine Dokumente betreffend etwaige Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Familien Prager-Mandowsky bzw. Kronberger und dem Ehepaar Kurt Mandowsky (geb. 4. September 1869) und Wilhelmine Mandowsky (geb. 3. März 1876), beide am 22. Juli 1942 von Wien 2, Rembrandtstraße 32/10, in das Ghetto Theresienstadt deportiert (Transport IV/5, Nr. 710 und 711) und dort zugrunde gegangen.

 

 

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Downloads

1912 (mit 1939 eingefügtem Vermerk über die Annahme der für Juden und Jüdinnen vorgeschriebenen Zusatznamen "Israel" bzw. "Sara")
(236,1 KB)

Wien, 6. 9. 1941 (Ausreisebemühungen)
(158,9 KB)

New York, 2. 11. 1941 (Ausreisebemühungen)
(334,1 KB)

Budapest, 15. 6. 1943 (letzte Verfügung)
(775,7 KB)

Budapest, 22. 3. 1944 (Internierung)
(292,2 KB)

Budapest, 6. 4. 1944 (Ausreisebemühungen, Flucht nach Ungarn, Internierung)
(1,1 MB)

8. 4. 1944
(263,3 KB)

o. D. (April 1944)
(189,2 KB)

21. 1. 1946 (Internierung und Deportation von Paula und Erich Prager-Mandowsky)
(900,4 KB)

14. 6. 1946 (Übermittlung des Briefs von Paula und Erich Mandowsky-Prager vom 8. 4. 1944 u. a.)
(327,9 KB)

15. 8. 1947
(581,9 KB)
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